News-Archiv / 2013

Uli Hoeneß im Stimmungshoch: ‚ Eine fatale Situation für die öffentliche Hygiene'

Uli Hoeneß ist bei den Bayern beliebter denn je. Der Klub eilt unter der Hoeneß-Präsidentschaft von Rekord zu Rekord. Der bisherige Höhepunkt war die Hauptversammlung der Bayern: Hoeneß weinte vor Rührung, die Fans riefen ‚Uli, Uli'. Die Optik, die sich d

 

Wolfgang Seibel, Professor an der Uni Konstanz, der sich mit dem Verhältnis von Macht und Moral beschäftigt, sagte zu den Ereignissen der letzten Tage: „Das ist eine fatale Situation für die öffentliche Hygiene. Jugendliche laufen jetzt mit Bayern-Schals durch München und rufen in Richtung des Steuerbetrügers weiterhin: Uli, Uli! Damit geht gerade bei Jüngeren ein bedrückender Verlust an Respekt vor der Rechtsordnung einher", sagte Seibel.

 

Seibel geht sogar noch weiter: "Im Aufsichtsrat der Bayern sitzt nicht irgendwer, sondern die Crème de la Crème der deutschen Industrie. Firmen, die zuletzt zum Teil erhebliche Probleme mit Korruption und Bestechung hatten, die Eide geschworen und ganze Compliance-Abteilungen gegründet haben, um dem ein Ende zu setzen. Das erweckt ein Bild von Deutschland als Bananenrepublik."

 

Doch den Mitgliedern der Bayern ist hier nicht wirklich ein Vorwurf zu machen. Und es ist auch verständlich, dass Lebensfreunde wie Karl-Heinz Rummenigge öffentlich zu Hoeneß stehen. „Hoeneß ist volksnah, vielleicht haben viele das Gefühl: Wir verraten ihn und seine Leistungen, wenn wir ihn nicht im Amt lassen", sagte Sylvia Schenk, Sportbeauftragte der Antikorruptions-Organisation Transparency International.

 

Hoeneß erwartet sich zumindest einen fairen Prozess. Die Stimmungslage – sofern sie bis März anhält, wenn der Prozess beginnt – wird dies aber nur schwer zulassen. Der öffentliche Druck wird enorm sein, auch wenn dieses Mal mit verkehrten Vorzeichen, denn eine mögliche Verurteilung von Hoeneß wird die FC-Bayern-Gemeinde nur schwer verkraften.

 

Es geht bei Hoeneß nicht darum, ihn fallen zu lassen. Es ist aber auch umgekehrt nicht verhältnismäßig, sein steuerliches Handeln als Bagatelldelikt erscheinen zu lassen. Hoeneß wird sich auch im Falle einer Verurteilung bei Karl-Heinz Rummenigge ausheulen können. Er wird auch weiterhin bei den Bayern seinen fixen Platz im Münchner Universum bekommen. Es wird jedoch ein ganz wichtiges Signal sein, ob Hoeneß nach seiner möglichen Verurteilung von den Bayern in einer außerordentlichen Hauptversammlung abgefeiert wird oder nicht. Ein Verein wie Bayern, der in den letzten Jahren hochprofessionell geführt wurde, darf sich nicht dafür instrumentalisieren (lassen).

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