"Vor allem die Art und Weise, wie die Thorsten Fink-Mannschaft Fußball spielt, lässt einen oft ratlos zurück, Verletzungspech hin oder her. Dazu kommen merkwürdige Transfers und langsam knirscht es zwischen Trainer und Sportdirektor."
Auch die Violetten aus der Hauptstadt haben vor der Saison größere Töne gespuckt. Die Realität lautet allerdings Platz sechs und 18 Punkte Rückstand auf die Spitze. Vor allem die Art und Weise, wie die Thorsten Fink-Mannschaft Fußball spielt, lässt einen oft ratlos zurück, Verletzungspech hin oder her. Dazu kommen merkwürdige Transfers und langsam knirscht es zwischen Trainer und Sportdirektor. Präsident Wolfgang Katzian ließ sich neulich außerdem keine eindeutige Rückendeckung für Franz Wohlfahrt mehr entlocken, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Die letzten Austria-Wochen bestanden im Wesentlichen daraus, sich mit Durchhalteparolen in den Winter zu retten. Von einem zufällig passierten Endspiel in der Euro League-Gruppenphase einmal abgesehen, wo man dann aber doch sang- und klanglos gescheitert ist. Im Frühjahr kämen viele angeschlagene Spieler retour, dann würde alles gut, sagen sie in Favoriten. Man wird sehen.
Wer ist in der Pole Position?
Aber wer hat nun die bessere Ausgangsituation für das Rennen ganz vorne? Red Bull hat in seinen guten Phasen im Herbst gezeigt, wie enorm dominant man sein kann und wie überlegen die Einzelspieler im Kader sind. Zudem stellt Marco Rose seine Mannschaft sehr variantenreich und taktisch extrem flexibel auf, was natürlich für die Gegner die Sache nicht einfacher macht. Im Paket ist wohl die Mateschitz-Zweitmannschaft weiterhin Favorit auf den ersten Platz in Österreich. Der SK Sturm kann nur dann auf Augenhöhe um den Titel konkurrieren, wenn mehrere Dinge zugleich eintreffen. Zunächst muss Neo-Coach Heiko Vogel von Anfang an ‚funktionieren‘. Allein das wird schwer genug werden.
Außerdem müssen die Grazer vom Verletzungspech verschont bleiben, die zweite und dritte Reihe fällt im Vergleich dann doch massiv ab. Es ist am Ende schlichtweg so, dass bei Sturm absolut alles klappen muss und Red Bull allein schon mit der Vermeidung großer Fehler oder Patzer zum Titel kommen wird. Es wird also an Schwarz-Weiß liegen, ob das Titelrennen bis in den Frühsommer spannend bleibt. Der scheidende Trainer hat es in seiner unnachahmlichen Art zwar weder geschafft, sich über seinen Nachfolger besonders wertschätzend zu äußern, noch hatte sein ach so emotionales Abschiedsspiel in Liebenau besonders viel authentische Herzlichkeit zu bieten (man soll eben nicht dann einmal machen, was vorher nie geprobt wurde). Aber er hat an der Spitze liegend übergeben und vielleicht gelingt Heiko Vogel ja, was ihm im Moment nur wenige zutrauen: Die vorhandene Basis noch zu verbessern. Nicht nur im Sinne der Sturmfans, auch im Sinne einer spannenden Meisterschaft wäre das wünschenswert.