Ein bissl geht noch

In der Bundesliga sind noch fünf Runden zu spielen. Zwischendrin steigt das Cup-Finale in Klagenfurt. Lohnt es sich noch ein wenig am Fußball hierzulande dranzubleiben, oder ist eh schon alles egal? Ein Saisonfazit wo möglich, ein Ausblick wo noch nötig.

Ein 12 Meter von Jürgen Pucher

 

In jedem Fall wird von dieser Spielzeit der stärker denn je wehende Geruch der Tristesse in vielen Ecken des Ligaalltags bleiben. Satte Minusrekorde werden Woche für Woche bei den Besucherzahlen eingefahren und durchaus sehr viele Spiele bieten ein trauriges (Fernseh)Bild ab. Wie sehr Fußball auch vom Umfeld lebt und davon wie er sich präsentieren kann, hat der Cup-Krimi zwischen dem SK Sturm und dem SK Rapid gezeigt. Wer sich als Vorprogramm das andere Halbfinale Mattersburg – Red Bull zu Gemüte geführt hat, hat kein grundsätzlich anderes Leistungsniveau gesehen. Zwischen allen anderen Bausteinen, die zu einem Fußballspiel gehören, lagen aber Welten. Die Ligareform wird mit ihren Maßnahmen, die künstlich ein wenig Spannung erzeugen sollen, die teilweise grauenvollen Rahmenbedingungen in vielen Spielorten der obersten heimischen Spielklasse nicht ändern können. Zumindest die Wiener Austria wird zuhause wieder im aufgemotzten Heimstadion spielen, an den Trauerspielen im Happel-Stadion werden die Fans aber – nicht nur wegen sportlicher Erfolglosigkeit – wohl noch lange kiefeln.

 

Die untote Austria

Stichwort Austria: Was auch das neue Stadion nicht ändern wird können, ist die fehlende Seele, mit der die Violetten durch diese Spielzeit gegeistert sind. Auch der Trainerwechsel von Thorsten Fink zu Thomas Letsch konnte am blutleeren Auftreten der Favoritner nichts ändern. Langsam aber sicher sollten die Verantwortlichen rund um Markus Kraetschmer darüber nachdenken, ob nicht eigentlich die Vertragsverlängerung von Franz Wohlfahrt ein Fehler war. Jemand, der nach doch schon relativ langer Zeit am sportlichen Ruder nicht den Ansatz einer funktionierenden Mannschaft zusammenstellen kann, ist eventuell nicht der richtige Mann für den Job. Die Violetten finden sich daher im Liga-Niemandsland einbetoniert, gemeinsam mit Mannschaften wie Altach, dem WAC oder Mattersburg. Die Ansprüche der Wiener sind wohl andere. Die Admira steht mit Licht- und Schattenwechseln ein Stückchen darüber. Ernst Baumeister drückte es nach der Niederlage in Hütteldorf wohl am treffendsten aus: „Wie es ausschaut, werden wir den Vorsprung und Platz fünf auch so irgendwie drüber retten können.“

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Liga-Strohhalm „Kampf um Platz zwei“

Auch wenn Rapid sich in den letzten Runden erfangen hat, eine andere Erwartungshaltung herrscht generell wohl auch im Wiener Westen. Ein bisschen schmunzeln muss man heute fast, wenn man sich an die vollmundigen Ankündigungen des Michael Krammer von vor gar nicht allzu langer Zeit erinnert. Stichwort: „Mission 33“ oder „Top 50 in Europa“. Böse Zungen in Mattersburg sprechen dem Vernehmen nach schon von der „Wiener Intelligenz“. Zumindest sorgt aber der SK Rapid gemeinsam mit dem LASK und Sturm Graz dafür, dass es noch ein spannendes Element in den letzten Wochen des Ligaalltags geben wird: Den Kampf um Platz zwei. Sturm stolperte noch im Cup-Siegesrausch über den Vorletzten in der Lavanttal-Arena, Rapid gewann zum fünften Mal in Folge in der Meisterschaft und der LASK setzte sein äußerst erfolgreiches Frühjahr auch gegen die Austria fort. Platz zwei bis Platz vier liegen somit innerhalb von sechs Punkten und in den kommenden Runden 32-34 finden jeweils direkte Duelle der drei Kontrahenten statt. Nachdem Meister und Relegationsteilnehmer so gut wie feststehen, dreht sich die Aufmerksamkeit um diese letzte zu klärende Frage.

 

Favoritensieg oder erster Titel seit 2011?

Das Cup-Finale wird wohl auch ein Highlight werden. Durch die Halbfinalkonstellation und das Finale Erster gegen (im Moment) Zweiter hat der Bewerb ausnahmsweise einmal ein wenig Morgenluft geschnuppert. Marco Rose ließ unlängst wissen, er und seine Mannschaft wollen sich jetzt am Saisonende mit Titeln belohnen. Sie werden trotz Europa League und Meistertitel auch diesen Bewerb gewinnen wollen. Und in neun von zehn Auseinandersetzungen gewinnt das Rose-Team wohl im Moment auch gegen jeden Gegner in der Liga. Aber in einem Finale kann es eben den Lucky Punch für den Außenseiter geben. Und die Chance für Sturm auf den ersten Titel seit 2011 und die schwarz-weiße Völkerwanderung über die Pack, werden das Spiel ein besonderes werden lassen. Es lohnt sich also doch, noch die eine oder andere Woche am heimischen Kick dranzubleiben.

 

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