Der Oktober zog ins Land und plötzlich gab es in Fußbal-Graz wieder einmal Stadionaufregung. Nachdem sich der eine oder andere Beobachter gerade langsam zu fragen begann, was denn jetzt eigentlich sei, mit dem Um- und Ausbau von Liebenau, sprach Bürgermeisterin Elke Kahr in die Notizblöcke der "Kleinen Zeitung":
"Dann machen wir eben nur die Sanierung, dazu stehen wir. Dann gibt es ein gutes Stadion und die Platzausweitung geht vielleicht nicht. Das sehe ich relativ nüchtern, weil wir können das Geld ja nicht erfinden."
War das tatsächlich das Aus für den Ausbau auf 23.000 Plätze inklusive umfassender Modernisierung, wie in einer Machbarkeitsstudie Anfang des Sommers vorgesehen?
Das Konzept aus der Sturm-Lade
Wenn die Medien so oft nachfragen, wie man denn den Umbau laut dieser Studie finanzieren wolle, müsse man ja irgendwann sowas sagen, sollte Elke Kahr später im Podcast "BlackFM" der Bevölkerung erklären. Nur eine Woche nach der Absage haben die Medien wieder viel gefragt und die Grazer Stadtchefin legte plötzlich eine andere Platte auf: "Ja, ich will die große Lösung", tönte sie.
Ein Medienprofi, diese Elke Kahr. Während der Woche, die zwischen diesen konträren Meinungen lag, hat sich Folgendes zugetragen: Kahrs Koalitionspartner in der Stadtregierung, die Grünen und die SPÖ, äußersten sich gar nicht. Ebenso auf Tauchstation war der GAK, nur Sturm-Präsident Christian Jauk fischte vor lauter Schreck ein Investitionskonzept aus seiner Schublade, das er offenbar dort schon fertig liegen hatte.

Sturm würde sich mit 30 Millionen Euro am Umbau beteiligen, wenn der Verein dafür die Vermarktungsrechte an Liebenau bekäme. Kosten würde der Umbau seiner Meinung nach außerdem nur 110 Millionen und nicht 150, wie in der Machbarkeitsstudie jemand ausgerechnet hat. Sein Vizepräsident sei Bau-Experte, der wisse das, so Jauk.
Elke Kahr schickt Termine aus
Für den GAK hat der Sturm-Boss in seinem Vorschlag die Rolle des ungeliebten Stiefkinds vorgesehen, das man eigentlich nicht will, aber zur Familienfeier mitnehmen muss. Die notorisch klammen Roten bräuchten nichts zahlen, dürften dafür aber auch nichts bestimmen. Aber: Sie bekämen die Erlaubnis, gratis in Liebenau zu spielen und wenn sie ein Heimspiel haben, würde ihnen Christian Jauk auch eine rot-weiße Beleuchtung einschalten.
Jetzt rührten sich auf einmal die Verantwortlichen des GAK und völlig überraschend fanden sie ihre Rolle in Jauks Konzept nicht sehr attraktiv und zogen sich, das gesagt habend, gleich wieder beleidigt zurück.
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Elke Kahr, inzwischen wahrscheinlich von wohlmeinenden Mitarbeitern darüber informiert, dass ihre beiden Interviews insgesamt eventuell eher ungünstig in alle Richtungen ausgestrahlt haben, begann Termine auszuschicken. Zunächst sollte Christian Jauk ihr dieses Konzept ins Rathaus bringen, sodass sie es begutachten könne. Ihren Finanzstadtrat, ein profunder Kenner der Materie, lud sie sich dazu ein. Der solle auch schauen, ob das was taugt.
Was im Büro der Bürgermeisterin besprochen wurde, durfte im Anschluss niemand sagen. Am nächsten Tag pilgerte eine GAK-Delegation zu Elke Kahr. Über dieses Gespräch ist noch weniger bekannt, sehr wahrscheinlich gab es tröstende Worte der Bürgermeisterin für den so stiefmütterlich behandelten Stadtklub.
Der GAK hat ein Geld gefunden
Am wieder nächsten Tag traf sich dann die große Runde. Alle Parteien der Stadtregierung sowie Abordnungen der beiden Fußballvereine gaben sich ein Stelldichein. Schließlich gilt es ja ein Stadion umzubauen und zu schauen, wie man das bezahlen soll. Wir erinnern uns: Das Geld kann man nicht erfinden. Elke Kahr hatte für diese Zusammenkunft keine Zeit, aber ihr Finanzstadtrat war inzwischen gut eingearbeitet.
Im Anschluss an den Austausch herrschte so etwas wie Aufbruchsstimmung. Im Wesentlichen war die versammelte Gruppe froh, dass alle der Meinung sind, man sollte das angehen, was schon im Juni alle angegangen sind. Die große Lösung. Den Um- und Ausbau von Liebenau.
Und der GAK sorgte noch dazu für große Augen bei den anderen. Man habe ein Geld gefunden und wolle auch mitzahlen und mitvermarkten. Hätte man eh schon immer gewollt, sagt Rene Ziesler, der rote Chef. Hat irgendwie nur bislang nie jemand gehört, oder so.

