Die Erste Liga sucht sich selbst

Der Sponsor bleibt der Ersten Liga treu, doch die Liga sucht sich weiter selbst. Wenn sich daran nichts ändert, ist der nächste Bauchfleck vorprogrammiert. Eine Analyse von Michael Fiala

 

Irgendwie steckt die Sky Go Erste Liga im Dilemma. Offiziell ist sie eine Profiliga und einige Faktoren deuten auch daraufhin, dass es so ist: Es gibt mit Sky einen namhaften Sponsor, der heute erst das Engagement um zwei weitere Saisonen verlängert hat. Alle Spiele sind live im TV zu sehen, mindestens 20 Spieler pro Klub müssen als Profi angemeldet sein. Es wird zum Teil in Stadien gespielt, die diese Bezeichnung auch verdient haben. In all diesen Bereichen braucht sich die zweithöchste Liga durchaus mit anderen, vergleichbaren Ländern nicht zu verstecken.

 

Doch ganz rund läuft es nicht, um es vornehm auszudrücken. Ob Austria Salzburg die Saison überhaupt fertig spielen kann, entscheidet sich am 1. März. Mit Wiener Neustadt und Austria Klagenfurt haben zwei weitere Klubs finanzielle Herausforderungen zu meistern, um überhaupt über die Saison hinweg im Profifußball bleiben zu können. Mit Liefering ist quasi ein Amateurteam in der Liga außer Konkurrenz, was die Abstiegssituation generell nochmal verschärft, auch wenn es in dieser Saison wohl bereits zur Halbzeit entschieden ist.

 

Zwei Absteiger sind einer zu viel
Als größtes Übel in der Sky Go Ersten Liga wird derzeit von nahezu allen Experten die Regelung mit zwei Absteigern aus zehn Teams gesehen. Zählt man den FC Liefering aufgrund der Möglichkeiten als „unabsteigbar“ hinzu, sind es gar neun Teams, die sich das untereinander ausmachen müssen. Um hier eine Lösung herbeizuführen, braucht es allerdings eine Einigung mit dem ÖFB. Deren Präsident, Leo Windtner, macht aber derzeit keine Anstalten, die Landesverbände unter Druck zu setzen. Die Landesverbände pochen auf zwei Absteiger, auch wenn immer weniger Vereine sich das Abenteuer Profifußball eigentlich leisten wollen. Ob die Landesverbandspräsidenten somit wirklich die Interessen der Regionalliga-Vereine vertreten, ist zumindest Zweifelhaft.

 

„Freunde, bleibt vernünftig“
Erwin Fuchs, seines Zeichen Präsident von Kapfenberg und im Aufsichtsrat der Bundesliga für die Sky Go Erste Liga zuständig, hofft auf die Vernunft beim ÖFB: „Es ist so, dass sich durch die gesetzten Infrastrukturmaßnahmen mit den verbundenen Lizenzkriterien jetzt schon viele Vereine aus der Regionalliga das überlegen, ob sie diesen Weg – siehe Austria Salzburg – überhaupt gehen wollen. Ich denke mir dann: Freunde, bleibt vernünftig. Wir durchmischen in fünf Jahren die komplette Liga. Ich hoffe, dass bei den Verantwortlichen Vernunft einkehrt. Ich bin guter Dinge, die Signale sind nicht mehr so hart wie vor einem Jahr. Mit dem Leo Windtner kann man vernünftig sprechen.“

 

Eine Änderung ist frühestens mit Beginn der Saison 2017/18 möglich, jedoch auch nur dann, wenn bis Juni ein Beschluss herbeigeführt werden kann. Fuchs: „Bis Juni würde ich das ausschließen, das wäre vermessen.“

 


Weniger Profis?
Seit Jahren propagiert die Liga eine Verschärfung der Lizenzkriterien. Vor allem der Bereich der Infrastruktur ist hier zu nennen, aber auch administrative Anforderungen wurden erhöht. Einen Punkt betrifft dabei die Anzahl der Profis, die jeder Klub mindestens nennen muss, um eine Lizenz zu bekommen. In der tipico-Bundesliga sind es 25 pro Klub, in der Sky-Go-Ersten-Liga sind es seit einiger Zeit 20 verpflichtende Profis.

