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SK Sturm: (K)Eine Trainerdiskussion?

Der SK Sturm stolpert weiter durch die Meisterrunde. Platz drei ist in weite Ferne gerückt und auch spielerisch sind kaum Verbesserungen da. Dazu kommt, dass der Trainer in der Öffentlichkeit selten gelungen rüberkommt. Wie lange hat man beim SK Sturm noch Geduld?

Ein 12 Meter von Jürgen Pucher

 

Der SK Sturm hat sich gegen Austria Wien im März endgültig für die Meisterrunde der heimischen Bundesliga qualifiziert. Der davor wegen des ominösen „Strichs“ so unfassbar große Druck würde jetzt abfallen, man könnte befreiter aufspielen und den nächsten Schritt in der Entwicklung mit Roman Mählich als Trainer machen, hieß es damals nach Runde 22. In Runde 30, zwei Runden vor Schluss, war wieder die Austria zu Gast in Liebenau und fügte dem SK Sturm mit dem 1:3 die vierte Heimniederlage in Serie zu. Der angestrebte dritte Platz in der Tabelle und der damit verbundene Fixplatz in der Europa League-Gruppenphase, sind in sehr weite Ferne gerückt. Von einer Weiterentwicklung ist so gut wie nichts zu sehen. Schön langsam drängt sich die Frage auf, wieviel Geduld man in Graz mit Roman Mählich noch haben sollte?

 

Der Kader könnte mehr!

Der Trainer wirkt nämlich durchaus überfordert mit seiner ersten Station in der höchsten Spielklasse. Der ehemalige Publikumsliebling im Dress der Schwarz-Weißen geht spätestens seit dem Kalenderjahr 2019 wenig trittsicher durch sein Amt und es ist nicht absehbar, wie er das Schiff Sturm Graz in den Griff bekommen könnte. Diese Feststellung bezieht sich nicht nur auf die mäßige sportliche Performance. Es geht auch um das Gesamtbild, das Mählich bei seinen Auftritten abgibt. Aber der Reihe nach.

"Vieles ist immer noch auf Zufall und den hohen Ball in die Spitze aufgebaut. Konstanz ist außerdem ein Fremdwort bei den Auftritten von Sturm."

Der Mann an der Linie bei den Grazern hat zwar mittlerweile mit dem 4-1-4-1 eine Systemvariante zur Dreierkette eingeführt, Fortschritt oder gar eine besser erkennbare Linie im Spielaufbau ist weiterhin nicht zu erkennen. Vieles ist immer noch auf Zufall und den hohen Ball in die Spitze aufgebaut. Konstanz ist außerdem ein Fremdwort bei den Auftritten von Sturm. Auf gute Phasen folgen unerklärliche Aussetzer, auf zumindest passable Spiele (meist auswärts) folgen wieder Totalaussetzer (meist in Liebenau). Das alles im Lichte der Tatsache, dass neben den beiden Topteams der Liga, die Konkurrenz in den Top sechs – höflich ausgedrückt – durchaus schlagbar erscheint. Nimmt man den Kader von Sturm, dann muss unter dem Strich mit dieser Mannschaft einfach mehr herausschauen. Selbst dann, wenn man von den vollmundigen Ankündigungen vor der Saison die notwendigen Abstriche macht.

 

„Packt‘s eure Mütter ein“!

Dazu, dass Mählich die sportliche Performance nicht steigern kann, kommen wiederholt wenig gelungene öffentliche Auftritte. Nach einer extrem zurückhaltenden Anfangszeit, wo so gut wie nichts aus Mählich herauszulocken war, sind seine Momente vor Kameras und Mikrofonen mittlerweile eine Mischung aus eher merkwürdig und Kopfschütteln auslösend. Dabei hatte Mählich einen optimalen Start. Gleich einige Spiele in Folge wurden gewonnen und man hätte das alles sehr souverän moderieren können. Stattdessen war er schon zu Zeiten der Erfolge sehr defensiv, bis hin zu schulmeisternd, wenn ihm Fragen nicht gepasst haben. Seit nach der Winterpause auch kaum noch Siege gelungen sind, hat schließlich das Lamento über eine ach so schwierige Saison begonnen.

"Dazu kamen ständig, faktisch nicht haltbare, Behauptungen, dass der Kader gar so jung und unerfahren sei."

Dazu kamen ständig, faktisch nicht haltbare, Behauptungen, dass der Kader gar so jung und unerfahren sei. Dann überraschte Mählich alle mit einem plötzlichen Schwenk vor dem Spiel in St. Pölten. Er sei überzeugt, den dritten Platz zu schaffen und er hätte vollstes Vertrauen in seine Mannschaft. Und bei der Pressekonferenz vor Runde 30 setzte der Coach plötzlich zu einem an der Peinlichkeit entlangschrammenden Appell an die Fans an, die Mannschaft doch bitte – gemeinsam mit den „eingepackten“ Mamas – am Muttertag zum Sieg zu schreien. Nimmt man noch die Szenen während des Matches dazu, als Mählich an der Linie den Einpeitscher und Animateur für die Tribüne gab, ist das alles nur mehr schwer ernstzunehmen. Da ist weder eine Kommunikationsstrategie dahinter, noch ist in irgendeiner Weise die Sinnhaftigkeit dieser sprunghaft wechselnden Aussagen und Verhaltensmuster zu erkennen. Man fragt sich natürlich auch ein wenig, warum hier niemand ordnend eingreift und dem Trainer das eine oder andere Briefing mitgibt, bevor er vor die Mikrofone schreitet.

 

Angezählt oder nicht?

Bei sehr vielen Fans hat Roman Mählich den Kredit, den er durch seine Zeit als erfolgreicher Spieler sicher hatte, schon verspielt. Das macht sich auch an den rückläufigen Zuschauerzahlen bemerkbar. Die wesentliche Frage ist aber, wie lange die sportliche Leitung noch hinter dem Trainer steht. Fakt ist nämlich auch, dass der eine oder andere seiner Vorgänger öffentlich schon weit früher angezählt war, als es Mählich aktuell ist. Es ist in der Tat im Moment äußerst schwierig Argumente zu sammeln, warum das so ist. Diese Frage können aber wohl nur Günter Kreissl und das Präsidium des Klubs beantworten. Sollte man sich in der Sache aber hinter verschlossenen Türen doch nicht mehr ganz so sicher sein, wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen die Reißleine zu ziehen. Ein Worst-Case-Szenario wäre es nämlich, nach ein paar Runden in der kommenden Saison den Trainer zu tauschen, anstatt gleich mit einem neuen Ansatz in die Vorbereitung zu gehen.

 

Diskussion & Voting der Woche: Ist Roman Mählich der richtige Trainer für Sturm Graz?

 

Begründe Dein Voting in unserer Diskussion der Woche: Warum ist Roman Mählich (nicht) der geeignete Trainer für den SK Sturm?

 

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