‚Nur Ligen mit einer starken Ligenorganisation entwickeln sich gut'
Nein, es ist nicht einer jener Artikel, der von der deutschen Bundesliga schwärmt, die so tolle und volle Stadien hat. Es ist einer dieser Artikel, der versucht zu erklären, warum es die deutsche Bundesliga geschafft hat, so gut zu sein wie sie eben ist -
‚Nur Ligen mit einer starken Ligenorganisation entwickeln sich gut.' Drei Mal hat er es an diesem Abend erwähnt. Nicht mit Blick auf Österreich, aber bewusst in die exklusive Runde der Journalisten gesagt, die am 26. Juni zu einem Wiener Nobelheurigen eingeladen war, um den Worten von Christian Seifert zu lauschen. Christian Seifert ist Vorstand einer der erfolgreichsten Ligen der Welt. Er ist Vorstand der Deutschen Fußball Bundesliga, der DFL.
Drei Mal konnte man also an diesem Abend hören, was eine starke Liga auszeichnet. Und dabei geht es laut Seifert nicht darum, dass jedes europäische Land den Deutschen nacheifert oder neidisch nach München oder Dortmund blickt und die tollen Stadien bewundert. Und es geht auch nicht darum, Ligen wie die österreichische mit der deutschen zu messen.
Jede Liga hat ihre eigene Story - auch unsere
Es geht darum, dass jede Liga ihre eigene Story findet. Böse Zungen behaupten in diesen Tagen, dass die tipp3-Bundesliga powered by T-Mobile ihre eigene Story ja gefunden habe. Doch nur allzu oft wähnt man sich in Zeiten wie diesen in Österreich in der falschen Geschichte.
Christian Seifert ist kein Dampfplauderer. Er trägt nicht dick auf, fast hat man den Eindruck, er bremste sich an diesem Abend sogar manchmal ein bisschen ein, um seinen österreichischen Amtskollegen, der auch vor Ort war, nicht allzu schlecht aussehen zu lassen. Ein böses Wort über die österreichische Liga kam ihm jedenfalls nicht über die Lippen.
Structure follows strategy
Das war auch nicht notwendig. Allein mit seiner Kompetenz, seinem Wissen und spätestens mit dem Aufzählen der sechs Handlungsfelder, die durch die DFL bedient werden, war jedem Journalisten klar, warum die DFL so stark ist wie sie eben ist.
Christian Seifert zäumt das Pferd nicht von hinten auf. Christian Seifert lässt sich nicht durch Zurufe aus München oder Dortmund aus dem Konzept bringen. Christian Seifert verfolgt eine Strategie. Die Struktur der DFL ergibt sich aufgrund dieser Strategie bzw. der sechs definierten Handlungsfelder (Sportliche Basis, zur wirtschaftlichen Leistungskraft beitragen, gesellschaftliche Anerkennung der Bundesliga stärken, wirtschaftliche Stabilität, rechtliche Rahmenbedingungen optimal gestalten und internationale Anerkennung).
Es kam, wie es kommen musste
Es war nicht notwendig, an diesem Abend auch noch ein Beispiel zu bringen, um diesen Eindruck zu untermauern. Aber es kam, wie es kommen musste.
Am Beispiel der Ankickzeiten sollten sich die geballte Kompetenz der deutschen und die geballte Inkompetenz der österreichischen Liga zeigen. Denn während die deutsche Liga eine Arbeitsgruppe mit Fans, Sponsoren, Meinungsforschung und Experten zu diesem Thema eingesetzt hat, um die perfekten Anstoßzeiten zu ermitteln, wurden in Österreich die Beginnzeiten der Partien einfach mal um 30 Minuten nach hinten verlegt, damit die Formel 1 oder anderen Sportarten nicht zu oft mit Live-Bundesliga-Fußball am Sonntag um 16 Uhr kollidieren.
Blöd nur, dass viele Zeitungen somit diese Spiele in ihre Abendausgaben und dadurch in die Bundesländer-Ausgaben nicht mehr reinbekommen. Aber nicht, dass die Bundesliga diesen Umstand einfach in Kauf genommen hat. Nein, viel schlimmer.
Es war ihr einfach nicht bewusst. „Das haben wir nicht bedacht", sagte an diesem Abend Bundesliga-Vorstand Georg Pangl und notierte es in seinen Notizblock. Ein paar Tage später im Kurier: „In den Sitzungen rund um das TV-Format hat keiner der 20 Klubs bei unseren Vorschlägen Bedenken eingeräumt. Der Zug ist dann ins Rollen gekommen (...) Aber vielleicht habe ich das alles ein wenig unterschätzt damals."
Drei Mal durften wir an diesem Abend hören, was die deutsche Liga so stark gemacht hat. Es ist nicht die Wirtschaftsmacht Deutschland. Es ist auch nicht das fußballverrückte Volk. Es sind auch nicht die vielen Ballungsräume, weshalb es logisch sei, dass so viele ins Stadion kommen.
‚Nur Ligen mit einer starken Ligenorganisation entwickeln sich gut'. True that.