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Was der Denkzettel für Rapid über den Zustand der Liga aussagt

Bei der Wahl zum Bundesliga-Aufsichtsrat gab es für Rapid einen Denkzettel, denn Michael Krammer wurde trotz Nominierung nicht gewählt. Dies wirft einige Fragen auf. Und zeigt kein gutes Bild der Liga.

Von Michael Fiala

Kurz vor Beginn der Bundesliga-Pressekonferenz am Mittwoch flatterte die Presseinformation der Bundesliga ins Postfach, in dem der neugewählte Aufsichtsrat der Bundesliga vorgestellt wurde. Gleich aufgefallen dabei ist, dass weder ein Vertreter von Rapid noch von der Austria im Gremium mit dabei sein werden. Während der Rückzug von Markus Kraetschmer den zunehmenden Anforderungen der Austria geschuldet ist und 90minuten.at-Informationen zufolge auch von Teilen des Austria-Aufsichtsrates so gefordert wurde, ist das Fehlen von Michael Krammer im neugewählten Bundesliga-Aufsichtsrat eine faustdicke Überraschung.

Auch für Rapid. Bei der heutigen Trikotpräsentation sagte dazu Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek im Gespräch mit 90minuten.at: „Wir nehmen das demokratisch gewählte Ergebnis der Hauptversammlung für den Aufsichtsrat zur Kenntnis. Wir hätten gerne unsere Expertise wieder zur Verfügung gestellt, doch dies war offensichtlich nicht gewünscht.“

 

Strafe für neue TV-Gelder-Regelung?

90minuten.at-Recherchen zufolge gab es bei einigen Klubs anscheinend das Bestreben, Rapid unter anderem für die Neuverteilung der TV-Gelder abzustrafen. Bekanntlich sieht die Verteilung der TV-Gelder mittlerweile auch einen Faktor vor, der Klubs mit vielen Fans begünstigt – also auch Rapid. Es soll demnach auch von einige Klubs das Bestreben gegeben haben, die Verteilung der TV-Gelder neu zu verhandeln. Zudem gibt es auch das unbestätigte Gerücht, wonach die Austria danach getrachtet hat, andere Personen als Krammer in den Aufsichtsrat zu heben, um den Hütteldorfern nicht zu viel Einfluss zu geben. 

Volker Viechtbauer sitzt etwa erneut im Aufsichtsrat und wurde laut 90minuten.at-Recherchen von neun Klubs (insgesamt 12) nominiert. Peschek meint damit konfrontiert lediglich: „Ich habe Dr. Viechtbauer in den letzten Jahren fast nie bei Klubkonferenzen oder öffentlichen Auftritten erlebt.“ Dass aber jetzt keiner der Wiener Großvereine aus diversen Gründen im Aufsichtsrat sitzt, ist kein gutes Zeichen. Zwar sind die Wiener Klubs aus sportlicher Sicht längst nicht mehr an der Spitze zu finden. Zur Gesamtentwicklung des österreichischen Fußballs sind sie jedoch unerlässlich - und daher auch ein wichtiger Teil des Aufsichtsrates, der strategische Entscheidungen zu treffen hat.

 

Erwin Fuchs wieder dabei

Auch bei den Vertretern der zweiten Liga im Aufsichtsrat gab es eine Überraschung. Während Katja Putzenlechner nach dem Atanga-Theater in den letzten Wochen mit einer Nichtwahl abgestraft wurde, hat es Erwin Fuchs doch wieder geschafft. Fuchs ist in den vergangenen Jahren nicht immer mit positiven Schlagzeilen rund um seinen Klub Kapfenberg aufgefallen. Offensichtlich war das den Klubvertretern am Mittwoch egal und sie haben sich erneut dafür entschieden, Fuchs vier Jahre das Vertrauen auszusprechen. 

 

An einem Strang?

Ob Verhandlungen zum TV-Vertrag oder jetzt die Wahl zum Aufsichtsrat, die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate, speziell aber die Wahl zum neuen Bundesliga-Aufsichtsrat haben jedenfalls eines gezeigt: Eine homogene Gruppe, die an einem Strang zieht, um das bestmögliche für das Produkt Bundesliga zu erreichen, sieht anders aus. Der Grund: Zu oft verwechseln die Klubs sportliche Rivalität damit, dem anderen Klub auf anderen Ebenen ein Hackl ins Kreuz zu hauen. Dieses Mal hat es Rapid erwischt, zuvor haben auch schon mal die Hütteldorfer ausgeteilt. So oder so: Das große Ganze wird man so nicht weiterbringen können und sich im Endeffekt auch an der eigenen, nachhaltigen Entwicklung behindern. 

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