Edlingers Dilemma: Rapid gehört den Mitgliedern
Rapid gehört den Mitgliedern. Genau dieser Satz, den der Rapid-Präsident seit Anfang seiner Amtszeit predigt, könnte kurz vor der Präsidenten-Pension zum unangenehmen Bumerang werden. Von Michael Fiala
Rudi Edlinger war im Kampf gegen die „böse Kommerzmaschine" aus Salzburg immer wieder ein Satz wichtig: „Rapid gehört den Mitgliedern und nicht irgendeinem Unternehmen." Was in guten Zeiten ein populistisches „Blabla" ist und die Menge jubeln lässt, rächt sich jetzt für den Noch-Präsidenten wie ein Bumerang, denn die Rapid-Mitglieder haben eine außerordentliche Hauptversammlung erzwungen.
Bis November dauert die Amtszeit von Edlinger noch an. Der Präsident, der während seiner letzten – gerade aktuellen - Amtszeit das „Schiff Rapid" nicht mehr bewusst in die richtige Richtung steuern konnte, ist bemüht, diese Monate bis zu seiner Präsidenten-Pension noch ordentlich über die Bühne zu bringen. Vor allem will er wohl nach diesen vielen Jahren als oberster Vertreter des Klubs den Verein wirtschaftlich gesund übergeben, wenn es zumindest sportlich nicht passt. Doch genau dieses wirtschaftlich gesunde Image kann man Rapid derzeit nicht abnehmen.
Einer der Punkte, über den bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung abgestimmt werden soll, ist genau dieser Finanz-Check. Die Rapid-Mitglieder lassen sich von den oberflächlichen Zahlengebilden, die der Verein in der Öffentlichkeit präsentiert nicht mehr zufriedenstellen. Die Glaubwürdigkeit von Edlinger, Kuhn & Co ist – nicht nur in diesem Bereich – mehr als angekratzt.
Rapid gehört an die Spitze. Davon ist wenig übrig geblieben
Vor ungefähr 12 Jahren kündigte Edlinger nach seiner ersten Wahl unter dem Applaus der Rapid-Mitglieder an: "Rapid gehört an die Spitze Österreichs". Davon ist freilich im Jahr 2013 derzeit wenig zu merken. Dabei geht es den revoltierenden Mitgliedern nicht primär um die aktuelle sportliche Misere. Eine schlechte Saison kann dem bestgeführten Klub durchaus passieren.
Nein. Die Rapid-Mitglieder sind der Meinung, dass das sportliche Versagen kein Zufall ist, sondern Produkt des im Meer herumtreibenden Rapid-Schiffes. Und sie glauben dem Kapitän nicht mehr, dass dieser das Schiff sicher in den nächsten Hafen führen wird können.
Oft wurden die Rapid-Fans von den Medien und anderen Rapid-Sympathisanten dafür kritisiert, den Verein in Geiselhaft zu nehmen. Ein Verhalten, das sich der Klub aber auch selbst gezüchtet hat. Dieses Mal ist es jedoch anders: Die Rapid-Mitglieder, auf die Edlinger immer besonders viel Wert legt, haben diese Entscheidung herbeigeführt – und nicht die Rapid-Fans. Das ist ein wichtiger Unterschied.
Jähes Ende für oberflächliches Finanz-Blabla?
Es ist jetzt nicht unbedingt davon auszugehen, dass Rapid ein paar Leichen im Keller liegen hat. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das oberflächliche Finanz-Blabla in Hütteldorf spätestens mit dem Finanz-Check ein jähes Ende findet.
Aber noch ist es nicht so weit: Zunächst braucht die Initiative „Rapid bin ich" bei der außerordentlichen Hauptversammlung nicht nur 10%, sondern eine Mehrheit der anwesenden, stimmberechtigten Mitglieder. Man darf davon ausgehen, dass spätestens seit heute die beiden Lager in den Wahlkampf einsteigen, um die Mehrheit auf ihre Seite zu ziehen ...
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