ORF WM-Studio: Fußball für (fast) jeden Geschmack
Der ORF geht in die Breite und wird für Samba, Studiodesign und Costa Cordalis kritisiert. Das wirkliche Problem ist aber die äußerst mangelhafte Vor- und Nachbereitung für die eigentliche Zielgruppe: die echten Fußballfans. Denn die bleiben auf der Strec
Es war ein aufgelegter Elfer für ORF-Sportchef Hans Peter Trost. In einer Gastkolumne im Magazin TV-Media kritisiert Trost die ORF-Kritiker und schießt aus allen Rohren (siehe Tweet weiter unten). Er agiert dabei äußerst clever und reagiert nur auf die Kritik an Samba, Cordalis & Co. Alles in allem sind das „Nebengeräusche" der WM-Berichterstattung und für einen echten Fußball-Fan, für den man – so könnte man meinen – diese Sendung produziert, nicht relevant.
Trost wundert sich sogar (siehe Tweet), dass eine derartige Kritik-Welle in Österreich überhaupt noch möglich ist. Jetzt, wo sich Österreich seit dem Gewinn des Song-Contests als „Hochburg der Toleranz darstellt" . Und eine Frage möchte ich an dieser Stelle auch noch beantworten. Trost fragt: „Wie werten wir denn dann das Auftreten der Formula Unas beim Grand Prix von Österreich in original steirischer Tracht? Auch als billige Länderklischees?" Kurze Antwort: Ja.
das sagt übrigens sportchef hans peter trost zur diskussion übers WM-studio des @orf #orfwm14 @TVMEDIA pic.twitter.com/4Zx8Z1TAc4
Cordalis soll singen
Doch das wäre alles egal. Cordalis soll singen, die Samba-Tänzer tanzen, auch wenn ich derartige Elemente für nicht wichtig erachte, wenn man Fußball-Matches überträgt. Das Produkt „WM-Studio" soll anscheinend so breit wie möglich angelegt sein und Schlagerfans, Brasilien- Aficionados und sogar Opern-Fans ins Boot holen.
Ist mir alles egal. Solange das Kernprodukt stimmt, sieht man (oder ich) über derartige Themen hinweg. Doch hier sind wir beim Kern des Problems. Für den Fußball-Fan, der sich für Fußball an sich interessiert und an interessanten Analysen vor und nach dem Match interessiert ist, ist das WM-Studio des ORF leider nicht gemacht. Und was Hans Peter Trost naturgemäß in seinem Rundumschlag nicht erwähnt hat: Rund 20 Prozent der Österreicher sehen die WM derzeit auf ARD oder ZDF. Vielleicht sollte man auch diesen Umstand einmal im ORF selbstkritisch hinterfragen.
Zielgruppe "Fußballfans" wird links liegen gelassen
Diese Zielgruppe hat der ORF bei der WM einfach links liegengelassen. Lediglich Roman Mählich schafft es trotz oberflächlichster Fragen von Rainer Pariasek, Kompetenz auszustrahlen. Selbst Herbert Prohaska, von dem man weiß, dass er viel mehr draufhat, schwimmt seit Jahren auf der Pariasek-Welle der Fußball-Stehsätze.
Doch das Problem ist möglicherweise sogar noch massiver. Wenn man dann auch noch die äußerst lieblose Bundesliga-Berichterstattung des ORF seit Jahren verfolgt, muss ich mich fragen: Will oder schafft es der ORF-Sport nicht mehr, eine kompetente und interessante Fußball-Vor- und Nachberichterstattung zu produzieren?
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