VdF vs Bundesliga: Marktschreier vs Bewerbshüter
Aussage gegen Aussage gegen Aussage. Während die Spielergewerkschaft VdF der Bundesliga mangelndes Demokratieverständnis vorwirft, versucht die Liga ihren Bewerb und Sponsor zu schützen. Wenn die VdF den österreichischen Fußball konstruktiv gestalten will
Vergangenen Donnerstag hat Wiener-Neustadt-Kapitän und Spielergewerkschafts-Vertreter Dennis Mimm im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Spielergewerkschaft VdF das Profitum in der Sky-Go-Ersten-Liga kritisiert. Angesprochen auf das niedrige Lohnniveau der Sky-Go-Ersten-Liga sprach Mimm: „Es ist eine Ironie, dass man von einer Profiliga spricht. Das ist sie nie und nimmer, weil das Geld dafür nicht da ist. So wie es jetzt ist, ist es fahrlässig."
Damit hat Mimm natürlich Recht. Die Liga konnte sich an diesem Donnerstag nicht rechtfertigen, denn auf das Podium eingeladen wurde sie von der VdF nicht. Gemeldet hat sich Bundesliga jedoch dennoch. Am Freitag, direkt bei Wiener Neustadt. Und zwar „hinsichtlich der Bewusstseinsbildung der gemeinsamen Außendarstellung der Liga", wie es von Seiten der Liga auf Anfrage von 90minuten.at heißt.
„Arbeitsrechtliche Konsequenzen angedroht"
Für die VdF steht jedoch fest, dass die Liga interveniert hat. In einem offenen Brief der VdF heißt es heute: „Es mag vielleicht verständlich sein, dass die von Dennis Mimm als gewählten Spielervertreter, bei einer Podiumsdiskussion getätigten kritischen Aussagen zu einer problematischen Entwicklung im Profifußball von der österreichischen Fußball – Bundesliga nicht gerne gehört werden. Es ist jedoch nicht nur unverständlich, sondern auch entschieden zurückzuweisen, dass die österreichische Fußball-Bundesliga nun den Arbeitgeber bzw. Verein dazu angehalten hat, dem Spieler mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen aufgrund seiner kritischen Haltung zu drohen. Diese Vorgangsweise zeugt von einem mangelnden Demokratieverständnis und wird wohl kaum das Image des Fußballs in der Öffentlichkeit verbessern."
Von angedrohten arbeitsrechtlichen Konsequenzen weiß Wiener Neustadt jedoch auch nichts, wie der Klub auf Anfrage von 90minuten.at mitteilt. „Das entbehrt jeder Grundlage. In dem Gespräch ging es darum, dass die Liga naturgemäß über diese Aussagen nicht erfreut war." Von der Aussendung über ihren eigenen Spieler wusste der Klub nicht Bescheid, sondern erst durch die vielen Anrufe der Medienvertreter.
Dass man den Klub angehalten hat, dem Spieler mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu drohen, entbehrt auch für die Liga selbst „jeglicher Grundlage." Es steht also Aussage gegen Aussage gegen Aussage. Die Liga hat ihren Anwalt heute diesbezüglich bereits kontaktiert.
VdF-Generalsekretär Rudi Novotny bekräftigt im Gespräch mit 90minuten.at, dass sogar Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer im persönlichen Gespräch mit Novotny am Wochenende bestätigt hat, dass derartige Aussagen von Spielern mit „arbeitsrechtlichen Konsequenzen verbunden sein können." Wie konkret der Jurist Ebenbauer im Gespräch mit Wiener Neustadt diese möglichen Konsequenzen am Beispiel von Mimm mit der Klubführung jedoch besprochen hat, bleibt wohl persönlicher Interpretationsspielraum.
Image des Fußballs
Doch zurück zum Thema: Dass in der Sky-Go-Ersten-Liga, die sich als Profiliga sieht bzw. sehen will, Handlungsbedarf herrscht, scheint nicht nur der VdF sondern auch der Liga klar zu sein. Klar ist aber auch, dass die Liga erst vor wenigen Wochen einen Sponsorvertrag mit Sky für mindestens drei Jahre abgeschlossen hat, der Geld in die klammen Kassen der Klubs spült. Dass die Liga ein ureigenes Interesse hat, dass ihr eigenes Produkt von ihren eigenen Protagonisten nicht (noch) schlecht(er) geredet wird, scheint verständlich. Das hat auch Rapid-Präsident Krammer am Donnerstag klar ausgedrückt: „Man hat eine Entscheidung für zwei Zehnerligen getroffen. Ich halte es für gut, wenn man dazu steht. Nichts ist für eine Marke schlechter, wenn sie sich selbst anzweifelt."
Dass aber gerade die VdF, die in der heutigen Aussendung davon schreibt, dass die Handlungsweise der Liga „wohl kaum das Image des Fußballs in der Öffentlichkeit verbessern wird", zu einem populistischen öffentlichen Brief greift, von dem nicht einmal der Klub selbst, den es unmittelbar betrifft, informiert wurde, grenzt dann schon auch an Ironie.
Die VdF hat es in den vergangenen Jahren oftmals geschafft, wichtige Themen anzusprechen – und gleichzeitig sich immer wieder darüber beschwert, dass sie keine Gesprächsbasis zur Bundesliga-Führung findet. Nach Aktionen wie in den letzten Tagen ist dies auch wenig verwunderlich. Und nur durch öffentliche Briefe und Podiumsdiskussionen, wo man jene, die es betrifft, nicht einlädt, wird man den österreichischen Fußball nicht entscheidend mitgestalten können. Gerade deshalb sollte die VdF künftig ein Interesse daran haben, nicht wie ein Marktschreier auf dem Boulevard ihre Themen zu verteilen.