So viel Red Bull steckt in Rapid, Austria, Sturm & Co.
Red Bull Salzburg soll nicht nur viel für die Fünfjahreswertung tun, sondern auch die anderen Klubs mit selbst ausgebildeten Spielern unterstützen. Aber ist da wirklich so viel Wahres dran? Von Georg Sander
Die Transferzeit ist vorbei, die Kader stehen, jetzt geht es in neun Tagen wieder los. Red Bull Salzburg hat die Winterübertrittszeit geprägt: Millionen für Dayot Upamecano. Was passiert mit Dimitri Oberlin? David Atanga soll Mattersburg verstärken. Neue Talente für Liefering. Ex-Bulle Edomwonyi spült Geld in Sturms Kassen. „Das ist gut für den FC Red Bull Salzburg, für deren Entwicklung und auch gut für die Liga, wenn von unserem Pool an jungen Spielern einige zurück in die Liga gehen“, sagte Christoph Freund vor bald einem Jahr . Wie viel Red Bull steckt aber wirklich in der Liga? Sind die Salzburger wirklich die Quersubventionierer der Liga?
90minuten.at hat die Liste der Red Bull Salzburg/Liefering-Spieler, die derzeit durch die Liga tingeln und gegen den Stammverein spielen. Zwölf Kicker stehen gegenwärtig bei der Konkurrenz unter Vertrag.
Wenig Red Bull in Tabellenhälfte zwei
Der SKN St. Pölten hat mit Marcel Holzmann einen ehemaligen Red Bull-Spieler im Kader. Der SV Mattersburg sicherte sich erst diesen Winter mit David Atanga einen Flügelflitzer, der zwischen 2010 und 2015 bei Red Bull spielte und nach wie vor dort unter Vertrag steht. Im Burgenland soll er einerseits für offensiven Wirbel sorgen, andererseits sich für höhere Aufgaben empfehlen. Das schaffte dort schon ein gewisser Stefan Ilsanker, nur ohne Leihe. Ist es also Zufall, dass die beiden schwächsten Teams der Hinrunde keine Red Bull-Spieler haben und stehen, wo sie stehen?
Die SV Ried hingegen ist ein gutes Pflaster für die Salzburger, um Spieler weiter zu entwickeln. Das Wiener Talent Mathias Honsak sorgte im Herbst für einige der wenigen Glanzlichter, mit Michael Brandner ist ein zweiter Leihspieler im Innviertel. Übrigens verdingte sich auch das schlampige Genie Clemens Walch zwischen 2006 und 2008 bei den RB Juniors. Auch Wolfgang Schober, Marco Meilinger sowie die Verteidiger Maximilian Karner und Jan-Marc Riegler kamen aus Salzburg. Manager Stefan Reiter weiß, was er an seinen guten Beziehungen zu Salzburg hat. Mit Andreas Ulmer, Robert Zulj und Stefan Lainer machte man gute Kasse, mit den Leihspielern eine gute Figur.
Empfahl sich wie andere bei der SV Ried für höhere Aufgaben: Stefan Lainer (Foto: GEPA)
Auch der WAC hat seinen Ex-Bullen. Daniel Offenbacher durchlief zwischen 2006 und 2011 alle Nachwuchsteams, wurde von Salzburg an Blau-Weiß Linz und Wiener Neustadt verliehen, ehe Sturm Graz ihn 2013 erwarb. In Wolfsberg ist Offenbacher Stammspieler. Zudem könnte Issiaka Ouedraogo zurück kehren, er kam 2008 aus Burkina Faso nach Salzburg/Österreich. Stefan Schwendinger, in Salzburg ausgebildet, schnürte 2013/14 und 2014/15 seine Fußballschuhe im Lavanttal.
Die Admira hingegen hat eine exzellente eigene Nachwuchsarbeit. Gegenwärtig steht kein Salzburger bei ihnen auf der Payroll. Im Herbst war Ante Rogulijc in die Südstadt verliehen, konnte sich aber nicht beweisen. Im Winter verlieh Red Bull den Mittelfeldspieler eine Liga weiter runter zu Wacker Innsbruck. Ein gewisser Stefan Schwab verdingte sich eine Zeit lang in Maria Enzersdorf, zu ihm später mehr. Selbiges gilt für Christopher Dibon. Nicht unerwähnt bleiben soll Partik Jezek. Der Offensivflitzer spielte fünf Jahre in Salzburg, ehe er bei der Admira zum Karriereende hin noch einmal zum Helden avancieren sollte.
