Ligenreform: Gut gemeint ist nicht gut gemacht

Rapid drückt bei der eilig angestoßenen Ligenreform auf die Stopp-Taste. Die Bundesliga-Führung unter Hans Rinner und Christian Ebenbauer hat einen entscheidenden taktischen Fehler gemacht. Ein Kommentar von Michael Fiala

 

Im Kurier-Interview meldete sich nun erstmals Rapid-Präsident Michael Krammer zur geplanten Ligenreform zu Wort - und übt heftige Kritik an der Liga. "Rapid ist für einen sauberen Reformprozess. Aber dieser überhasteten Reform werden wir nicht zustimmen. Das Vorgehen der Bundesliga ist hochgradig unprofessionell. Außerdem verstehe ich nicht, warum der Panikknopf gerade jetzt gedrückt werden musste", sagt Krammer im Kurier-Interview und spricht an, was auch einzelne Vereinspräsidenten aus der Sky Go Ersten Liga bereits angedeutet haben: Die öffentlich gemachte Diskussion um eine Ligenreform wurde mit den wichtigsten Playern vor ab nicht akkordiert. Es ist nur logisch, dass sich jetzt daher auch Widerstand regt. 

 

Je länger die Diskussion um die Ligenreform dauert, desto klarer wird der taktische Fehler der Bundesliga-Spitze um Hans Rinner und Christian Ebenbauer. Gebetsmühlenartig haben Rinner und Ebenbauer in den vergangenen Jahren die zwei Zehnerligen als mit Abstand beste Lösung für Österreich propagiert. Zugleich betonten zuletzt etwa Ebenbauer oder Stefan Reiter, dass die Reform im Hintergrund schon länger vorbereitet wurde. Ein Schulterschluss mit den wichtigsten Personen - ÖFB und Bundesliga - wurde aber nicht für notwendig erachtet oder einfach vergessen. Wenn sogar der Ligapräsident der Sky Go Ersten Liga, Erwin Fuchs, nicht informiert wurde bzw. über die Medien informiert wird, dass seine Liga ausgelöscht werden soll, spricht das Bände.

 

Krammer hat sich nun nach einer Nachdenkpause mit den geplanten Reformvorschlägen auseinandergesetzt. Seine Aussagen lassen vor allem ein Fazit zu: Die Art und Weise wie diese Diskussion angestoßen wurde, könnte dazu führen, dass die Reform nun doch nicht so schnell kommt. Und das zu Recht: Viele Fragen - TV-Vertrag, Wartungserlass, Einnahmenverlust, Finanzierung der neuen zweiten Liga, ... - scheinen noch nicht geklärt. Und es ist mehr als fraglich, ob dies bis Juni vernünftig und nachhaltig besprochen werden kann. 

 

Die gefürchtete Husch-Pfusch-Lösung ist daher präsenter denn je, auch wenn man dazusagen muss, dass der Aufsichtsratbeschluss im Jänner 2016, neue Formate auszuarbeiten, auch von Rapid-Präsident Krammer mitbeschlossen (!) wurde. Eines ist jedenfalls unbestritten: Der Österreichische Fußball braucht eine Reform, doch man sollte sich auch die entsprechende Zeit dafür nehmen, auch wenn die Gefahr besteht, dass vieles wieder zerredet wird. Ob die Reform mit 2017 oder doch erst 2018 - wie von Krammer angedeutet - umgesetzt wird, wird den österreichischen Fußball nicht wesentlich negativ beeinflussen.

 

Auch wenn die Intension der Bundesliga-Spitze gut gemeint ist kann man aus jetziger Sicht leider jedoch nur feststellen: Gut gemeint ist leider in diesem Fall jedoch nicht gut gemacht.

 

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