Richtige Männer

Franco Foda ist zurück bei Sturm. Was vor zweieinhalb Jahren im medialen und klubinternen Infight geendet hat, soll nun wieder den Verein zu neuen Erfolgen führen. Möglich wurde dies durch richtige „Männergespräche". Doch in Graz geht es längst nicht mehr

 

"Viele wundern sich, nachdem du unter meiner Präsidentschaft vor zwei Jahren beurlaubt wurdest. Deshalb war es wichtig, dass wir Gespräche führen. Es waren richtige Männergespräche. Wir sind zu dem Punkt gekommen, dass wir gesagt haben, dass wir uns das zutrauen, den Weg zu gehen", erklärt Sturm-Präsident Christian Jauk seinen Sinneswandel. Dass Jauk und Foda nach dem Fiasko im Jahr 2012 noch einmal zusammen bei Sturm an einem Strang ziehen war bis vor wenigen Tagen unvorstellbar.

 

Männergespräche also. Ganz nach dem Geschmack von Foda, der in Graz vor allem am Ende mit seinen Spielern nicht gerade zimperlich umgegangen ist. Doch die „richtigen Männergespräche" zwischen Foda und Jauk sollten auch bereits die letzten in der aktuellen Amtszeit des Mainzers gewesen sein.

 

Älter, reifer, klüger

Denn künftig wird es einen anderen Foda geben. Sagt Foda selbst. Die einjährige Pause vom Trainergeschäft habe er bewusst gemacht. „Ich habe mich sportlich und persönlich weiterentwickelt. Die Generation hat sich verändert. Dementsprechend musst du auch als Trainer handeln. Wir werden ja alle älter, reifer und klüger. Ich bin ein Trainer mit klaren Ansagen, aber es ist fehl am Platz, zu autoritär zu sein. Man muss die klaren Ansagen mit Spaß und Freude verbinden."

 

Das wird für eine halbwegs erfolgreiche zweite Amtszeit auch notwendig sein, denn Sturm-General Goldbrich hat die Anforderungen an den neuen Sturm- Trainer vor einigen Tagen so beschrieben: "Ein Teamplayer, der ganz klar auf die eigene Sturmjugend setzt; ein modernes Fußballsystem denkt, lebt und trägt; viel Fokus auf Ballbesitz und schnelles Umschalten legt und auch hohe soziale Kompetenzen hat."

 

Sturms Erfolg hängt nicht an Foda

Doch ob Sturm langfristig mit oder ohne Foda erfolgreich ist, hängt schon längst nicht mehr von der Trainerfrage ab. Die Grazer haben in den vergangenen drei Jahren so gut wie jeden Trainertyp ausprobiert: Den Autoritären, den Konzeptionellen, den aus dem eigenen Nachwuchs oder zuletzt den Erfolgreichen aus dem Nachbarland. Erfolg wollte sich so oder so nicht einstellen. Es kann nicht also am Trainer allein liegen, dass Sturm nicht zurück in die Erfolgsspur gefunden hat.

 

Mit der Präsidentschaft von Christian Jauk wurde „Sturm Neu" ausgerufen, tolle Konzepte präsentiert. Doch mittlerweile steht „Sturm Neu" nur noch dafür, dass es jedes Jahr einen neuen Trainer gibt. Da hilft es auch nicht, wenn General Manager Gerhard Goldbrich in regelmäßigen Abständen den Schulterschluss mit den – zum Teil „bösen" – (Internet)-Medien fordert. Mit der Kleinen Zeitung hat er bisher ein komplett unkritisches Medium hinter sich versammeln können. Doch das bringt den Verein auch nicht weiter. Im Gegenteil. Immerhin: Heute gab es in der Kleinen Zeitung einen kritischen, wenn auch externen Beitrag zu Sturm, es dürfte sich also auch hier etwas tun.

 

Goldbrich scheint mit seinen Aufgaben mehr als überfordert, der eigentlich nicht operativ tätige Präsident Jauk übernimmt immer mehr Tätigkeiten. Vielleicht sollte die Sturm-Führung künftig nicht mehr „Männergespräche" führen, sondern endlich die geplante Struktur-Reform aus dem Jahr 2012 auch umsetzen. Dann hat auch Sturm wieder die Chance, eine wesentliche Rolle im österreichischen Fußball zu spielen.

m.fiala@90minuten.at