News-Archiv / 2013

Arbeitslose Fußballer: Soziale Verantwortungslosigkeit oder das Verursacherprinzip

VdF-Vorsitzender Gernot Zirngast kritisiert ÖFB und Bundesliga für soziale Verantwortungslosigkeit im Bereich der arbeitslosen Fußballer: „Es kann nicht angehen, dass man mit viel Steuergeld ausgebildete Akademiespieler mittels Quotenregelung auf den Mark

 

„Wenn Liga und ÖFB jetzt auch noch Arbeitsmarktservice spielen müssen, verstehe ich es nicht mehr." Allein diese Aussage von Bundesliga-Vorstand Georg Pangl zeigt deutlich, warum unser Profifußball dort steht, wo er steht: An der Grenze zur Bedeutungslosigkeit.

 

PR-Maschinerie statt Argumente
Seit Jahren ist es in der Liga gang und gäbe, alles Schönreden zu wollen und Kritiker mit der hauseigenen PR-Maschinerie anstelle mit Argumenten zu begegnen. Zuschauerrückgang? Kein Sponsoring für die Erste Liga? Liefering eine Mogelpackung? Fehlende Infrastruktur bei Bundesligavereinen? Lasche Lizenzierung mit vereinsfreundlichen Sanktionen bei groben Fehlverhalten - sprich Doppelverträgen (FC Lustenau, Admira)?

 

quo vadis bundesligaFür alles und jedes findet man eine Erklärung – was für ein Problem sind da also schon 115 arbeitslose Fußballer? Ob man in der Liga und beim ÖFB schon mal etwas vom Verursacherprinzip gehört hat? Die „Heute für Morgen-Erste-Liga" (als reine Profiliga vorgesehen) geht seit Jahren wirtschaftlich wie auch sportlich am Stock. Vereinskonkurse stehen an der Tagesordnung und mit der – bei der Gründung gutgemeinten – Quotenregelung für junge Spieler hat man nach dem Ausschluss der Amateurmannschaften den Bock zum Gärtner gemacht.

 

In der U-19 Auswahl des ÖFB steht kein einziger Spieler, der in der „Heute für Morgen Liga" spielt. In der U21 gibt es mit Riegler aus St. Pölten nur einen Spieler – wenn man will kann man Neuhold von Sturm Graz (jetzt Altach) noch dazurechnen. Daraus kann man schließen, dass in der ersten Liga nur mehr zweit- bis drittklassige Akademieabgänger aufgrund der Quote zum Zug kommen. Und da diese es dann auch vermehrt nicht schaffen, sich in der Bundesliga festzusetzen, wartet am Ende der Gang zum AMS. Schließlich muss ja die Quote von den Vereinen eingehalten werden, um ans TV-Geld zu gelangen. Damit führt sich diese Liga und auch die Quotenregelung ad absurdum.

 

„ÖFB hängt arbeitslosen Spielern quasi ein Berufsverbot um"
Und hier kommt der ÖFB ins Spiel. Im Fußballbund tut man sich seit Jahren damit schwer, mit der Anwesenheit von Profifußballlern in den sogenannten Amateurligen auszukommen. Sei es aus Überforderung oder aus Kalkül: Letztendlich werden betreffend Transferzeiten alle gleich behandelt. Das ist durchaus verständlich, solange es sich dabei nicht um arbeitslose Spieler handelt, die im Bereich der Bundesliga jederzeit bis zum Frühjahr hinein von einem Verein engagiert werden können. Beim ÖFB hängt man diesen Spielern quasi ein Berufsverbot um. Und zwingt damit oftmals die Spieler frühzeitig zur Reamateurisierung und zum Verbleib am Arbeitsamt. Eine Verpflichtung eines Vertragsspielers nach dem 15. Juli zu erlauben, würde auch zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit unter den Fußballern führen, weil es von ihnen den Druck nimmt, vor dem Transferende im „Amateurbereich" einen Wechsel zu vollziehen.

 

Liga und ÖFB müssten also nicht AMS spielen, sondern sich nur ihrer – auch sozialen - Verantwortung bewusst werden. Es kann nicht angehen, dass man mit viel Steuergeld ausgebildete Akademiespieler mittels Quotenregelung auf den Markt bringt, um sie dann zwei, drei Jahre später wieder in die Hand des Steuerzahlers zurückzugeben. Und dabei sich nicht auch selbst zu fragen, ob und was man da verbessern könnte, grenzt schon an Realitätsverweigerung. Aber das sind wir ja schon aus der Vergangenheit von den Konkursen ehemaliger Bundesligavereine gewohnt. Egal ob Braunau, GAK, Bad Bleiberg, Vöcklabruck, DSV Leoben, Bad Aussee, der FC Kärnten oder einige andere mehr: Hätte die Liga da vielleicht schon vorab „Konkursgericht" spielen sollen, um Imageschaden vom Fußball abzuwenden? Oder glaubt sie wirklich, ihre PR-Maschinerie hat genügt?

 

Fans und Sponsoren werden Antwort geben
Die Antwort darauf werden auch die Zuschauerzahlen und die Sponsoren der Vereine und der Liga geben. Es wird sich zeigen, ob sie sich weiterhin allein mit übermäßiger TV-Präsenz zufrieden geben, oder auch andere Maßstäbe für ein Sponsoring heranziehen...

Leseempfehlungen
Schon gelesen?