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Jedes einzelne Feuerzeug zählt

Bierduschen für den Rapid-Goalie, Feuerzeuge an der Cornerfahne. Die Rügen für Rapidfans im Sommer sind nicht lange her. Fanattacken in Graz und Linz. Die Bundesliga will ein besseres Image. Aber der Umgang mit den Troubles ist zum Teil erschreckend lapidar.

Ein Kommentar von Georg Sander

 

Die gesammelten Fanverfehlungen fallen in zwei Kategorien. Da gibt es einerseits die Fraktion „Wald und Wiese“, die gerne gezielt auf andere Fans los geht. Wie jüngst in Linz, wie öfters in Graz. Diese sollen hier nicht das Thema sein. Die Klubs können schließlich wenig dafür, wenn abseits der Stadien oder abseits der Spiele etwas geschieht. Hier muss mit den Behördern zusammen gearbeitet werden.

Andererseits gibt es aber eine Reihe an „normalen“ Fans in den Kurven, die bei schlechten Spielverläufen das Bier nicht so gerne trinken und es werfen. Oder die ihr Feuerzeug in der Nähe gegnerischer Spieler entsorgen. Erschreckend dabei ist aber zum Teil der Umgang der Betroffenen. Der Liga laufen die Fans kaum in Scharen zu. Außer in Hütteldorf, Graz und Linz bleiben viele Plätze leer. Da will man es sich wohl nicht auch noch mit jenen verscherzen, die überhaupt kommen. Zumindest wirkt es so. Aber mehr Fans werden es wohl auch nur bedingt, wenn jede Woche irgendwas ist. Denn die Reaktion sind oft haarsträubend. 

Kein Bewusstsein, dass es stört

„Das gehört in einem engen Stadion dazu, hat mich jetzt nicht wirklich beeinflusst und gestört“, meinte etwa Rapid-Goalie Richard Strebinger zu den diversen Bierduschen. „Es sollten keine Dinge reinfliegen, aber ich habe das gesehen und bin weggegangen. Dann war es aber auch wieder zu Ende“, der lapidare Kommentar von Salzburgs Valon Berisha, nachdem er einen Corner vor dem Sektor der Sturmfans nicht ausführen wollte. „Das ist halt das Derby, da geht es um viel. Es ist keiner verletzt worden, es hat sich keiner weh getan. In Wahrheit ist nichts passiert“, sagte Rapids Mario Sonnleitner nach dem zwischenzeitlich unterbrochenen Wiener Derby im Sommer. Problembewusstsein? Oder wie sagte es Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek? "Die Bemühungen der Bundesliga, den Zuschauerschnitt in den heimischen Stadien zu heben, werden mit der offenbar erfolgreich versuchten Skandalisierung konterkariert."

 

Quasi: Scheißt's euch net an.

 

"Das gehört in einem engen Stadion dazu, hat mich jetzt nicht wirklich beeinflusst und gestört" - Nur weil es Rapid-Goalie Strebinger nicht stört, gehört eine Bierdusche noch lange nicht dazu

Dinge werfen gehört nicht "dazu"

Fußballfans regen sich vollkommen zurecht auf, dass die Polizei Repressionen zuerst an ihnen übt, die dann in weiterer Folge bei zivilen Protesten außerhalb des Fußballumfelds auch angewandt werden. Ungeklärt sind nach wie vor die Umstände über den aus Sicht von Rapids Fananwälten überharten Einsatz nach dem letzten Wiener Derby im Prater. Und die „Normalos“ können eben auch wenig dafür, wenn sich ein paar besonders „Ambitionierte“ abseits der Stadien zu Stelldicheins treffen. Einen Gefallen machen diese den anderen Fans aber genau so wenig wie jene, die in aufgehitzter Stimmung dafür sorgen, dass Spiele kurz oder lang unterbrochen werden. Auch wenn das freilich vorkommen kann, ist es so, dass darüber – zurecht, sieht ja jeder im TV – berichtet wird. Und es zeichnet ein Bild von den Kurven, das nicht unbedingt positiv ist.

Die Frage ist eben, wie die Vereine oder die Spieler und Verantwortliche damit umgehen. Denn bei allem Verständnis für eine lustige Auswärtsfahrt mit Bier und Emotion – es gehört eben nicht „dazu“, dass Dinge aufs Feld geworfen werden. Und wenn man die sozialen Medien durchforstet, fallen halt öfters Sätze wie „Ich gehe nicht mehr ins Stadion“ oder „Nicht mit meinen Kindern“. Und zwar sowohl unter größeren, aber auch kleineren Vorfällen. Andererseits haben die Klubs mit dem häufigsten "Fan-Problemen" auch die meisten Fans. Ein schwieriger Spagat also.

Niemand soll hier päpstlicher sein als der Papst, aber ein bisschen mehr Bewusstsein, dass nicht nur das Verhalten der negativen Ausreißer dem Fußball schadet, sondern auch lapidare Kommentare von Spielern und Verantwortlichen, sollte schon da sein.

 

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