Willkommen in der Welt von Red Bull
Vier Vereine haben sich in dieser Übertrittszeit in Salzburg bedient, um sich zu verstärken. Die Red Bull-isierung der Bundesliga schreitet voran.
Ein Kommentar von Georg Sander
Bereits im Sommer verliehen Red Bull Salzburg und Farmteam Liefering mit Luca Meisl (SKN), Igor (Austria), Youba Diarra (Hartberg) drei Spieler in der Liga, Altach holte Emir Karic. Mit Sekou Koita (WAC), Gideon Mensah (Sturm), Mohamed Camara (Hartberg) und Mergim Berisha (Altach) folgten im Winter vier weitere. Zudem holte man Albert Vallci aus Innsbruck, was einerseits den Konkurrenzkampf in der eigenen Abwehr erhöht, andererseits dem finanziell nicht auf Rosen gebeteten FC Wacker eine schöne Stange Geld bringt.
Der LASK versucht sich bekanntlich in kleinerem Rahmen, aber ähnlicher Manier, derart zu bewegen. Auch Wacker Innsbruck will über die zweite Mannschaft die erste aufbauen. Ähnliches strebt auch die Austria mit den Young Violets an. Den eigenen Nachwuchs vermehrt in Betracht zu ziehen, das wollen oder müssen auch die Admira und Mattersburg. Im Zweitteam kann im Idealfall der Spielstil des Erstteams erprobt werden, längere Akklimatisierungen fallen weg – wie eben in Salzburg.
Im Kontext des modernen Fußballs funktioniert die Vorgehensweise von Red Bull. Ob man das jetzt gut oder schlecht findet, ist wieder eine andere Frage.
Und der Rest?
Der Rest der Liga muss da schauen, wo er bleibt. Wer besonders verzweifelt ist, zahlt mehr als üblich, wie Rapid. Oder muss sich eben damit abfinden, dass der Hauptklub verliehene Spieler, wenn sie einschlagen, wieder zurück holen kann und man erst recht wieder am Anfang da steht. Das betrifft dann freilich auch die vier Klubs, die diesen Winter aus Salzburg geliehen haben.
Grundsätzlich hängt es aber von vielen verschiedenen Faktoren ab, warum ein Team am Ende gut funktioniert, nicht notwendigerweise vom Verhalten am Transfermarkt. Derzeit performen die Klubs am besten, die kontinuierlich arbeiten, sei es mit viel Geld oder mit weniger als die Konkurrenz.
Der finanzielle Aspekt
Das Ganze hat auch einen finanziellen Aspekt. Denn es gibt immer einen Klub, der mehr Geld auf den Tisch legen kann. Wie Rapid in Sachen Bayo erfahren musste, auch aus mitunter kleinen Ligen. Neben den bekannten fünf großen Ligen haben sich letztlich auch die zweiten Ligen Englands und Deutschlands als deutlich finanzkräftiger erwiesen, dazu kommen noch Klubs aus etwa den Niederlanden oder Belgien.
Durch die vor allem von England ausgehende Überkapitalisierung des Fußballs können schon deutsche Klubs kaum mehr anderes machen, als große Summen für Wetten auf die mögliche Performance von Spielern auszugeben. Schalke überwies Manchester City für Rabbi Matondo, 18 Jahre jung und ohne Premier League-Einsatz, kolportierte neun Millionen Euro. Nicht zu vergessen: Selbst Werder-Teilzeitkraft Florian Kainz wechselte im Winter für drei Millionen Euro nach Köln.
Der Red Bull-Weg
An diesem internationalen Kuchen naschen heimische Klubs auch mit, siehe Wöber, Zulj oder die vielen Transfers aus Salzburg weg – unter kräftiger Mithilfe des Schwesternklubs. Die großen Transfers schaffen Möglichkeiten, geht man den Red Bull-Weg, kann wieder reinvestiert werden: in Ersatz, besseren Nachwuchs, mehr Trainer, Infrastruktur und so weiter. Das ist eben der Weg des modernen Fußballkapitalismus: Wer hat, dem wird gegeben.
Im Kontext des modernen Fußballs funktioniert die Vorgehensweise von Red Bull. Wäre es nicht Leipzig würde sich für die meisten Kicker wohl auch sonst ein finanzkräftiger Abnehmer finden. Und die Liga hat dann etwas davon. Ob man das jetzt gut oder schlecht findet, ist wieder eine andere Frage.