Das Traustason’sche Komödientheater

Arnor Traustason und Rapid: Was aus sportlicher Sicht in der Saison 2016/17 von Anfang an keine Liebesbeziehung war, mutiert in der Sommerpause zum Komödientheater - mit kräftiger Unterstützung von Rapid selbst. Ein Kommentar von Michael Fiala

Seit Tagen ist Arnor Traustason in den Medien ein Thema: Der Isländer will weg aus Wien, was von Rapid-Sportdirektor Fredy Bickel in einigen Aussagen auch manchmal mehr, manchmal weniger klar verbrieft ist.

 

Rapids Sportdirektor sagte etwa vor zwei Tagen im Kurier:  "Sein Berater Martin Dahlin hat sich auf die Suche gemacht, weil Arnor nicht nur glücklich in Wien ist. Laut Dahlin gibt es mehrere Optionen. Es geht dann darum, ob auch ein schriftliches Angebot in passender Höhe kommt. Da haben wir unsere Vorstellungen."

"Arnor Traustason hat Vertrag bei Rapid, es gibt keine Veranlassung über einen Abgang nachzudenken. Wenn der Spieler dies wollen würde, hat er seinen legitimierten Berater zu benennen." - Rapids Antwort auf die Traustason-Frage

Sturm im Wasserglas

So weit, so normal. Wenn sogar der Sportdirektor schon über einen möglichen Transfer spricht, wird wohl auch etwas dran sein - es handelt sich also nicht um eine Zeitungsente. Doch dann, einen Tag später, hellste Aufregung, auch in Wien Hütteldorf: Rapid drohe im schlimmsten Fall ein Punkte-Abzug, weil Martin Dahlin gar nicht der legitimierte Berater von Traustason sei.

Diese Meldung war in erster Linie ein Sturm im Wasserglas, eine Headline, um Leser zum Klicken zu animieren. Von einem Punkteabzug war Rapid (siehe auch Tweet) am Dienstag deutlich weiter entfernt als etwa die Austria, falls in der Causa Monschein der Senat 2 im Sinne der Admira entscheidet.

 

Doch zurück zu Rapid. Auf Anfrage von 90minuten.at, ob Rapid zumindest weiß, wer der offizielle Agent von Traustason sei, hieß es dann am Dienstag-Abend von Seiten Rapids: "Arnor Traustason hat Vertrag bei Rapid, es gibt keine Veranlassung über einen Abgang nachzudenken. Wenn der Spieler dies wollen würde, hat er seinen legitimierten Berater zu benennen."

 

Ergibt das einen Sinn? Vor zwei Tagen plaudert Bickel über die Bemühungen von Dahlin, Traustason aus Wien loseisen zu wollen, und einen Tag später wirkt es so, als ob ein Traustason-Abgang nur ein mediales Sommerloch sei? Schließlich könne man bei Rapid nicht jedes Zitat kommentieren, versuchte man in Hütteldorf das Thema runterzuspielen.

 

Zur Erinnerung: Am Montag sprach Bickel sogar über mögliche Alternativen, falls Traustason gehen sollte: "Am Flügel haben wir neben Schaub und Murg genug Optionen. Kuen und Keles zeigen in der Vorbereitung auf. Bei Schobesberger hoffe ich weiter auf eine baldige Rückkehr. Bolingoli und Thurnwald sind für die Verteidigung eingeplant, könnten aber auch weiter vorne spielen. Vorne würde uns ein schneller Mann sicher guttun. Wir haben Wunschkandidaten, das kann dann schnell über die Bühne gehen." Ganz schön konkret für einen Transfer, den es eigentlich gar nicht geben soll.

 

Dahlin, nicht Dahlin, schon Dahlin

Und heute, Mittwoch, wurde das nächste Kapitel aufgeschlagen. Da meldete sich Rapid-Intimus Peter Linden in seinem Blog wieder zu Wort und meinte sinngemäß, dass Dahlin sehr bald schon sehr wohl der legitimierte Berater von Traustason sei. Die jetzige Abmachung mit Sportic habe Traustason per Mail im Jänner gekündigt: „Die halbjährige Kündigungszeit läuft in elf Tagen aus. Was soll also das Ganze?“, meint Dahlin.

 

Dahlin bekräftigt jedenfalls ein weiteres Mal, dass Traustason bei Rapid nicht ewig bleiben will: „Er ist viel besser als in seiner ersten Saison bei Rapid, in der auch beim Klub zu viel Unruhe herrschte. Arnor ist in Wien nicht ganz glücklich. Jetzt geht es darum, ob sich für ihn etwas anderes findet, das vernünftig ist.“

 

Bickel hat das Drehbuch aus der Hand gegeben

Es ist davon auszugehen, dass heute nicht das letzte Kapitel geschrieben wurde. Und: Der mögliche Transfer von Arnor Traustason hat sich in den letzten zwei Tagen zur Komödie entwickelt, Rapids Fredy Bickel hat die Kontrolle über das Drehbuch dazu jedoch längst an andere Personen verloren. 

 

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