Die Ära Pangl ist zu Ende: Am Schnitzel gescheitert
Nach mehr als neun Jahren ist die Ära von Georg Pangl als Bundesliga-Vorstand zu Ende gegangen. Der Burgenländer hat die Bundesliga nach dem Westenthaler-Fiasko wieder auf Kurs gebracht. Nach der Konsolidierungsphase hat es jedoch an Führungsqualität gefe
Georg Pangl ist quasi am Schnitzel-Problem gescheitert. Das hat er auch selbst zu verantworten. Und gestern die Konsequenzen gezogen. Das Verhältnis zwischen Klubs und Vorstand war zerrüttet. Nach 9,5 Jahren hatte Pangl wohl auch nicht mehr die Kraft, aber anscheinend sicher nicht mehr die Lust, dieses Verhältnis wieder gerade zu rücken.
Zwei Phasen
Rückblickend ist die Ära von Pangl in zwei Phasen zu betrachten. Nach dem Westenthaler-Abenteuer der Liga übernahm der Burgenländer die Geschäftsstelle in einem katastrophalen Zustand. Ein Zustand, der sich nach und nach zum positiven ändern sollte. Offensichtliche Änderungen waren notwendig, daher auch umsetzbar. Denn Pangl kann im Endeffekt nur das umsetzen, was gemeinsam mit den 20 Profiklubs beschlossen wird. Die Klubs brauchten nicht großartig überzeugt zu werden.
Nach der Konsolidierung begann Pangl, der immer wieder am internationalen Parkett mit den Traumfabriken aus Deutschland, Spanien oder England konfrontiert wurde, Visionen zu entwickeln. Bereits vor fünf Jahren träumte der Bundesliga-Vorstand vom bargeldlosen Zahlen in Österreichs Stadien. Dabei vergaß er jedoch, dass Österreichs Fußball zuerst seine Hausaufgaben zu erledigen hat.
Das Thema Infrastruktur ist trotz Euro 2008 – ganz im Gegenteil zur Schweiz – weiterhin das große Problem der Liga. Hier war Führungsqualität gefragt. Ein Leader, der die Liga hinter sich versammelt, Entscheidungen gewissenhaft und strukturiert vorbereitet. Und diese Entscheidungen dann durchzieht.
Doch genau daran scheiterte Pangl schlussendlich. Daraus folgte Frust. Viel Frust. Im Dezember hat es Bundesliga-Vorstand Georg Pangl dann anscheinend irgendwann gereicht. Im Interview mit der Sportwoche ließ er der halben Liga ausrichten, was alles nicht funktioniert und dass der professionelle Zugang fehlt. Es war ein ungewohnter Vorstoß des Burgenländers, der als Vorstand der Liga eigentlich immer dafür bekannt war, den größtmöglichen Kompromiss zu finden.
Größtmöglicher Kompromiss = österreichische Lösung
Der größtmögliche Kompromiss bedeutet aber in Österreich dann meistens die typisch österreichische Lösung. Als wäre es akkordiert feuerten die sogenannten Dorfklubs in den vergangenen Wochen kleine Giftpfeile in Richtung Bundesliga-Geschäftsstelle. Motto: „Wenn es nicht vorgeschrieben ist, setzen wir es auch nicht um." Höhepunkt: Grödig-Manager Haas wünschte der Liga via 90minuten.at-Interview „viel Spaß mit fünf Vereinen". Für die großen Reformen – Stichwort Rasenheizung – fehlte der Mut oder die Durchsetzungskraft. Oder beides. Die Verantwortung wurde von Pangl auf die Klubs übertragen. Ein Trugschluss.
Die Liga wäre jetzt gut beraten, sich bei der Suche nach dem Nachfolger Zeit zu lassen. Denn die Entscheidung, wer Georg Pangl folgen wird, kann für den österreichischen Fußball zweierlei bedeuten: So weiterzumachen wie bisher, also sich selbst zu verwalten. Oder einen Manager mit Führungsqualitäten an Board zu holen, der zwar die Eitelkeiten der österreichischen Funktionäre zur Kenntnis nimmt, aber sich von diesen nicht vereinnahmen lässt. Bei allem Respekt: Werner Kuhn, der gerade in diversen Medien als möglicher Kandidat genannt wird, ist so jemand nicht. Zu sehr ist er mit den gängigen Praktiken des österreichischen Fußballs vertraut.
Deutschlands Erfolgsrun mit MTV-Marketingdirektor
Am Ende sei mir der Blick nach Deutschland erlaubt: Christian Seifert, der ziemlich erfolgreiche Vorstand der deutschen Bundesliga, war vor seiner DFL-Vorstandstätigkeit nicht im Fußball-Business tätig. Er war Marketingdirektor beim Musiksender MTV oder etwa Vorstand der KarstadtQuelle-Tochter New Media.
Seifert übernahm die Bundesliga-Führung zu einer Zeit, als die deutsche Liga weit abgeschlagen hinter England, Italien und Spanien herumgondelte. Der Erfolgslauf der Liga ist eindeutig mit der Führungsqualität von Seifert in Bezug zu bringen. Im vergangenen Jahr setzte die deutsche Liga schlussendlich zum Überholmanöver an. Die Nr. 1 in Europa ist in Griffweite.
Soll heißen: Die Liga braucht nicht einen weiteren österreichischen Fußball-Insider, der von Wien bis Altach die Funktionäre oder Journalisten mit dem Vornamen kennt und in den 80er-Jahren mit ihnen gemeinsam Fußball gespielt hat. Die Liga braucht einen Leader, der den Klubs die realistischen Potenziale aufzeigt. Die österreichische Liga braucht einen Leader, einen Manager, der gemeinsam mit den Klubs eine Strategie erarbeitet, nach der dann gearbeitet wird.
Man darf also gespannt sein, ob es in den kommenden Wochen den größtmöglichen Kompromiss geben wird oder doch den großen Wurf, der sicherlich viel - auch unangenehme - Arbeit für die kommenden Jahre bedeutet.