Die Zerreißprobe
Foto © GEPA

Die Zerreißprobe

Die Klubkonferenz der Bundesliga am Montag brachte kein Ergebnis bei den TV-Rechten. Die Vereine konnten sich auf keinen Nenner einigen. Der Liga droht die Zerreißprobe, eine Hybrid-Variante kommt ins Spiel.

Von Seiten der Bundesliga war man am Montagabend bemüht, den Anschein zu erwecken, dass die Klubkonferenz gar nicht das Ziel hatte, schon einen internen Abschluss in Sachen TV-Rechteverwertung ab der Saison 2026/27 zu bekommen.

Das ist die eine Sichtweise. Die andere könnte man auch so interpretieren: Welchen Weg die Liga als Ganzes gehen will, ist rund elf Monate vor Beginn der neuen Rechteperiode einfach noch nicht geklärt.

Und dass elf verbleibende Monate bei so einer Thematik umgerechnet eher schon „5 nach 12“ bedeutet, dazu braucht man kein Insider sein.

Es spießt sich

Die Liga hatte Anfang Juni angekündigt, eine Selbstvermarktung anzustreben, also eine eigene Plattform für die Übertragung der Partien aufzubauen. Diese Variante ist nach wie vor am Tisch, es könnte aber auch noch eine Einigung mit einem Medienunternehmen geben. Als einzig verbliebener Mitbieter gilt Sky.

Und genau hier spießt es sich: Auf der einen Seite die kleineren Klubs, für die das TV-Geld ein wesentlicher Bestandteil des jährlichen Budgets sind, und dazu tendieren, das geringere Angebot von Sky anzunehmen.

Auf der anderen Seite der eine oder andere Großklub und die Ligaverantwortlichen, die in die mittelnahe Zukunft blicken. Das Credo: Wenn die Liga nicht jetzt den Weg der Eigenvermarktung geht, wird man spätestens bei der nächsten Ausschreibung in vier, fünf Jahren endgültig ins Hintertreffen geraten.

Spagat

Insgesamt ist die TV-Rechte-Thematik komplex. Es geht nicht nur darum, wer welche Spiele zeigen darf, sondern auch wer sie produziert und im Falle einer Entscheidung zu einer eigenen Plattform, wer den Auftrag dazu bekommt. Dazu laufen parallel Ausschreibungen. Jene der Produktion sollte eigentlich schon abgeschlossen sein, die für die Plattform ist noch offen.

Den kleinen Vereinen ist also der Spatz in der Hand lieber, als die Taube auf dem Dach. Die andere Seite argumentiert: Mit einer Finanzierung (eines Investors oder vermutlich eher über einen klassischen Kredit) stellt man die erwünschten TV-Gelder für die nächsten ein, zwei Jahre sicher – und arbeitet parallel am Aufbau der eigenen Plattform. Und erreicht, so der Plan der Liga, nach drei oder vier Jahren den Break Even.

Natürlich gibt es aber auch noch andere Interessen. Etwa jene von Hauptsponsor Admiral, der um seine Sichtbarkeit fürchtet.

In diesem Gemenge muss die Bundesliga-Führung unter Christian Ebenbauer nun den Weg vorgeben bzw. eine Zweidrittel-Mehrheit hinter sich versammeln, um eine Entscheidung treffen zu können. Es gilt kurzfristige Sorgen (kleine Vereine, Sichtbarkeit für Sponsoren) mit dem langfristigen Plan (langfristige Unabhängigkeit durch eine eigene Plattform) zu moderieren.

Kommt eine Hybrid-Variante?

Die gestrige Klubkonferenz brachte noch keine Lösung, aber eine mögliche, neue Alternative. Und zwar eine Hybrid-Variante, bei der sowohl Sky als auch die eigene Plattform ins Spiel gebracht wird. Oder eine Variante mit einer eigenen Plattform und einem anderen Partner - und dafür ohne Sky, wie 90minuten exklusiv in Erfahrung bringen konnte. Wie so ein Modell funktionieren könnte, ist vollkommen offen. Es klingt im ersten Moment nach einer österreichischen Lösung.

Die Gesprächsbasis zwischen der Ligaführung und Sky soll extrem angespannt sein. Ein neues Angebot des TV-Senders soll es nicht mehr gegeben haben. Im Gegenteil: Dem Vernehmen nach soll man die Liga aufgefordert haben, ein Angebot abzugeben, mit dem Sky dann selbst in die eigenen Gremien geht. Doch wird es dazu überhaupt noch kommen?

Das Fell des Bären

Bei all den oben genannten, noch offenen Punkten, ist ein Thema bisher noch gar nicht behandelt worden. Wie werden künftige Erlöse überhaupt aufgeteilt? Wie können sich die Klubs hier einigen, wenn man sich schon so schwer tut, und nicht über den ersten Schritt kommt? Wie wird das Fell des Bären, der noch nicht erlegt ist, verteilt?

Wird die Solidarität unter (möglicherweise gesunkenen) Einnahmen leiden? Vermutlich ja.

Welche Perspektive hat die 2. Liga dann, die jetzt bereits finanziell am Krückstock geht, wenn weniger Geld von oben nach unten fließt? Vermutlich keine gute.

Und werden publikumsstarke Vereine noch mehr Geld fordern, wenn sie sehen, dass für die neue Plattform die meisten Abos von ihnen verkauft werden?  Es wäre keine Überraschung.

Die Zeit drängt jedenfalls. Die Klub- und Ligaverantwortlichen stehen vor einer der wichtigsten strategischen Entscheidungen der vergangenen Jahrzehnte. Und die Thematik droht zu einer gewaltigen Zerreißprobe für die Liga zu werden. Mit folgenschweren Auswirkungen.


Kommentare