 

Wenn es nach Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs geht, soll mit dieser Verschärfung wieder Schluss sein. Seine Forderung: „Nach den ganzen zusätzlichen Belastungen in den letzten Jahren muss man auch wieder den einen oder anderen Bereich aufweichen. Mein Vorschlag wäre, dass man künftig als Sky-Go-Erste-Liga-Verein nur noch 15 Profis nennen muss.“

 

Mehr sparen oder mehr Erlöse?
Eine mögliche Änderung müsste durch eine 2/3-Mehrheit in der Hauptversammlung der Bundesliga herbeigeführt werden. Stimmberechtigt wären alle 20 Klubs, also auch jene der tipico-Bundesliga. Bundesliga-Vorstand Ebenbauer dazu: „Wir haben bereits im Herbst darüber diskutiert. Damals war die mehrheitliche Meinung, dass man bei 20 Profis bleiben soll“, der kein Geheimnis daraus macht, kein Freund dieser Aufweichung zu sein: „Ich bin der Meinung, dass man mit Blick auf die Budgets der Vereine schauen muss, neue Erlöse zu generieren und nicht noch mehr zu sparen. Die Untergrenze ist hier aus meiner Sicht schon ausgeschöpft. Am Ende des Tages wird die Entscheidung fallen, ob man noch mehr sparen will oder versucht, mehr Erlöse zu generieren.“ 

 

Kein Thema ist diese Änderung jedenfalls für die aktuelle Lizenzierung, die am 15. März von den Vereinen abgegeben werden muss. Als eine Abkehr vom Profitum will Fuchs diese Aufweichung nicht verstanden wissen: „Wir sind eine Profiliga, es wird professionell gearbeitet. Wir hatten die Regelung mit 15 Profis in der Vergangenheit und da hat es gut funktioniert“, sagt Fuchs und ergänzt: „Für die Aufstiegskandidaten ist das kein Thema, die anderen fünf, sechs Vereine haben da schon zu kämpfen. Das wäre eine gewisse Entlastung, weil der Markt bzw. die Sponsoren die finanziellen Mittel derzeit nicht hergibt. Man muss sich den Gegebenheiten anpassen. Diese Änderung wäre relativ leicht umsetzbar.“

 


Der Jugendwahn ist vorbei

Einem Problem hat sich die Liga bereits bei der Hauptversammlung im Dezember 2015 und sich somit auch mehr oder weniger vom offiziellen Auftrag „Heute für morgen“ entledigt: Die Förderrichtlinien der Sky Go Ersten Liga wurden an jene der tipico Bundesliga angepasst. Ab sofort gelten in beiden Spielklassen die gleichen Voraussetzungen für den Erhalt einer Förderung aus dem Österreicher-Topf: Ab der Saison 2016/17 müssen in beiden Spielklassen mindestens 12 Spieler am Spielbericht stehen, die österreichische Staatsbürger oder U22-Spieler, die bereits vor dem 18. Lebensjahr erstmals in Österreich registriert wurden, sind.

 

Im Sinne der Jugendförderung wurde darüber hinaus in beiden Spielklassen das Verteilungsprinzip adaptiert. Die Ausschüttung erfolgt wie bisher nach Einsatzminuten österreichischer Spieler, die Spielminuten von österreichischen U22-Spielern werden dann jedoch vierfach gewertet, satt bisher doppelt.

 

Fazit: Es ist wie in der Politik
Die Sky Go Erste Liga weiß nicht so recht, ob sie sich selbst so akzeptieren kann, wie sie ist. Nach Jahren der Verschärfungen wird jetzt vom obersten Vertreter der Liga wieder über Aufweichungen diskutiert. Der selbst auferlegte Jugendwahn ist ebenfalls beendet. Und die sinnlose Regelung mit den zwei Absteigern sieht sich ÖFB-Präsident Leo Windtner erste Reihe fußfrei an, während die Liga daran zu zerbrechen droht.

 

Es erinnert ein wenig an die österreichische Politik: Positionen werden eingenommen, das eigene Klientel verteidigt und die Inhalte bleiben auf der Strecke. Faule Kompromisse sind das Ergebnis, die jedoch niemand weiterhelfen. Man darf gespannt sein, welcher Verein nach Austria Salzburg unter diesen Rahmenbedingungen den nächsten Bauchfleck produzieren wird.