Christian Jauk hat all das in der Sitzung auch überhört oder war gerade austreten, jedenfalls sprach er tags darauf weiterhin nur von seinem Konzept. Als er bei "BlackFM" an den plötzlich finanzierungs- und vermarktungswütigen GAK erinnert wurde, hob er mahnend den Zeigefinger und sprach: Zwei Mal könne man die Kuh aber bitte nicht melken, darüber müsse man reden.
Die Politik forderte derweil salbungsvoll ein, eine Lösung könne es nur gemeinsam geben. Wie, das sagt sie nicht.
Wettlauf gegen die Wahl
150 Mille kostet das Gemeinsame jedenfalls, war man sich unter den Mandataren einig. Steht das nicht schon in der vor Monaten teuer erkauften Machbarkeitsstudie? Man wolle nur noch einmal daran erinnern, hieß es, weil der Stadtrechnungshof wäre sonst bös. Ein Betreiberkonzept braucht es jetzt, tönen die Politiker. Christian Jauk ist der Meinung, er hätte ohnehin schon eines vorgelegt. Der GAK muss zuerst noch schauen, wie viel Geld man gefunden hat.
Und überhaupt, eieiei, wo soll denn der Rest des ganzen Haufen Geldes herkommen, den es zu stemmen gilt? Das werden jetzt die Gespräche zeigen, sagt die Bürgermeisterin. Und der Planungsbeschluss im Gemeinderat! Ohne den beginnt das Ganze nämlich nicht. Der kann aber erst gefällt werden, wenn die Finanzierung steht. Und wie die stehen soll, das werden die Gespräche… Genau.

Derweil spricht Christian Jauk weiterhin davon, dass das ohnehin nicht so viel kosten wird, weil sein Vizepräsident… Wir erinnern uns. Wen interessiert schon der Rechnungshof. Der GAK-Chef hält in der "Kronen Zeitung" derweil fest, er würde sicher nicht die Katze im Sack kaufen. Und überhaupt müsse der Planungsbeschluss noch dieses Jahr her, weil sonst käme die Wahl und wenn das Stadionprojekt nicht vor der Wahl auf Schiene sei, dann wäre das sehr ungünstig. Die Gespräche werden zeigen, ob sich das ausgeht.
Jetzt aber wirklich
Wieso nicht ein paar dieser Gespräche schon im Sommer geführt wurden, lässt sich nicht genau sagen. Wahrscheinlich, weil es Sommerpause heißt. Da spricht niemand und beschließen kann man auch nichts, weil es keine Gemeinderatssitzungen gibt. Oder vielleicht hätte die Bürgermeisterin schon im Juni Interviews mit abwechselnd Absagen und Zusagen geben sollen? Als Initialzündung. Wir wissen es nicht.
In jedem Fall gelte es, jetzt die Entscheidungen zu beschleunigen. Weil sonst kommt ja die Wahl. Und alles, was in den letzten Jahren nicht passiert ist, wäre dann umsonst nicht passiert. Und man müsste wieder von vorne beginnen. Jetzt, jetzt aber wirklich, muss ein Konzept auf den Tisch. Die Finanzierung muss stehen. Der Planungsbeschluss muss her. Am besten noch heuer. Es kann aber auch sein, dass es bis nächstes Jahr dauert.
Die Gespräche werden es zeigen.