Die große Chance

In den kommenden Wochen wird die Bundesliga enorm wichtige Entscheidungen treffen. Von diesen Entscheidungen wird es abhängen, ob die Bundesliga im Jahr 2020 endlich im 21. Jahrhundert ankommt oder dann noch immer dem Zukunftspapier aus den 1990er-Jahren

 

Georg Pangl hatte in einem Punkt Recht: Der Rücktritt in der vergangenen Woche ist auch als Signal zu verstehen. Kurz gesagt: Mit seinem (missglückten) Interview hat er die österreichische Fußball-Szene aufgerüttelt. Die allgemeine Stimmung unter vielen Fans und immer mehr Fußball-Funktionären: Es müssen endlich Reformen her, sonst wird der Abstand von Fußball-Österreich zum Rest der Fußball-Welt immer größer.

 

Pangls Rücktritt hat den Weg geebnet

Insofern hat Pangl den Weg frei gemacht und die Stimmung entsprechend aufbereitet. Der Bundesliga-Aufsichtsrat hat die Lage anscheinend erkannt – und nützt jetzt genau diese Stimmung. Ein Mix aus öffentlichem Druck („Die Bundesliga ist jetzt gefordert, endlich Entscheidungen umzusetzen") und Selbsterkenntnis („Wir müssen dahin gehen, wo es weh tut") lastet derzeit auf den Schultern der Bundesliga. Sätze wie "Ich wünsche der Bundesliga viel Glück mit fünf Vereinen" werden nicht mehr goutiert - weder von Fans noch von der Bundesliga-Spitze selbst.

 

logo bulistrukturDer Aufsichtsrat der Bundesliga besteht immerhin aus sieben Personen, die auch in ihren Klubs ein gewichtiges Wort mitreden. Die Chance, dass also diese sieben Klubs bezüglich Rasenheizung auf Schiene sind, ist groß. Leider jedoch nicht bei 100%, denn bereits in der Vergangenheit kam es dazu, dass eine Entscheidung, die vorher im Aufsichtsrat von allen AR-Mitgliedern einstimmig beschlossen wurde, dann in der Runde aller Klubvetreter plötzlich nicht durchgegangen ist. Unter anderem auch deswegen, weil es AR-Mitglieder gab, die dann plötzlich gegen ihren eigenen Vorschlag gestimmt haben. So etwas sollte natürlich nicht mehr passieren.

 

Kompromisslose Weiterentwicklung oder ...

Die Bundesliga steht jetzt vor ihrer großen Chance, einen Prozess in Gang zu setzen, der die kompromisslose Weiterentwicklung der Liga zum Ziel hat. Eine Weiterentwicklung, die alle Klubs als ihre Chance für eine besser Zukunft erkennen. Bisher war es eher so, dass man lieber das bekannte Unglück gesucht hat als das unbekannte Glück.

 

In den kommenden Wochen werden also einige Entscheidungen getroffen, die den Weg der Bundesliga entscheidend beeinflussen. Die Infrastruktur und die Wahl des neuen Bundesliga-Vorstands gekoppelt mit einer neuen Struktur der Geschäftsstelle werden dabei eine zentrale Rolle spielen, ob die Bundesliga im Jahr 2020 endlich im 21. Jahrhundert angekommen ist oder noch immer dem Zukunftspapier aus den 1990er-Jahren inhaltlich nachrennen wird.

m.fiala@90minuten.at

 

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