News-Archiv / 2015

'Scherbenhaufen' Red Bull Salzburg?

Der von Ralf Rangnick eingeschlagene Weg, Ausbildungsverein von RB Leipzig zu sein, stößt auf immer größere Ablehnung. Neu ist, dass sich immer mehr Personen aus dem Salzburger Lager kritisch äußern. Hat Ralf Rangnick gar einen Scherbenhaufen hinterlassen

 

Der achte Versuch in die Champions League zu kommen, das achte Mal scheiterte Salzburg daran. Die Häme in den sozialen Netzwerken war wieder einmal groß. "Dose leer" war nicht nur einmal zu lesen. Insgesamt hat Red Bull Salzburg einen kapitalen Fehlstart in diese Saison hingelegt: In der Liga setzte es zwei Niederlagen gegen Mattersburg und Rapid, in der Champions League Qualifikation folgte nun das  Aus gegen Malmö.

 

Extreme Fluktuation in Salzburg

Fakt ist, dass es seit einem Jahr eine rasante Entwicklung in Salzburg gibt. Über die gesamten Saison 2014/15 verließen 19 Akteure den Verein (inkl. Spieler wie Gustafsson oder Schiemer, die ihre Karriere beendeten), 20 kamen zu Salzburg hinzu (inkl. Leihen, die endeten). Seit Ende der Saison 2014/15 holte Salzburg insgesamt 16 neue Spieler in den Kader, insgesamt sechs  Spieler verließen in den vergangenen Wochen Salzburg in Richtung Leipzig. Eine unglaubliche Fluktuation, die auch Adi Hütter dazu bewogen haben, den bestbezahlten Trainerjob in Österreich hinzuschmeißen. Diesem Druck, trotzdem die österreichische Liga zu dominieren, international zu reüssieren und auch dem Gegenwind von Ralf Rangnick entgegenzutreten, fühlte er sich nicht weiter gewachsen. Was lange nicht offen ausgesprochen wurde, war nun mehr oder weniger offizielle Vereinslinie: Salzburg ist Ausbildungsverein für das eigentlich Projekt von Red Bull: Leipzig. Dennoch beruhigten Rangnick und Co: Man werde eine konkurrenzfähige Mannschaft in Salzburg sehen. 

 

Dass Salzburg gegen Mattersburg als Verlieren den Platz verlassen musste, ist natürlich trotzdem bitter. Die Niederlage des neu zusammengestellten Salzburger Kollektivs gegen extrem formstarke Hütteldorfer war jedoch durchaus im Bereich des Erwartbaren. Und auch dass Salzburg gegen Malmö ausscheidet wäre - zumindest vor dem Hinspiel in Salzburg - nicht als die große Tragödige (ganz im Gegenteil zur Vorsaison) gesehen worden. Dass sich die Ausgangslage nach dem 2:0 in Salzburg in die Gegenrichtung entwickelt hat, trägt zur allgemeinen Stimmung bei.

 

Braucht Salzburg Eier? 

Die externe und interne Kritik an Red Bull Salzburg nahm logischerweise in den vergangenen Tagen zu: Valentin Lazaro, derzeit verletzt, "sprach" es gestern Abend direkt via Twitter aus (siehe unten). Martin Hinteregger meinte nach dem Match: „Wir müssen überlegen, vom Kinderfußball wieder zu dem Fußball zurückzukommen, den wir unter Roger Schmidt gelernt haben. 'Eier, wir brauchen Eier', hat Oliver Kahn einmal gesagt. Das trifft auch auf unsere Situation zu." Und Kurier-Redakteur Stephan Blumenschein sprach von einem Scherbenhaufen, den Ralf Rangnick hinterlassen hatte.

 

Valentin Lazaro, derzeit verletzt, mit einer deutlichen Kritik in Richtung Salzburg:




 

Kurier-Redakteur Stephan Blumenschein spricht von einem Scherbenhaufen, den Ralf Rangnick hinterlassen hat:




 


Doch wie viel Scherbenhaufen hat Ralf Rangnick tatsächlich hinterlassen? Auch Roger Schmidt musste zu Beginn seiner Amtszeit in Salzburg eine mehr als herbe Niederlage hinnehmen: Stichwort Düdelingen. Danach folgte eine unglaubliche Entwicklung hin zu einem Team, das europaweit Beachtung fand. Mit Peter Zeidler wurde ein Trainer geholt, dem zugetraut wurde, diese Linie nach dem Hütter-Jahr wieder aufzunehmen. Dass dies im Bereich des Möglichen ist, haben wir an diesser Stelle beschrieben. Doch diese Entwicklung braucht Zeit. Zeit die Zeidler vermutlich auch bekommen wird. Dass auf diesem Weg die Watschn nach Ereignissen wie gestern gegen Malmö verteilt werden, muss Zeidler aushalten. 

 

Sind die Spieler "aufgeklärt" worden? 

Ein Aspekt ist jedoch interessant: Anscheinend wurde die Auswirkung der "neuen" Salzburger Strategie den Spielern nicht oder nur schlecht erklärt. Anders sind die vermehrten Wortmeldungen von Lazaro, Hinteregger, Walke und Co nicht zu erklären. „Salzburg war im Vorjahr eine sehr starke Mannschaft. Jetzt haben sie neue, junge Spieler. An ihrer Philosophie gibt es aber keinen Fehler. Sie müssen besser verteidigen, dann haben sie sehr gute Spieler. Salzburg wird okay sein", sagte Malmö-Trainer Age Hareide den Kollegen von laola1.at.

 

Die Salzburger Fans, die Spieler aber auch die Medien müssen sich an die neue Rolle von Salzburg erst gewöhnen. Nach der fulminanten Entwicklung unter Roger Schmidt folgte unter Adi Hütter trotz des Doubles der sportliche Abstieg. Mit Peter Zeidler gibt es nun einen Neubeginn, der sich künftig jährlich wiederholen kann. Wenn man daher Ralf Rangnick und der Vereinsführung etwas vorwerfen kann, dann ist es die mangelnde Kommunikation, dass dieser Weg hart und steinig sein wird. Und vor allem, dass die Zeit, als man Spieler und Mannschaft über zwei, drei Jahre hinweg entwickeln konnte, vorbei sind. 

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