Viel Red Bull weiter oben
Es ist wohl ein bisschen eine fiese Sache für Rapid, dass Kapitän Stefan Schwab den gesamten Nachwuchs ab der U15 bei Red Bull verbracht hat. Für ihn war der Schritt zur Admira 2011 aber notwendig, um zu dem Kicker zu reifen, der er heute ist. Christopher Dibon kam nach bärenstarken Leistungen 2012 nach Salzburg, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. 2013 lieh ihn Rapid aus, 2014 einigte man sich auf einen Wechsel. Und auch Offensivkraft Philipp Schobesberger kam aus dem Red Bull-Universum, zeigte im Cup auf, als Pasching mit Brausegeld gepusht wurde. Allerdings ging Schobesberger einen „normalen“ Weg. Aus der LASK Jugend kommend wechselte er noch vor der Kooperation zwischen Salzburg und Pasching via Eferding zu den Oberösterreichern. Die ganze Sache kann aber auch in die andere Richtung laufen. Andi Ivanschitz, Marcel Sabitzer und Stefan Stangl – prägende Personen in der Zeit vor dem Wechsel ins Red Bull-Universum – wurde in Bayern-Manier dem direkten Konkurrenten abgeluchst; Terrence Boyd, der zu Leipzig ging, passt da auch ins Bild. Allerdings: Rapid hat daran nicht schlecht verdient.
Eine Dankeskarte könnte auch die Wiener Austria nach Salzburg schicken, haben doch wichtige Spieler RB-Vergangenheit. Christoph Martschinko durchlief alle Nachwuchsauswahlen in Salzburg, ehe er via Neustadt und Grödig von Hoffenheim gekauft wurde und an die Austria verliehen wurde. Felipe Pires kam via Leipzig und Salzburg zu ebenfalls Hoffenheim und via FSV Frankfurt zu den Veilchen. In etwa genau so war es bei Lucas Venuto. Ohne Red Bull wären diese zwei wohl nicht bei der Austria gelandet. Auch ein Marco Meilinger lernte das Kicken in Salzburg, ein gewisser Andreas Tiffner schaute 2010 von Salzburg kommend auf vier Kurzeinsätze in Favoriten vorbei, Roni Gercaliu und Wolfgang Mair gibt es irgendwo auch noch in den Geschichtsbüchern. Mit Vladimir Janocko, Florian Klein und Fränky Schiemer gingen 2006, 2009 und 2012 Leistungsträger von Favoriten nach Salzburg. Zum Leidwesen des Schatzmeisters aber allesamt ablösefrei.
Seltenes Bild: Christopher Dibon im Red Bull-Dress (Foto: GEPA)
Mit Stefan Hierländer steht nur noch ein Ex-Bulle bei Sturm Graz unter Vertrag. Mit Ex-Liefering-Kicker Bright Edomwonyi machte Sturm nun einen Millionentransfer. Der Nigerianer kam 2012 aus dem Nachwuchs von Westerlo zu Salzburg, wurde zu Liefering abgegeben, verdingte sich per Leihe in Innsbruck und Hartberg, ehe Sturm ihn im Sommer 2015 verpflichtete. Daniel Offenbacher ist wie erwähnt bei Salzburg ausgebildet wordet. Weitere Wechsel von den Bullen zu Sturm waren Roni Gercaliu, der sich in Salzburg nicht durchsetzen konnte, an Sturm verliehen wurde sowie die serbische Abrissbirne Milan Dudic, der nach erfolgreichen Jahren in Salzburg bei Sturm seine Karriere ausklingen ließ. Umgekehrt machte Sturm vor allem gute Geschäfte. Christoph Leitgeb, Jakob Jantscher und Marco Djuricin brachten Millionen in die nicht immer prall gefüllte Grazer Kassa.
Wo wäre Altach ohne Dimitri Oberlin? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auf Platz eins. Neun Tore und vier Assists waren zu viel des Guten. Zwar reifte der gebürtige Kameruner in Altach, zwar hat Salzburg gegenwärtig mehr als genug Stürmer, aber Altach als Meister will man sich nicht gefallen lassen. Mit Ivan Kovacec und Daniel Krenn gibt es noch zwei weitere ehemalige Spieler von Salzburg/Liefering, die für Altach aufliefen. Und ein gewisser Adi Hütter verdiente sich nach dem Dasein als Juniors-Trainer seine Meriten im Ländle.
So viel ist das gar nicht
Rapid macht das auch und es kicken aktuell mehr Ex-Rapidler in der Liga als Ex-Salzburger. Und die Rapidler sind auch nicht schwächer oder unwichtiger als die Salzburger bei ihren jeweiligen Vereinen. Wer in ein Land kommt oder aus diesem, der probiert es eben bei einem Klub. Wer sich bei dem besten Verein ausbilden lässt, hat dann eben große Chancen, weiterhin als Profi zu wirken, nur eben wo anders. Eine außergewöhnliche „Querfinanzierung“ der Liga durch die Salzburger ist also nicht wirklich festzustellen, eher ein normaler Umgang mit Transfers. Dass die Salzburger es mit dieser allgemeinen Verbesserung nicht ganz ernst nehmen, zeigt auch der Umstand, dass, vielleicht mit Ausnahme von Ried, vor allem nicht mehr benötigte Spieler an die Konkurrenz abgegeben werden. Wirft man dann noch einen Blick auf den Rücklauf nach Salzburg, wird das Bild noch klarer. Die Bullen kaufen, was gut ist und geben ab, was für die eigenen Ziele nicht gut genug ist.
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