Es ist eingetreten, was die meisten vermutet und die Sturm-Fans befürchtet haben. Die Schwoazn brauchen noch etwas Zählbares gegen Wolfsberg, um die Titelverteidigung ins Trockene zu bringen. Zumindest ein Punkt muss her, sonst geht der Teller entweder nach Favoriten oder ins Lavanttal.
Die Weggabelung wartet
So einfach erklärt, so schwer umzusetzen – sollte man zumindest meinen. Sturm hat den ersten Matchball in Wien-Hütteldorf vergeben, die Gäste aus Graz hat das aber nicht aus der Fassung gebracht. Trainer Jürgen Säumel, was zu erwarten war, spulte sein Post-Match-Programm ab, ohne eine Miene zu verziehen.
Holt Sturm mit einem oder drei Punkten den Titel ein zweites Mal in Folge, dann wird jeder alles richtig gemacht haben. Insbesondere gilt das für den Trainer.
Aber auch die Spieler waren schnell wieder bei sich. Dann eben zuhause in Liebenau, ist eh schöner dort, war der Tenor. Fast ein wenig zu viel Leichtigkeit war da zu spüren. Vor allem angesichts der Tragweite, die dieses letzte Spiel für den amtierenden Meister hat.
Es ist nicht mehr und nicht weniger als eine Weggabelung, die am Samstag um 17:00 ansteht. Holt Sturm mit einem oder drei Punkten den Titel ein zweites Mal in Folge, dann wird jeder alles richtig gemacht haben. Insbesondere gilt das für den Trainer.
Die gemeinen Biester lauern
Bei einem Erfolg wird Jürgen Säumel der Mann der Stunde sein: Dann hat er die schwierige Situation im Winter und zu Beginn der Frühjahrsmeisterschaft mit seiner Ruhe und den richtigen Entscheidungen stabilisiert. Die namhaften Abgänge hat er über eine kollektive Kraftanstrengung wettgemacht und Sturm so wieder in die Spur gebracht.
Ein einziger Punkt wird darüber entscheiden, ob Sturm einen Sommer mit guten Vibes, Vorfreude auf den Saisonauftakt und einer ruhigen Vorbereitung haben wird, oder einen voller Fragen, Zweifel und Lamento.
Gelingt der letzte Schritt nicht, wird es heißen: Säumel hat mit seiner zurückgenommenen Art die Mannschaft nie wirklich erreicht, die Abgänge konnten nicht kompensiert werden und unter Christian Ilzer war das überhaupt alles viel besser.
Das Business und seine Begleitmusik aus dem Umfeld sind nämlich gemeine Biester. Ein einziger Punkt wird darüber entscheiden, ob Sturm einen Sommer mit guten Vibes, Vorfreude auf den Saisonauftakt und einer ruhigen Vorbereitung haben wird, oder einen voller Fragen, Zweifel und Lamento – so sehr man auch versuchen wird, Platz zwei oder drei als Erfolg zu verkaufen.

Die Stunde des Sportchefs schlägt
Im Sommer steht zudem mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein signifikanter Umbruch im Team an. Es wird die Stunde des Michael Parensen sein. Der Sportchef macht mittlerweile den Eindruck, sich gut eingelebt und im Verein etabliert zu haben. Gemessen wird er aber am Kader, den er über den Sommer zusammenstellt.
Dieser wird so oder so viele Neuerungen beinhalten. Wie viel Zeit die neue Gruppe bekommt, bis sie funktioniert, wie viel Kredit der Sportchef haben wird, bevor ihm Kritik für etwaige ausbleibende Resultate am Beginn der Meisterschaft entgegenschlägt - all das wird auch davon abhängen, ob Sturm als Meister in die neue Spielzeit geht oder nicht.
Vergleiche dieser Art zu ziehen, ist ein schwierige Angelegenheit und vielleicht sogar ein wenig unfair. Aber ich behaupte, dieses Finale gegen den WAC in der Saison 2024/25 wird mittel- und langfristig noch größere Auswirkungen haben als jenes in der Vorsaison gegen Austria Klagenfurt. An dieser Weggabelung am 24. Mai 2025 entscheidet sich die Grundstimmung rund um den Verein für die nächsten Monate.
Die Sparefrohs in Messendorf
Es bleibt zu hoffen, dass die Entscheidung von Sturm gegen eine Meisterfeier am Hauptplatz kein schlechtes Omen ist. Gleich nach dem Spiel am Stadionvorplatz will man einen etwaigen Titel zelebrieren. Familien mit Kindern, vor allem aus den Bezirken abseits von Graz, schließt eine Party Samstagabend anstatt Sonntagnachmittag mehr oder weniger aus.
Es bleiben noch wenige Tage, die Nervosität steigt und für die Schwoazn geht es um sehr viel. Die Wucht der Fans bei Sturm-Heimspielen könnte den Unterschied machen.
Vor dem Stadion in Liebenau könnten mehr Fans teilnehmen als am Hauptplatz, wird als Hauptgrund vom Verein genannt. Die Kosten für eine große Bühne in der Innenstadt seien außerdem ein Faktor, wird auf Nachfrage noch ergänzt. Ob es einen schlanken Fuß macht, wenn ein Champions League-Teilnehmer, der in der abgelaufenen Saison viele Millionen lukriert hat, bei der Bühne für die Meisterfeier spart, darf mit Nachdruck bezweifelt werden.
Keinen Zweifel gibt es kurz vor dem Showdown am Samstag allerdings an einer Sache: Das Stadion wird von den Sturmfans bei diesem Spiel in ein Tollhaus verwandelt. Liebenau wird brennen, wenn nötig bis zur allerletzten Minute. Es bleiben noch wenige Tage, die Nervosität steigt und für die Schwoazn geht es um sehr viel. Die Wucht der Fans bei Sturm-Heimspielen könnte den Unterschied machen.
Jürgen Pucher ist Buchautor, Politikwissenschaftler, Fußballjournalist und praktizierender Sturmfan in Wien. Der Steirer war Mitgründer der Fanplattform Sturm12.at. Seit 2015 ist Pucher als Betreiber des Podcast BlackFM aktiv, der sich den "Schwoazn" widmet. Für 90minuten.at schreibt er in regelmäßigen Abständen die Kolumne "12 Meter".