Austria: Gefangen im Hamsterrad
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Austria: Gefangen im Hamsterrad

Schon wieder scheitert die Austria in der Qualifikation für einen europäischen Bewerb. Die finanzielle Gesundung hat damit einen schweren Rückschlag erhalten.

Was wurde der Austria aus finanzieller Sicht in den vergangenen Jahren doch ständig unter die Arme gegriffen: Ein Schuldenschnitt von 50 Prozent, und das Stadion, das zum Teil mit öffentlichen Förderungen finanziert wurde, wurde von ebendiesen öffentlichen Stellen wieder zurückgekauft, um die Zinslast zu drücken.

Die Austria ist "too big to fail", hätte man meinen können. Einen Wiener Traditionsverein mit Meistertiteln und Cupsiegen – den kann man ja nicht einfach in den Abgrund ziehen lassen.

Das Geld fließt  – fast nur in eine Richtung

Doch Fußballfans und auch Branchenexperten wunderten sich in weiterer Folge,  wie sehr die Austria nach dieser Konsolidierung, die auch laut Vorstand Harald Zagiczek nur ein erster Schritt aus der Krise gewesen ist, bereits wieder in neue Spieler investierte.

Die Marschroute war klar: Die Qualifikation für die Gruppenphase ist ein Muss. Ein Plan, von dem man sich seit einigen Tagen bereits wieder verabschieden kann.

Das Geld fließt – doch bisher fast nur in eine Richtung. Und zwar weg vom Bankkonto der Favoritner. Lukrative Spielerverkäufe? Naja. Fitz soll rund zwei Millionen Euro einbringen. Beträge, über die man im westlichen Wien müde lächelt.

Mit dem Rücken zur Wand

Damit steht die Austria exakt da, wo sie im August 2024 ebenfalls schon gestanden ist: Nämlich mit dem Rücken zur Wand. Noch immer klafft ein großes strukturelles Minus im Jahresbudget der Veilchen. Zwar müssen keine teuren Kreditzinsen mehr gezahlt werden. Dafür gibt es jetzt eine millionenhohe Stadionmiete. Und die neuen Spieler werden nicht kostenlos in der Generali Arena spielen.

"Wenn man in alte Muster zurückfällt, zwei, drei schlechte Jahre hat, kann man wieder in den gleichen Pallawatsch reinkommen. (…) Wir wissen, welche Investitionen wir tätigen, die sind immer mit kaufmännischer Vorsicht. Ich kann nicht mit 10.000 Euro ins Casino gehen und alles setzen", sagte Zagiczek im 90minuten-Interview im Jänner dieses Jahres.

Eines ist klar: Es ist nun die zweite Saison, in der die Austria ein "schlechtes Jahr" hat. Denn der Erfolgslauf der Veilchen im Frühjahr mit dem Griff auf die Meisterschale hat wenig nachhaltigen  (finanziellen) Wert geschaffen, wenn man im August relativ kläglich in der Qualifikation zur Conference League scheitert.

Fällt die Austria in alte Muster zurück?
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Fällt die Austria in alte Muster zurück?

Bereits vor dem Spiel gegen den LASK war für Austrias Sportmastermind Jürgen Werner klar: "Wir werden einen Spieler verkaufen müssen." Ob Fitz nur der Beginn eines violetten Notverkaufprogramms ist?

Und da beißt sich die Katze aber in den eigenen Schwanz: Die internationale Bühne für lukrative Transfers fehlte den vermeintlichen Transferkrachern. Spiele gegen Spaeri und Banik Ostrava haben nicht gerade dazu beigetragen, die internationalen Scouts zu begeistern.

Die Austria hat jetzt zwei Jahre lang versucht, mit der Brechstange die Abkürzung zum großen Geldtopf zu nehmen. Der Weg war nicht von Erfolg gekrönt, man scheint mit dieser Strategie im Hamsterrad gefangen.

Und eines muss auch klar sein: Viele Fangnetze für Misserfolge gibt es in Wien-Favoriten nicht mehr.

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