Seit vielen Wochen liegt in Graz eine fertige Machbarkeitsstudie zum Umbau des Liebenauer Stadions am Tisch. Bis zu 25.000 Plätze, neue Technik, neues Dach, neuer Rasen sind drinnen und wie in der Studie belegt: machbar.
Es ist teuer, keine Frage. 150 Millionen sind für die gesamten Arbeiten und notwendige Zukäufe von Gebäuden und Grundstücken vorgesehen. Aber es ist die einzige Möglichkeit, eine angemessene Spielstätte für Liga und Europacup herzustellen, nachdem man Jahre damit vertan hat, ohne Erfolg eine Zwei-Stadien-Lösung für Sturm und GAK zu evaluieren.
Das reicht nicht, Herr Kunasek
Und jetzt ziehen wieder Wochen und Monate ins Land, ohne dass man hinsichtlich Konkretisierung relevant weitergekommen wäre. Am Dienstag hat die Stadt Graz einen ausführlichen Katalog mit Fragen und Antworten zum Vorhaben veröffentlicht. Allein: Neuigkeiten waren darin keine zu vernehmen.
Das Orientieren und Abputzen an der Grazer Stadtregierung, ist im Grunde eine Frotzelei. Als wären die Vereine GAK und vor allem Sturm ein Phänomen, das an den Grenzen der Stadt Graz aufhört zu existieren.
Das, worum es vorrangig geht, bleibt weiter ungeklärt: Die Finanzierung. Die Stadt Graz kann 30 Millionen Euro beisteuern, vielfach kommuniziert und wiederholt. Das Land Steiermark hielt sich seit jeher bedeckt und ließ erst auf Nachfrage der "Kleinen Zeitung" diese Woche erstmals eine Zahl aus dem Sack.
Das Büro des Landeshauptmanns Mario Kunasek ließ wissen, man orientiere sich am Beitrag der Stadt. Also auch 30 Millionen. Bei allen Ideen zu privaten Investoren und Beiträgen der Vereine, die bisher lanciert wurden, muss man kein Genie sein, um festzustellen: Das wird nicht genug Geld sein, lieber Landeshauptmann und Sportreferent Kunasek.
Sturm und GAK sind eine steirische Angelegenheit
Dabei ist vor allem das Land Steiermark schon länger in der Pflicht. Das Orientieren und Abputzen an der Grazer Stadtregierung in dieser Angelegenheit, ist im Grunde eine Frotzelei. Als wären die Vereine GAK und vor allem Sturm ein Phänomen, das an den Grenzen der Stadt Graz aufhört zu existieren.
Diese Klubs bringen Woche für Woche Fans aus allen Teilen des Bundeslandes nach Liebenau. Wenn die Landesregierung meint, das ginge nur die Bürgermeisterin und ihre Regierung etwas an, ist das nichts anderes als eine Irreführung der Bevölkerung. Der Landeshauptmann und sein Finanzreferent sind in der Pflicht.
Man lässt die Vorteile und Möglichkeiten einer solchen Investition im Verborgenen und die öffentliche Debatte dreht sich ausschließlich darum, wie teuer und schwierig das alles denn nicht sei.
Auch wenn die budgetären Zeiten schwierig sind: es gilt bis zum Ende des Sommers einen Weg zu finden, um diese Projekt nicht noch einmal versanden zu lassen. Wenn der Landeshauptmann, selbst ausgewiesener Fußballfan, nicht möchte, dass die Klubs aus seinem Bundesland beim Nachbarn Europacup spielen, wird er die notwendigen Euros im Landesbudget finden müssen.
Das Stadionthema braucht einen positiven Rahmen
Und es wäre ja nicht so, dass ein neues und modernes Stadion auf den Fußball beschränkt sein würde. Neue Nutzungsmöglichkeiten und damit Einnahmequellen, würden den öffentlichen Finanzen mittel- und langfristig Geld zurückbringen. Über den Tellerrand hinausschauen wäre hier die Devise.
Der Architekt, der die Machbarkeitsstudie verfasst hat, hätte viele Szenarien und Argumente in der Hinterhand, um so ein Projekt auch öffentlich in ein positives Licht zu rücken, um es einem breiten Publikum positiv präsentieren zu können. Allein: diesem Herrn wurde von Auftraggeberseite leider untersagt, sich gegenüber der Presse dazu zu äußern.
Lieber veröffentlicht man sperrige und elendslange Onlineeinträge mit Erklärungen im Beamtendeutsch. Chance vertan, wieder einmal. Man lässt die Vorteile und Möglichkeiten einer solchen Investition im Verborgenen und die öffentliche Debatte dreht sich ausschließlich darum, wie teuer und schwierig das alles denn nicht sei.
Alle an einen Tisch!
Diesem provinziellen und hinterwäldlerischen Zugang folgen leider ein bisschen auch die betroffenen Vereine. Sturm ist zwar klar und deutlich bereit, seinen Beitrag zum Umbau zu leisten. Dazu, das Thema in ein positiveres öffentliches Licht zu rücken, trägt man aber selbst auch nichts bei.
Bevor der politische Betrieb im Herbst wieder Fahrt aufnimmt, sollten sich alle Beteiligten an den Tisch setzen und ihn erst wieder verlassen, wenn alle Fragen geklärt sind.
Und der Stadtrivale ist sich intern noch nicht einmal ganz sicher, ob, wann und wie man sich einbringen möchte. Der GAK-Obmann und andere leitende Menschen in Weinzödl fallen mit durchaus divergierenden Wortmeldungen auf.
Es reicht jetzt schlicht und einfach. Bevor der politische Betrieb im Herbst wieder Fahrt aufnimmt, sollten sich alle Beteiligten an den Tisch setzen und ihn erst wieder verlassen, wenn alle Fragen, die es für einen Gemeinderatsbeschluss zum Start des Umbaus braucht, geklärt sind.
Dilettiert wurde lange genug und der Umbau selbst wird noch kompliziert genug. Jetzt ist es Zeit für Nägel mit Köpfen, was die Rahmenbedingungen betrifft. Weil wie schreibt Gerald Winter-Pölsler in der Kleinen Zeitung: "Jetzt darf es beim Stadion kein Zurück geben."
Dem ist nichts hinzuzufügen.