News-Archiv / 2013

Das Schnitzel-Problem

Wenn ein Schnitzel den 14:00 Uhr Ankicktermin verhindert oder hunderttausende TV-Zuseher Zeuge von Eislauf-Fußball werden, ist Führungsqualität gefragt. Führungsqualität, die man in der österreichischen Bundesliga jedoch vermisst. „Die Klubs dürfen sich n

 

Was zeichnet eine gute Führungskraft aus? Darüber kann man sicherlich endlos diskutieren.

 

Was zeichnet eine nicht so gute Führungskraft aus? Z.b. Jemanden, den man führen soll, in der Öffentlichkeit ausrichten, dass sie nicht das tun, was man gerne von ihnen hätte. Von dem einen oder anderen Trainer haben wir das in diesem Jahr schon gehört. Anscheinend diente diese „Führungsqualität" als Inspiration für die Spitze der österreichischen Bundesliga.

 

Das Schnitzel-Problem
Wenn Bundesliga-Vorstand Georg Pangl gefragt wird, warum am Wochenende nicht etwa um 14 Uhr gespielt wird und somit der unbeliebte Termin am Sonntag-Abend vermieden werden kann, klingt das so: "Das geht nicht hieß es. Da esse ich mein Schnitzel - dieses Zitat fiel wortwörtlich", so Pangl im Interview mit der Sportwoche bzw. sport10.at, der fordert, dass sich "die Klubs nicht immer hinter der Liga verstecken".

 

Das ist natürlich eine super Wuchtel. Quasi eine Schnitzel-Wuchtel. Doch viel interessanter ist der letzte Satz: „... dass sich die Klubs nicht immer hinter der Liga verstecken." Genau hier offenbart sich das eklatante Führungsproblem der österreichischen Bundesliga. Die Bundesliga wird nämlich nicht geführt. Also offiziell natürlich schon, auf dem Papier.

 

Das Rasenheizungs-Problem
Noch ein Beispiel gefällig. In ebendiesen Interview sagte Pangl zum Thema Rasenheizung: "Egal, von wo ich es höre, etwa aus Wolfsberg: Wir brauchen keine Rasenheizung! Mein Zugang ist: Bei allem Respekt, was die Herrschaften dort für ihre Verhältnisse leisten, dann haben sie nicht den professionellen Zugang zum Profi-Fußball, der notwendig ist", so Pangl.

 

Bei allem Respekt Herr Pangl, was sie in der Bundesliga-Geschäftsstelle leisten, dann haben Sie aber nicht den professionellen Zugang zum Profi-Fußball, der notwendig ist. Seit wann sind sie Vorstand der Bundesliga? Was haben Sie in den vergangenen Jahren gemacht? Bauen Sie so Vertrauen auf, um die Vereine zu führen und dann gemeinsam zu Entscheidungen zu kommen?

 

Vertrauen erarbeiten nicht verspielen
Apropos Vertrauen: „Nur Ligen mit einer starken Ligenorganisation entwickeln sich gut", sagte DFL-Vorstand Christian Seifert im Juli, als er von seinem österreichischen Amtskollegen Pangl nach Wien eingeladen wurde. Er sagte auch, dass man sich Vertrauen durch analytische Arbeit erarbeiten muss. Richtungsweisende Entscheidungen gehören sorgsam vorbereitet. Wenn das Vertrauen dann einmal da ist, folgen die Klubs den Vorschlägen des Bundesliga-Vorstands.

 

Die Klubs haben es selbst in der Hand, sich ihre Führung auszusuchen. Man kann natürlich so weitermachen und wie ein Schiff einen Eisberg nach dem anderen ansteuern, um dann im letzten Moment die Kurve zu kratzen, um bereits den nächsten Eisberg vor Augen zu haben. Quasi, um die unangenehmen Themen ständig zu umschiffen. Frei nach dem Motto: „Das bringt uns zwar nicht wirklich weiter, aber wir können unser Ding halbwegs gemütlich weitertun."

 

Oder man geht den unangenehmen, aber erfolgreichen Weg und holt einen Kapitän, der das Schiff zwar ab und zu durch einen Sturm steuert, aber den Dampfer schlussendlich in ruhigeres Gewässer bringt.

 

Die Klubs dürfen sich nicht mehr hinter der Liga verstecken
Die Klubs haben es also selbst in der Hand, ob sie am Wochenende lieber weiterhin gemütlich ihr Schnitzel zu Hause essen wollen oder ob sie es vielleicht doch im Stadion verspeisen. Und die Klubs haben es auch selbst in der Hand, ob sie weiterhin auf Eislaufplätzen vor hunderttausenden TV-Zusehern Fußball spielen.

 

Die Klubs haben es selbst in der Hand, ob sie sich wirklich führen lassen wollen oder nicht. Ich muss Herrn Pangl Recht geben: „Die Klubs dürfen sich nicht mehr hinter der Liga verstecken." Man könnte dies auch als Aufruf zum Ungehorsam deuten.

m.fiala@90minuten.at

 

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