Sportklub, Vienna und Rapid in diesen Tagen: Zwischen Stillstand, Unvereinbarkeit und versuchter Themenführung
In den vergangenen zwei Tagen haben Rapid, Sportklub und die Vienna, also somit drei der vier großen Wiener Traditionsvereine, eindrucksvoll gezeigt, wie im österreichischen Fußball "Entscheidungen" herbeigeführt werden. Von Michael Fiala
Stillstand: Wiener Sportklub
Am 27. 5. fand im Hernalser Etablissement Gschwandner die ordentliche Mitgliederversammlung des Wiener Sportklubs statt und brachte als Ergebnis kein Ergebnis, wie ostliga.at ernüchternd berichtet hat. Nach dem Sportklub-Präsident Udo Huber vor einigen Wochen zurückgetreten ist, diente die Mitgliederversammlung einerseits dazu, den alten Vorstand zu entlasten – oder eben auch nicht zu entlasten. Und einen neuen Präsidenten zu finden. Die bedingte Entlastung gab es, während der neuer potenzielle Präsident Willi Kaipel, aufgrund eines Urlaubs nicht persönlich anwesend aber immerhin doch soweit informiert, um noch während der Versammlung seine Bereitschaft gewählt zu werden, wieder zurückzog, da Kaipel dem Vernehmen nach mit der Entlastung des alten Präsidium nicht einverstanden war. Fazit: Der alte Vorstand bleibt bis zum Ablauf der Funktionsperiode (27. Juni). Bis dahin muss eine außerordentliche Mitgliederversammlung stattfinden, auf der die Führungsorgane neu gewählt werden. Vielleicht kündigt ja Udo Huber via Sportklub-Forum an, doch nochmal zu kandidieren? Ok, das war ein Scherz. Die letzten Wochen beim Sportklub haben einen notwendigen Reformierungs-Prozess eingeläutet. Jetzt wäre es aber auch an der Zeit, dass die entsprechenden Personen den Mut haben, Verantwortung für den Klub zu übernehmen. Nicht zuletzt geht es auch darum, ob eine Zusammenführung des C mit dem K möglich ist. Viel Zeit bleibt nicht mehr.
Unvereinbarkeit: First Vienna FC
Die Vienna hat sich zumindest sportlich gesehen in den vergangenen Jahren vom Wiener Sportklub etwas abgesetzt. Bei der 118. Generalversammlung des First Vienna FC 1894 am Dienstag-Abend gab es großes Interesse. Es wurden so viele Teilnehmer wie schon lange nicht mehr gezählt. Das Interesse, auch Verantwortung zu übernehmen, war da schon überschaubarer. Denn nur so ist es zu erklären, dass Wolfgang Markytan ab sofort nicht nur Klubmanager des Vereins ist, sondern Vizepräsident – und Schriftführer auch noch. Irgendwie irrwitzig, wenn man bedenkt, dass das Präsidium über den Verbleib oder eben Nicht-Verbleib des Managers entscheidet. Künftig kann also Markytan in seiner Funktion als Vizepräsident mitentscheiden, ob er seine Funktion als Klubmanager weiterhin wahrnehmen soll oder nicht. Ein Vizepräsident, der sich also selbst in seiner Funktion als Klubmanager hinterfragt. Irgendwie süß, aber irgendwie ist es ein Dauerzustand in Österreichs Fußball, mehrere Funktionen gleichzeitig zu übernehmen - sogar an obersterer Stelle. Und hoffentlich nimmt sich Markytan da nicht zu viel vor, denn neben Klub-Manager, Vizepräsident und Schriftführer verdient sich Markytan seine Brötchen im Team der Wiener Bildung der SPÖ. Oder geht es am Ende nur darum, gewisse Funktionen rein offiziell am Papier zu übernehmen, um den Kriterien der Bundesliga zu entsprechen? Immerhin ist mit Christian Tesar jemand von der Vienna-Basis jetzt neu im Präsidium, dem man zutrauen kann, die Probleme nicht nur zu erkennen, sondern auch anzupacken.
Versuchte Themenführung: Rapid Wien
Heute, Mittwoch, hat Rapid bekanntgegeben, eine Struktur- und Satzungskommission zu installieren, die sich mit Überlegungen zu neuen Vereinsstrukturen beschäftigten wird, wie Präsident Rudi Edlinger heute über eine Aussendung an die Medien vermelden ließ. Dies passiert vor allem deswegen, weil die Initiative "Zukunft Rapid" mit mehr als 10 Prozent der Unterschriften der aktiven Rapid-Mitglieder dem Ziel einer außerordentlichen Mitgliederversammlung geschafft hat. Noch hat jedoch die Initiative die Unterschriften nicht übergeben und sich noch Zeit gelassen, um noch mehr Unterschriften zu sammeln. Zudem ist ein Info-Abend am 10. Juni angesetzt, wo die Initiative ihre Ziele vorstellen will. Zeit, die Edlinger jetzt genützt hat, um die Themenführerschaft an sich zu reißen, in dem man eben selbst diese Außerordentliche Hauptversammlung einberuft. Die neue Kommission, die bereits Anfang Juni erstmals tagen wird, soll ihre Ergebnisse im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung, die für den 23. September geplant ist, präsentieren. Bei dieser wird folglich unter anderem eine Aktualisierung der Satzung und damit auch der Strukturen des SK Rapid zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Die Satzung könnte damit bereits bei der für November anberaumten Ordentlichen Hauptversammlung, in deren Rahmen auch die Wahl des neuen Präsidiums anberaumt ist, gültig sein. Dieser Kommission sollen auch Mitglieder der Initiative angehören. Ein kluger Schachzug von Edlinger, denn sich die Kritiker ins Boot zu holen und zu umarmen heißt meistens auch, sie mundtot zu machen. Andererseits wird sich die Initiative der Einladung nur schwer verschließen können, wenn sie glaubhaft vermitteln will, etwas zu bewegen. Ob sich die Ziele der Kommission mit jenen der Initiative (Offenlegung der Finanzen der letzten drei Jahre und des Status Quo bzgl. des neuen Stadions sowie eine Statutenänderung, die für mehr Demokratie bei der Wahl der Entscheidungsträger sorgen soll) decken werden, bleibt jedoch zweifelhaft. Fakt ist jedoch, dass Edlinger und der Klub nach Monaten des Zögerns nun versuchen, die Themenführerschaft zu übernehmen. Nach der 1:0-Führung der Mitglieder hat das Präsidium jetzt zunächst ausgeglichen.