Rasenball Admira Wacker Würzburg

Admira Wacker kopiert das Geschäftsmodell von Red Bull: Künftig sollen die Südstädter Spieler für die Würzburger Kickers ausbilden. Von Michael Fiala und Georg Sander

 

Trainerwechsel sind meistens irgendwie logisch nachvollziehbar. Bei Mattersburg hat sich schon im Frühjahr angekündigt, dass Ivo Vastic ohne der Allzweckwaffe Karim Onisiwo wenig Plan hat. Mike Büskens war des Sportdirektors Idee und das war bei Büskens' Vita ein Problem. Der SKN St. Pölten stieg zwar unverhofft auf, aber es wird schon einen Grund haben, warum Daxbachers altbackene Taktikvorstellungen seit dem Rauswurf bei der Austria keinen Bundesligisten interessiert haben. Zudem gab es dort keinen Plan B, dass es mit Fallmann funktioniert, ist eher Glück. Und bei der Admira?

 

Oliver Lederers Bilanz der vergangenen Wochen mit Siegen gegen Sturm und Red Bull Salzburg liest sich respektabel, Platz 6 in der Tabelle zeugt von der Qualitätsarbeit des bisherigen Admira-Trainers. “Das Positive ist, dass es sich hier nicht um sportliche Gründe handelt”, sagte Oliver Lederer selbst über sein überraschendes Aus und man kann ihm dazu inhaltlich nur zustimmen.

 

“Das macht kein gutes Bild”
Für die Kenner der Szene ist längst klar, welche Stunde es in der Südstadt geschlagen hat. Ein Sponsor, in diesem Fall Flyeralarm, hat das Ruder bei den Niederösterreichern übernommen. "Er hat sich nicht zum Verein bekannt. Das macht kein gutes Bild", sagte Gerhard Bügler zum Rauswurf von Lederer. Gerhard Bügler? Ein Name, der im österreichischen Fußball bisher eher selten für Schlagzeilen gesorgt hat. Bügler ist Geschäftsführer von Flyeralarm Österreich. Flyeralarm ist Hauptsponsor von Admira Wacker. Und übrigens ist Bügler auch Aufsichtsrats-Vorsitzender von Admira Wacker. Vor wenigen Tagen präsentierte die Admira einen neuen Geschäftsführer. Sein Name: Amir Shapourzadeh. Shapourzadeh wechselte im Sommer 2014 von den Sportfreunden Lotte zum damaligen Viertligisten Würzburg. Der Verein marschierte in die zweite Liga durch. Parallel absolvierte der Offensivspieler ein Sportmanagement-Fernstudium. In der aktuellen Saison kam Shapourzadeh nur noch zu einem Kurzeinsatz, seit 1. Jänner hat er die Fußball-Schuhe nahezu nahtlos gegen den Schreibtisch in der Südstadt eingetauscht. Die Frage liegt auf der Hand: Wie kommt ein Fußballer im Herbst seiner aktiven Karriere plötzlich nach Niederösterreich zu einem Managerposten.

 

Admira wie Liefering A oder B
Die Antwort ist einfach: Flyeralarm ist auch maßgeblicher Sponsor des deutschen Klubs. Siebenhandl kann ein Lied davon singen. Erst im Sommer war Wacker-Keeper Jörg Siebenhandl von der Admira zu den Würzburger Kickers gewechselt. „Es kann aber auch andersherum gehen“, sagt Shapourzadeh letztens in der Aussendung zu seiner Bestellung als neuer Admira-Geschäftsführer: „Ich denke, dass beide Klubs auch in Zukunft Synergien nutzen werden. Der eine wird vom anderen auf vielfältige Art profitieren.“ Apropos profitieren: Siebenhandl, für den kolportierte 500.000 Euro (!!) Ablöse gezahlt worden sind, spielte keine einzige Liga-Minute, durfte nur im Cup zwei Mal ran.

 

Red Bull im Kleinformat?

Ein Admira-Insider beschreibt die Situation bei der Admira gegenüber 90minuten.at so: “Alle regen sich in Österreich über Red Bull und den Umgang mit Salzburg und Leipzig auf. Mit Admira und Würzburg haben wir jetzt genau das gleiche im Kleinformat. Bei Red Bull ist man aber schon weiter, denn dort werden sportliche Entscheidungen von Leuten getroffen, die auch eine Ahnung davon haben. Bei der Admira gibt der Sponsor zwar offen zu, keine sportliche Kompetenz zu besitzen. Dennoch mischt er sich in die sportlichen Entscheidungen ein.”

 

 


Aus der Versenkung zum Sportdirektor

Eine nicht unwesentliche Rolle in den vergangenen Wochen spielte auch Ernst Baumeister. Zuletzt warf er Lederer im ORF-Interview vor, dass die letzten Entwicklungen nicht passen, nur ein Punkt aus den drei Partien vor der Winterpause waren ihm zu wenig. Noch im Dezember klang Baumeisters Meinung über Lederer auf Sky so: „Er hat Vertrag bis 2018, ich gehe sogar davon aus, dass wir in naher Zukunft über eine Verlängerung reden werden. Wir sind sehr zufrieden mit unserem Trainer und es gibt keinen Grund, dass wir ihn hergeben. Ich weiß nicht, warum er weggehen sollte, das kann ich mir nicht vorstellen.” Baumeister coachte vor der Admira den Burgenlandligisten Draßburg, kam nur, weil Lederer die Trainerlizenz fehlte. Und nun hat er hinter Lederers Rücken seine Demontage mitorganisiert. Die erwähnte steile Karriere legt den Verdacht nahe, dass mit Baumeister ein gefügiger Gehaltsempfänger ins Boot geholt wurde: Ein Sportdirektor ohne Profil, ein Ja-Sager, der sich dreht wie im Wind.

 

Eine Ausbildungsakademie für Würzburg

Und ja, es gibt bei der Admira auch noch ein paar wenige Fans. Diese zeigten sich gestern mehr als verärgert. Mit #Herzblut hat alldies nur noch sehr wenig zu tun. Es geht um etwas anderes: Flyeralarm ist in Deutschland ein dicker Fisch. Insgesamt erwirtschaftet die Firmengruppe pro Jahr rund 300 Mio. Euro Umsatz, einen Großteil davon in Deutschland. Der Fokus des Sponsoring-Engagements ist damit auch klar: Mit Summen wie diesen hat der Klub durchaus das finanzielle Potenzial, in die Deutsche Bundesliga aufzusteigen. Im Gegensatz dazu die Südstädter: Die Admira hatte in der vergangenen Saison mit 6,5 Mio. Euro das kleinste Budget der Liga. Das Hauptsponsoring zahlt Flyeralarm quasi aus der Portokassa und holt sich damit eine Ausbildungsakademie für Würzburg ins Boot. Ob dies dem österreichischen Fußball im Allgemeinen und der Admira im Speziellen helfen wird? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Auf der Agenda stehen ganz oben jedenfalls ab sofort andere Themen.

 

>>> Weiterlesen - Die Geschäftszahlen der Admira unter der Finanzlupe