Keine Transparenz, mehr Politik
Michael Krammer hebt den bisherigen Berufspolitiker Christoph Peschek in das Amt des Wirtschafts-Vorstands des SK Rapid. Unabhängig davon, ob Peschek das Amt gut ausüben kann oder nicht: Auf eine Ausschreibung wurde trotz aller Ankündigungen verzichtet, K
Es war mit der Bestellung von Präsident Michael Krammer nicht zu erwarten, dass sich Rapid komplett aus dem Würgegriff der Politik befreien kann. Das ist auch zu einem gewissen Teil unmöglich, vor allem dann, wenn man daran denkt, dass die Gemeinde Wien in Zeiten wie diesen rund 20 Mio. Euro in die Infrastruktur zuschießt. Doch es war ihm zuzutrauen, dass er sich von den gängigen politischen Praktiken rund um den österreichischen Fußball im Allgemeinen und bei Rapid im Speziellen ein bisschen lösen kann.
Keine Ausschreibung
Mit Christoph Peschek wird jetzt ein neuer Rapid-Manager installiert, der sich bisher als Berufspolitiker der SPÖ einen guten Namen gemacht hat – und seit letztem Jahr als Vizepräsident des SK Rapid fungiert. All diese Ämter wird Peschek zurücklegen. Eine wirtschaftliche fundierte Ausbildung des künftigen Rapid-Vorstands (so wird seine Bezeichnung sein, wenn die Umwandlung in die AG vollzogen wird) ist aus seiner Vita nicht zu erkennen.
Vor ein paar Tagen habe ich mit einem mir bekannten renommierten Personalberater über die Entscheidung Michael Krammers diskutiert, den Job des Vorstands entgegen aller (gefühlter Tausend) Ankündigungen, doch nicht öffentlich ausgeschrieben zu haben. Krammer meinte im Kurier dazu: "Wir wurden mit Bewerbungen überschwemmt. Wenn wir auch noch eine öffentliche Ausschreibung gemacht hätten, wäre das nicht zu bewältigen gewesen. Deswegen haben wir Personalberater engagiert, die auch noch einige Kandidaten eingebracht haben." Eine Aussage, die meinen bekannten Personalberater ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Er meinte darauf: „Genau dazu ist ja ein Personalberater da, die Masse an Bewerbungen, von der man sowieso 80%-90% relativ rasch streichen kann, zu filtern." Es kam ihm aber auch gleich in diesem Zusammenhang ein anderer Aspekt in dem Sinn: „Meistens werden geplante Ausschreibungen dann doch nicht öffentlich durchgeführt, wenn man jemanden in einen Job heben will, der die offiziellen Anforderungen nicht erfüllen kann."
Ein Akademiker macht noch keinen Rapid-Manager. Ein Politiker aber auch nicht.
Ein aktueller Blick auf sämtliche Job-Inserate auf Vorstands-Niveau in dieser Unternehmensgröße zeigt: Unter einer akademischen Ausbildung geht hier nichts. Natürlich kann und soll man hier jetzt nicht über die tatsächlichen Qualitäten von Peschek urteilen. Bei weitem nicht jeder wirtschaftlich ausgebildeter Akademiker hat das Zeug dazu, Rapid zu führen. Und möglicherweise gibt es auch viele Personen ohne entsprechende Ausbildung, die Rapid erfolgreich führen können. Michael Krammer hat es etwa gezeigt, dass man auch ohne Universitäts-Diplom erfolgreich in der Wirtschaft agieren kann. Doch es bleibt ein gewaltiger Unterschied: Krammer hat sich seine Sporen in vielen Jahren verdient und sich somit für andere Jobs interessant gemacht.
Krammer, der Macher
Krammer, der Macher. Krammer, der schon so viele erfolgreiche Projekte in der Wirtschaft umgesetzt hat. Krammer, der auch das Stadion auf Schiene gebracht hat, woran Vorgänger Rudi Edlinger jahrelang gescheitert ist. Aber vielleicht war es schlussendlich doch naiv zu glauben, dass sich unter Präsident Michael Krammer auch im Bereich der politischen Einflussnahme hier etwas Wesentliches, etwas zum Positiven verändern wird.
Krammer hat vom ersten Tag seiner Amtszeit versucht, Rapid ein neues Image zu verpassen. Weg vom Verein mit politisch motivierten Verantwortungsträgern, hin zu einem wirtschaftlich geführten Unternehmen mit Profis. Auch wenn er mit dem Stadion ein Jahrhundertprojekt auf der Habenseite hat, die Optik dieser Bestellung ist mehr als schief. Von der angestrebten Transparenz, die Krammer bereits im Rahmen seiner Wahlwerbung zum Rapid-Präsidenten propagierte und versprochen hat, hat er sich im Zuge der Peschek-Bestellung verabschiedet und somit - unabhängig davon, ob Peschek diesen Job gut ausführen wird oder nicht - der Politik ein (un)erwartetes Comeback bei Rapid auf operativer Ebene beschert.