Bundesliga-TV-Vertrag: Der größtmögliche Spatz
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Bundesliga-TV-Vertrag: Der größtmögliche Spatz

Nach monatelangen Verhandlungen ist klar: Der TV-Vertrag mit Sky wird verlängert. Hat die Liga am Ende dann doch noch das Bestmögliche rausgeholt?

Die Spiele der heimischen Fußball-Bundesliga werden auch nach dieser Saison auf Sky zu sehen sein. Wie die Liga und der Pay-TV-Sender am Donnerstag mitteilten, einigte man sich auf eine Zusammenarbeit bis einschließlich der Saison 2029/30. Bisher lukrierte man nach APA-Informationen pro Jahr rund 42 Millionen Euro, nun dürften es nur noch insgesamt 34 Mio. sein - 28 kommen von Sky, der Rest von weiteren Partnern wie dem ORF und Sportradar.

Eine Niederlage?

Auf den ersten Blick klingt das nach einer Niederlage für Liga und Klubs. Noch dazu, wenn man die Inflation der vergangenen Jahre miteinberechnet. Doch blickt man auf den österreichischen oder internationalen Medienmarkt, dann ist auch ziemlich schnell klar: Das Geld wächst nicht auf den Bäumen, und die Sparprogramme machen auch vor den TV-Anstalten nicht halt – und zwar ausnahmslos.

Der Schock saß tief. So tief, dass die persönliche Enttäuschung einiger Protagonisten auch zu irrationalem Verhalten geführt hat. So soll die Gesprächsbasis zwischen der Liga und Sky auf dem Nullpunkt angekommen sein, und man musste sich erst wieder sammeln.

Michael Fiala

Hinzu kam, dass die erhoffte Konkurrenzsituation, die ein Wettbieten zwischen beispielsweise Canal+ und Sky hätte ermöglichen sollen, ausgeblieben ist. Als die ersten Angebote im Frühjahr eingetrudelt sind, ist den Vereins- und Ligenvertretern sinnbildlich die Kinnlade heruntergefallen.

Der Schock saß tief

Der Schock saß tief. So tief, dass die persönliche Enttäuschung einiger Protagonisten auch zu irrationalem Verhalten geführt hat. So soll die Gesprächsbasis zwischen der Liga und Sky auf dem Nullpunkt angekommen sein, und man musste sich erst wieder sammeln.

Der "Gegenschlag" ließ aber nicht lange auf sich warten. Ende Mai verkündete die Liga, den Weg der Eigenvermarktung zu gehen. Als Pokerspiel wurde die Ankündigung von Ligaboss Christian Ebenbauer oftmals bezeichnet. Doch Ebenbauer meinte es ernst, präsentierte intern Business-Pläne und stockte die Geschäftsstelle mit einem Experten in diesem Bereich auf.

Die Zustimmung bröckelte

Die Liga schien zunächst gewillt, den mutigen Weg zu gehen. Zumindest ein paar Wochen lang. Doch dann bröckelte die Zustimmung. Immer mehr Zweifel wurden laut, ob in der Kürze der Zeit so ein neuartiges Projekt erfolgreich umgesetzt werden könne. Und auch Ligasponsor Admiral fürchtete um seine Sichtbarkeit, und macht daraus kein Geheimnis.

Die Zweifler wurden mehr, doch Ebenbauer ging seinen Weg unbeirrt weiter. Die Eigenvermarktung sei die einzige Alternative, wenn sich an den Angeboten nichts ändere.

".. dann hätten wir mit schlechterem Ergebnis abgeschlossen"

Die Zeit drängte, und es spitzte sich Ende August dann schließlich immer mehr zu. Eine weitere Klubkonferenz brachte zunächst kein Ergebnis. Weder ein "Ja" zur Plattform, noch eines für den TV-Vertrag mit Sky.

Wenige Tage später war klar: Sky bekommt den Zuschlag, einige Rechte aus dem Vertrag wurden jedoch wieder an die Klubs übertragen.

Hätte Christian Ebenbauer das Projekt nicht so intensiv verfolgt, dann hätten wir jetzt sicherlich mit einem schlechteren Ergebnis abgeschlossen

Alexander Wrabetz

Eine Niederlage für die Liga sieht Ex-ORF-General und aktueller Rapid-Präsident Alexander Wrabetz, der beide Seiten in dem Geschäft kennt, nicht. "Hätte Christian Ebenbauer das Projekt nicht so intensiv verfolgt, dann hätten wir jetzt sicherlich mit einem schlechteren Ergebnis abgeschlossen", bricht er im Interview mit sportsbusiness.at eine Lanze für den Bundesliga-Boss.

Eine Lösung, mit der wohl alle ihr Gesicht wahren können. Und: Die Liga und vor allem die Klubs selbst, haben es jetzt in der Hand, in den kommenden Jahren den Weg der Eigenvermarktung voranzutreiben. Die bisher auf diesem Weg gemachten Erfahrungen können noch sehr wertvoll sein, meint Wrabetz.

Spatz oder Taube – diese Metapher ist sinnbildlich in den vergangenen Wochen im Zuge der Verhandlungen für die TV-Rechte ab der Saison 2026/27 von mir verwendet worden. Seit heute wissen wir: Es ist der Spatz, der in den vergangenen Wochen doch noch ein wenig zugenommen hat. Einen größeren wird man derzeit nicht finden.

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