Foto: © GEPA 2018 / November

Franco Foda muss das tun, was er schon bei Sturm Graz getan hat

0:0 gegen Bosnien, das dem Sieg näher war. Franco Foda muss sich schnell etwas einfallen lassen, will das ÖFB-Team in der EM-Qualifikation eine gute Figur machen.

Ein Kommentar von Georg Sander und Michael Fiala

 

Niederlage, Sieg, Unentschieden. So lautet die bisherige Bilanz. Ein Sieg in Nordirland könnte dem Team einen versöhnlichen Jahresabschluss bescheren. Das wäre historisch, denn in vier Begegnungen in Nordirland unterlag die ÖFB-Auswahl drei Mal, holte weiters ein „irrereguläres“ Remis. Das ist aber letztlich egal, wenn sich am Spiel der Foda-Elf nichts ändert.

Denn von Beginn weg lief einfach viel falsch. Florian Kainz auf der Zehn war eine schlechte Idee, die zur Halbzeit korrigiert wurde. Alessandro Schöpf war unsichtbar, Valentino Lazaro konnte auf der recht hohen Feldposition kaum zur Entfaltung kommen, die Außenverteidiger waren mit Defensivaufgaben beschäftigt, die Mittelfeldzentrale schaffte kaum Impulse nach vorne, ließ Kompaktheit in der Rückwärtsbewegung vermissen. 

"Aber erste Halbzeit war das zu wenig, das habe ich auch in der Pause klar angesprochen. "

Falsche Personalentscheidungen

Foda hatte in der Pause reagiert, mit Xaver Schlager (für Kainz) lief es zunächst deutlich besser, bis sich die Bosnier auch auf den neuen Mann in der Zentrale eingestellt hatten. Schöpf (bis zur 67.) und Zulj (bis zur 82.) durften weiter spielen. Mit den zwei Sturmtanks Gregoritsch und Janko war die Variante am Ende eben die Brechstange, die nichts brachte.

Der Teamchef möchte nun „nicht alles schlechtreden“, muss sich aber den Vorwurf gefallen lassen, warum er etwa offensichtlich in Form befindliche Kicker wie Louis Schaub oder den über gegen tiefstehende Teams Wusler-Qualitäten habenden Thomas Goiginger auf der Bank ließ. Oder auch Konrad Laimer, der immerhin in der deutschen Bundesliga spielt und darüber hinaus heute auch dem U21-Team beim historischen Duell um die Teilnahme an der U21-Euro gegen Griechenland helfen hätte können.

Ja, es gab prominente Ausfälle wie den im Team soliden Sebastian Prödl und den bei Hoffenheim überragenden Florian Grillitsch. Es gibt zudem einen Gegner, der das, wie schon beim Hinspiel, sehr clever spielte. Wenn aber die Vorbereitungszeit so kurz ist, das Spiel – systemunabhängig – zuletzt eher einem Gemurkse ähnelt, muss man sich schon den Vorwurf machen lassen, wenn man Spieler offensichtlich falsch, gar nicht oder dann einsetzt, wenn sie nicht in Form sind.

Die Neu-Erfindung des Franco F.

Jahrelang galt bei Sturm Graz das 4-4-2 mit flacher Sechs und eher reaktivem Ansatz unter Foda in Stein gemeißelt. Aber quasi über Nacht zauberte Foda im Herbst 2017 einen neuen, durchaus begeisternden Ansatz aus dem Hut. Als der Deutsche Sturm verließ, lachten die Blackies von der Tabellenspitze, wurden am Ende mit Vogel Zweiter, zehrend von Fodas Aufbauarbeit (unter Foda hatte Sturm in der Spielzeit 17/18 einen Punkteschnitt von 2,2, unter Vogel von 1,6).

Diese Neuerfindung muss nun auch beim Nationalteam erfolgen. Am besten schon am Sonntag gegen Nordirland. Im März startet die EM-Qualifiktion. Beinahe die Hälfte aller antretenden Teams qualifiziert sich für die Europa-weit ausgetragene Europameisterschaft. Wenn schon relativ biedere Truppen wie Bosnien oder Nordirland das österreichische Team vor Probleme stellen, könnte die EM-Quali schneller vorbei sein als es uns lieb ist. Die Zeit vor Koller lässt grüßen.

Fünf bis sechs Teams treten in den Qualifikationsgruppen an. Österreich ist fix in Topf 2. Neben Kalibern wie Spanien oder Frankreich aus dem Topf 1 sind in Topf 3 (genau weiß man das erst nach den letzten Nations League Spielen) Mannschaften wie Tschechien, Dänemark Schweden oder die Türkei (sind eventuell in Topf 2) und Griechenland, Ungarn, Israel, Schottland, Serbien möglich.

 

Man muss kein Fußballexperte sein um zu erkennen, dass es eine sehr schwierige Qualifikation wird, auch wenn eben 20 Startplätze ausgespielt werden. Vor allem mit dem aktuellen Kick.

90minuten.at-TV: Die komplette Pressekonferenz mit Franco Foda im Audio-File

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