Ein Glaubwürdigkeitsproblem namens ‚Tipico-Bundesliga'
Die Bundesliga hat mit Tipico einen neuen Namenssponsor für die oberste Liga gefunden. Im Lichtblick der finanziell angespannten Situation der Liga klingt die Entscheidung nachvollziehbar. Die Liga hat damit jedoch ein erhebliches Glaubwürdigkeitsproblem.
Die Liga hat also ihren neuen Sponsor gefunden. Mit Tipico folgt ein Wettanbieter einem Wettanbieter nach. Die Liga wird künftig also nicht mehr tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile heißen, sondern Tipico-Bundesliga. Auf den ersten Blick bleibt also alles wie es war. Kein Grund zur Aufregung also – oder doch?
Es mag Zufall sein, aber die Bekanntgabe von Tipico als neuen Bewerbssponsor der österreichischen Bundesliga fällt zeitgleich mit einer Aussendung von Servus TV zusammen, wo ein Exklusiv-Interview mit Dominique Taboga angekündigt wird, das am Donnerstag zu sehen ist. Über Taboga brauche ich hier an dieser Stelle nicht mehr viel verlieren.
Erfolgsstory? Ein Trugschluss!
Dass sich tipp3 mit Ende der Saison 2013/14 als Namensgeber zurückzieht, mag vielleicht auch damit zusammenhängen, dass man sich in dieser exponierten Position nicht mehr 100%ig wohlgefühlt hat – auch wenn die Entscheidung auszusteigen vor dem aufpoppen des Taboga-Falls gefallen ist. Dennoch ist die Entscheidung der Liga, Tipico als Sponsor anzunehmen, im Lichtblick der finanziell angespannten Situation vieler Vereine oberflächlich gesehen nachvollziehbar. Nach dem Abgang von Georg Pangl war eine erste Erfolgsstory vonnöten.
Diese Erfolgsstory hat man somit. Glaubt zumindest die Bundesliga. Dies ist aber ein Trugschluss. Im Gegenteil: Mit Tipico hat die Liga ein Glaubwürdigkeitsproblem.
Konkret geht es bei den rund 1,5 Mio. Euro Sponsoringvolumen pro Jahr im besten Fall um etwa 130.000 Euro pro Verein (Provisionen, Anteil der Bundesliga-Geschäftsstelle abgezogen), also zwischen 0,7 Prozent (Austria, Rapid) und drei Prozent eines Budgets eines Bundesliga-Klubs. Kurz gesagt: Schön, wenn man diese Summe jährlich überwiesen bekommt. Mehr aber auch nicht. Dieses Geld darf jedenfalls keine lebensnotwendige Finanzinjektion für einen gesunden Verein darstellen.
Mühsam aufpoliertes Image wieder im Keller
Die Entscheidung ist jedoch auch aus einem anderen, besorgniserregenden Blickwinkel zu sehen. Wieder einmal wurde bei einer gemeinsamen Ligaentscheidung der langfristige Blick in die Zukunft gescheut – oder bewusst ausgeblendet.
Man muss sich die Worte von Bundesliga-Präsident Hans Rinner, die er damals bei der eilig einberufenen Pressekonferenz im Zuge des Taboga-Skandals gesprochen hat, noch einmal auf der Zunge zergehen lassen: „Wir wollen diese Ereigniswetten so gut wie möglich eindämmen, können das aber nicht alleine stemmen." Dem nicht genug wurde auf dem darauf einberufenen Gipfel mit ÖFB und Bundesliga als einer der sieben entscheidenden Punkte festgehalten: „Nach Ansicht der Gipfelteilnehmer ist ein Verbot von Ereigniswetten notwendig." Deshalb suche man den Kontakt mit Wettanbietern und auch mit der UEFA und der FIFA, sagte der 50-Jährige Rinner.
Gibt es einen Elfmeter? Gibt es eine Ecke? (Screenshot Tipico)
Den Kontakt mit Wettanbietern hat man in der Bundesliga in den vergangenen Wochen gesucht und anscheinend auch gefunden, denn mit Tipico holt man sich genau so einen Wettanbieter an Board. Also einen Wettanbieter, der Wetten auf Eckbälle, Elfmeter & Co im Programm hat (siehe Screenshot). Das Image der Liga, das in den vergangenen Monaten unter dem „Wettskandal" gelitten hat, wurde in den vergangenen Wochen mühsam wieder Schritt für Schritt aufpoliert – und fällt jetzt mit Tipico wieder in den Keller. Auf den verbalen Spagat der Bundesliga-Führung darf man im Zuge dieser Entscheidung gespannt sein.
m.fiala@90minuten.at