News-Archiv / 2015

Überfordert: Austria Salzburg steht mit dem Rücken zur Wand

Bis 13. Oktober müssen die violetten Salzburger ein Stadion für alle Spiele finden. Gelingt dies nicht, wird es sehr eng. Der Klub scheint überfordert. Eine Analyse von Michael Fiala

 

Der Senat 5 hat gestern ein erstes Urteil ausgesprochen. Die Salzburger wurden zu 20.000 Euro Geldstrafe verurteilt, weil sie kein taugliches Stadion für die Spiele gegen LASK und Wacker Innsbruck bis zur Frist am Montag, 28. September, genannt haben.

 

Austria Salzburg ist überfordert
Die Urteilsbegründung des Senat 5 zeigt, wie sehr die Salzburger derzeit mit dem Profibetrieb überfordert scheinen: Zwar wurde der Tivoli Neu als Ausweichstadion für die beiden Spiele gegen den LASK genannt, eine behördliche Genehmigung wurde jedoch nicht eingeholt. Dem Senat 5 blieb somit nichts anderes übrig, als diesen Antrag abzulehnen und die entsprechende Konsequenz daraus zu ziehen. Denn ohne diese Genehmigung geht gar nichts – das wissen auch Schüler, wenn sie einen Schulball veranstalten wollen.

 

Zwei offene Fragen
Ob die Behörde den Spielen zwischen Salzburg und LASK in Innsbruck zustimmt, wird eine der zwei wichtigen Fragen in den kommenden zwei Wochen sein. Vom Gefühl her ist davon auszugehen, dass eine Stadt wie Innsbruck mit einem Spiel in dieser Größenordnung keine Probleme haben sollte. Damit sollte der Punkt bzgl. der Spiele gegen den LASK lösbar sein.

 

Die zweite Frage bleibt jedoch offen und es scheint fraglich, wie Austria Salzburg diese lösen soll. Für das Spiel gegen Wacker Innsbruck darf Austria Salzburg im Sinne der Wettbewerbsgleichheit logischerweise nicht auf den Tivoli ausweichen. Im Interview am vergangenen Dienstag meinte Gerhard Stöger noch optimistisch, dass man ein zweites Stadion zur Verfügung habe. Nennen wollte er es nicht. Und auch die Urteilsbegründung des Senat 5 klingt eher danach, als ob Austria Salzburg für dieses Spiel ebenfalls den Tivoli nannte: „Darüber hinaus ist eine Austragung des Meisterschaftsspiels SV Austria Salzburg – FC Wacker Innsbruck (01.04.2016) im Tivoli Stadion Tirol ist im Sinne der Wettbewerbsgleichheit (BL-Spielbetriebsrichtlinien § 4 Abs. 4) nicht möglich."

 


Wie geht es jetzt weiter?
Austria Salzburg ist jetzt gefordert, ein Stadion für ALLE Spiele zu finden, und zwar bis 13. Oktober, auch wenn zwei der drei Spiele erst im Frühjahr stattfinden. Ein lizenziertes Stadion ist nämlich ein A-Kriterium in den Bundesliga-Lizenzierungsregeln. Jeder Tag mehr, an dem ein Klub so ein Stadion (temporär) nicht vorweisen kann, bedeutet für den Senat, dass ein zwingendes Kriterium nicht erfüllt wurde.

 

Welche Stadien kommen infrage? 

Die Salzburger werden gegen das Urteil jedenfalls berufen und zeigten sich in der Aussendung noch zuversichtlich: „Wir gehen fest davon aus, dass wir bis 13. Oktober eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung präsentieren können. Gegen das Urteil der Bundeliga (20.000 EUR Strafzahlung) werden wir in Berufung gehen", meinte Fredy Scheucher. Dieser Text dient aber wohl mehr der Beruhigung der Fans, als das man in Maxglan davon ausgeht, diese Problematik wirklich in den nächsten 11 Tagen auf Dauer lösen zu können.

 

Dass die Behörde in Salzburg Maxglan doch noch für Risikospiele zulassen werde, ist laut Sportchef Stöger nach den letzten Gesprächen ausgeschlossen. Wals und Grödig wurden auch unzählige Male versucht – ohne Erfolg. Klagenfurt scheint derzeit aufgrund einer „rechtsunsicheren Situation" auch nicht möglich zu sein, wie Daniel Greiner, Geschäftsführer des Stadions in Klagenfurt, gegenüber 90minuten.at bestätigte. St. Pölten scheint wohl aus finanzieller Sicht kein Thema zu sein. "Mit mir wurden keine Gespräche geführt", sagte Franz Stocher, Geschäftsführer der Stadionverwaltung, im Gespräch mit 90minuten.at. In Ried hat Salzburg ebenfalls angefragt aber nachdem die Kostenstruktur übermittelt wurde, gab es keine Rückmeldung mehr. Eine mögliche Alternative wären noch Linz. Doch bei all diesen Stadien steht die Austria vor dem selben Problem: Die Basiskosten eines einzelnen Heimspiels sind derart hoch, dass es nicht leistbar ist für einen Klub wie Austria Salzburg, diese Spiele dort auszutragen. Der letzte Strohhalm scheint daher Schwanenstadt zu sein. Die Salzburger werden wohl alles daran setzen, die Behörde nach den Unstimmigkeiten doch noch einmal umzustimmen. Ausgang offen. 

 

Kein Stadion, keine Lizenz
Dass dieses ganze Theater natürlich nicht im Sinne einer Profiliga ist, braucht man an dieser Stelle nicht mehr extra erwähnen. Mit Maxglan hat Austria Salzburg einfach kein taugliches Stadion für alle Spiele in der Sky-Go-Ersten-Liga. Und selbst wenn es den Salzburgern gelingt, den Hals noch einmal aus der Schlinge zu ziehen, ist die Lösung mit dem Ausweichstadion etwa in Schwanenstadt höchst labil. Mit Argusaugen werden die Behörden diese(s) Spiel(e) verfolgen. Und man braucht kein Prophet sein, was passiert, wenn es Vorfälle rund um eines dieser Spiele geben sollte. Bisher haben sich die Fans in dieser Saison vorbildlich verhalten. 

 

Mit 20.000 Euro wurde dem Klub jetzt quasi eine letzte Warnung ausgesprochen. Sollten die Salzburger am 13. Oktober wieder kein Stadion für ALLE Spiele vorweisen können, wird die Strafe härter ausfallen. Eventuell wird es dann noch eine weitere Nachfrist geben. Aber die Lage ist klar: Gibt es kein Stadion, bleibt dem Senat nichts anderes übrig, der Austria aus Salzburg die Lizenz zu entziehen. Dann wäre der Ausflug in den Profifußball nach wenigen Monaten für die Salzburger Austria auch schon wieder zu Ende.

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