Foto: © Screenshot Facebook 12Meter / 2018

Stadiondonner in Graz

Die Wogen gehen hoch in Graz, die Champions League soll in Klagenfurt stattfinden. So sie stattfindet. In Wirklichkeit ist das ganze Szenario nämlich höchst hypothetisch und deshalb ein bisschen lächerlich.

Ein 12Meter von Jürgen Pucher

 

Der SK Sturm startet parallel mit einer Provinzposse in die Vorbereitung für die neue Saison. Wenn man in die Champions League-Gruppenphase einziehen sollte, würde man die Heimspiele in der größeren Arena in Klagenfurt austragen, ließ der Verein unlängst wissen. Der Grazer Herr Bürgermeister, Siegfried Nagl, ist nun sehr erzürnt über diese Zurückweisung seiner Stadt und dem in deren Besitz befindlichen Stadion in Liebenau.

Klagenfurt ist eigentlich ein guter Boden für Sturm

Kein Graz, kein Geld

Das Thema „Stadion“ ist natürlich an der Mur seit jeher ein Reizthema. Der SK Sturm fühlte sich über die Jahre vom Eigentümer, eben dem Herrn Bürgermeister, nicht gerade optimal unterstützt. Die Verwaltung und die damit verbundenen Auflagen wurden von den Sturm-Offiziellen immer wieder als schikanös wahrgenommen. Auch die aktuellen Verhandlungen und Beschlüsse über die Verbesserungen an der in die Jahre gekommene Heimstätte der Schwarz-Weißen laufen nur unter größeren Schmerzen ab. Zugleich konnte sich der frühere Stadtrivale im Norden der Stadt für einen Amateurfußballverein eine mehr als anständige Anlage hinstellen. Ohne Hilfe der öffentlichen Hand ging das natürlich nicht von statten.


In diesem Licht ist jetzt auch die Ansage der Blackies zu verstehen. Die „Drohung“ für eine etwaige Champions League-Gruppenphase nach Kärnten auszuweichen, ist nicht mehr und nicht weniger als ein Schuss vor den Bug für Siegfried Nagl und die Stadt Graz. Dieser schießt allerdings gleich kräftig zurück und droht seinerseits mit einem Zudrehen des Geldhahns für die bereits geplanten Adaptierungen des Stadions. „Wenn Sturm in die Champions League kommt und in Klagenfurt spielt, gibt es keinen Stadionumbau in Graz! Wir investieren viele Millionen in die Merkur-Arena, damit Sturm international gut dasteht“, schimpfte er in der Kleinen Zeitung.

Donner wird bald leise werden

Trotz dieses Aufrauschens ist die Geschichte was sie ist: Theaterdonner. Das steirische Fußballaushängeschild wollte ein Ausrufezeichen setzen, weil man sich nicht wertgeschätzt fühlt. Angesichts des gewonnenen Selbstvertrauens durch die jüngsten sportlichen Erfolge fühlte man sich wohl dazu gerade in einer guten Position. Genauso weiß die Klubführung aber ganz genau, dass die Chance auf ein schlagend werden des Auszugs aus Liebenau im sehr niedrigen Prozentbereich liegt. Damit der SK Sturm in die Gruppenphase des höchsten europäischen Bewerbs einzieht, müssen mehrere Fußballwunder auf einmal passieren. Und für eine Gruppenphase in der Europa League gilt der Umzug nicht. Zudem ist den Verantwortlichen wohl auch klar, dass solche Manöver bei der Fanbase alles andere als gut ankommen.


Und der Herr Bürgermeister wird sich ebenso hüten, eine bereits beschlossene Zusage zum Umbau in Liebenau wieder zurückzunehmen. Der Mann will weiterhin Wahlen gewinnen und auch wenn Unterstützungen für den Sport dabei in Österreich eine untergeordnete Rolle spielen, eine Persona non grata beim erfolgreichsten Sportverein des Bundeslandes will Nagl wohl auch nicht werden. Deswegen haben beide Seiten jetzt ihren Punkt gemacht, die Geschichte wird wieder abflauen und der SK Sturm in der Europa League Gruppenphase in Liebenau auflaufen.

 

>>> Nächste Seite: Momentum am Montag: Ein Schuss, mitten ins deutsche Fußballherz

Hol dir jetzt 90minuten.at-PUSHNews

90minuten.at-TV: Die neue Auswärts-Wäsch' von Arsenal

Leseempfehlungen
Schon gelesen?