News-Archiv / 2015

Das neue Rapid-Selbstbewusstsein steht auf der Probe

Rapid ist von 0815-Transfers nicht mehr abhängig, sondern will künftig nur noch bei unmoralischen Angeboten Spieler abgeben. Ob das neue Selbstbewusstsein der Hütteldorfer jedoch nur eine Floskel ist, wird sich in den kommenden Tagen im Fall Schobesberger

 

Stadionbau, Zuschauerzuwachs, beste Frühjahrsmannschaft und zuletzt die Präsentation der neuen VIP-Räumlichkeiten im Allianz-Stadion: Rapids Selbstbewusstsein hat im vergangenen Jahr neue Höhen erreicht. Dazu passend hat der ruhig arbeitende Sportdirektor Andreas Müller in den vergangenen Wochen ein ums andere Male erklärt: Einen Rapid-Ausverkauf wie vor einem Jahr wird es nicht mehr geben. Grund: Es gibt keine finanzielle Notwendigkeit mehr, Spieler bei nicht mal annähernd attraktiven Angeboten verkaufen zu müssen. Nebensatz, der immer jedoch mittransportiert wird: „Sportlich und wirtschaftlich gibt es aber, das ist klar, auch andere Ligen, wo wir zweiter Sieger sind."

 

Bereitschaft zum Wechsel?
Rapids Selbstbewusstsein wird in diesen Tagen jedoch auf eine gehörige Probe gestellt: Robert Beric' Abgang soll so gut wie fix sein, der von Philipp Schobesberger steht im Raum. Noch vor einigen Wochen sagte Müller im Interview mit 90minuten.at: „Grundsätzlich ist die Frage bei jedem einzelnen Spieler, ob er nach einer sehr guten Saison schon bereit und soweit ist, in eine Liga zu wechseln, die deutlich stärker ist." Im Fall von Beric dürfte die Bereitschaft mehr als gegeben sein, bei Schobesberger ist die Frage noch nicht endgültig geklärt.

 

Sollten Beric und Schobesberger wechseln, fehlen Zoran Barisic zwei wesentliche Stützen der erfolgreichen Mannschaft des Frühjahrs. Die von Rapids Sportdirektor Müller wären dann doch (noch) nicht so gut gewesen, um einen Spieler zu halten, der vor einem Jahr noch in der Regionalliga gekickt hat. Rapid wäre dann laut eigenen Angaben aber gerüstet und würde auf dem Transfermarkt aktiv werden. Mit ablösefreien Spielern kann man diese Abgänge jedoch nicht mehr kompensieren. Rapid müsste dann selbst (relativ viel) Geld in die Hand nehmen. Das werden natürlich auch die entsprechenden Verhandlungspartner wissen.

 

Höhere Transfersummen oder höhere Gehälter
Eines hat das neue Selbstbewusstsein jedenfalls mit sich gebracht: Vor einem Jahr wären Beric und Schobesberger bereits einige Verhandlungsrunden früher gewechselt. So kann Rapid den Preis noch in die Höhe treiben. Oder Schobesberger - wenn es Müller wirklich Ernst meint, die Mannschaft zusammenzuhalten - mit einem deutlich besseren Vertrag ausstatten, um ihn zum Bleiben zu bewegen. Das werden jedoch auch die anderen Spieler mitbekommen: Wenn es einem Klub so wichtig ist, die Mannschaft zusammen zu halten, wird man den Spielern auch wieder mehr zahlen müssen als in den vergangenen zwei Jahren, als der Sparstift regierte. Das ist die aus finanzieller Sicht Kehrseite der Medaille. 

 

Das neue verbale Selbstbewusstsein von Rapid wird in diesen Tagen jedenfalls vor eine ernste Probe gestellt. Obwohl es bei Beric eigentlich laut Müller "keine Schmerzgrenze" gibt, dürfte diese in den vergangenen Tagen doch erreicht worden sein. Und gerade im Fall von Schobesberger kann Müller unter Beweis stellen, ob die Ansage des Zusammenhaltens der Mannschaft nur eine Floskel ist oder mehr - und Rapid aller Aussagen zum Trotz nicht erneut vor einer größeren Umstrukturierung steht.

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