2017

Gatsch-Spiele in Mattersburg

Die Liga will die Infrastruktur verbessern und den Zuschauerschnitt erhöhen. Klubs wie Mattersburg stemmen sich allerdings mit aller Gewalt dagegen. Von Michael Fiala

 

Bis 2020 hat die Bundesliga ein ambitioniertes Ziel: 10.000 Fans sollen pro Bundesliga-Spiel im Schnitt in die Stadien strömen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde eine Infrastruktur-Offensive ausgerufen, der einige Vereine auch brav gefolgt sind. Die Stadien in Wien wurden bzw. werden neu- oder massiv umgebaut, in Altach gibt es Pläne für den Ausbau, auch wenn gerade ein Investor abgesprungen ist. In Graz wird auch investiert. 

 

In Mattersburg hingegen ticken die Uhren aber anders, die Burgenländer sind in dieser Thematik so etwas wie das Gallische Dorf: Nur mit Zähneknirschen hat man die Rasenheizung im Pappel-Stadion installiert. Noch vor zwei Jahren polterte Präsident Martin Pucher gegen den Beschluss der verpflichtenden Rasenheizung, immerhin habe man noch nie einen Kick wegen Eis absagen müssen. Was Pucher jedoch nicht dazu gesagt hat war, dass viele Spiele aufgrund der maroden Platzverhältnisse nicht anzusehen waren.

 



 

Ob das "Produkt Mattersburg" ankommt oder nicht, das hat Präsident Pucher immer schon eher wenig interessiert. Generell ist das Fan-Service in Mattersburg auf der Prioritätenliste weit unten angesiedelt. Als 90minuten.at etwa vor Beginn der Frühjahressaison die Bier- und Wurst-Preise in Erfahrung bringen wollte, waren die Burgenländer der einzige Verein, der auf zahlreiche Anfragen nicht reagierte. Überraschend kam das Nicht-Reagieren nicht, das ist man als Journalist seit Jahren gewöhnt.

 


Gatsch-Chaos in Mattersburg


Es ist daher auch weniger verwunderlich, dass es gestern rund um das Match zwischen Mattersburg und Sturm zu einem „Gatsch-Chaos“ gekommen ist, wie Sturm-Fan Martin W. berichtet. Der Parkplatz, der normalerweise eine Wiese ist, mutierte aufgrund der Wetterverhältnisse der vergangenen Wochen zum Gatsch-Feld (siehe Foto oben). Wo andere Klubs längst einen betonierten Parkplatz für die eigenen und die Auswärts-Fans anbieten, dürfen sich in Mattersburg die geneigten Fußballfans nach dem Match gegenseitig aus den Gatsch-Furchen ziehen. Martin W. fragt daher auf Facebook-Seite der österreichischen Bundesliga: „Ihr macht euch Gedanken, warum die Zuschauerzahlen in der Bundesliga rückläufig sind. Ich geb euch einen Tipp! Mattersburg gegen Sturm, überteuerte 18€ Eintritt für eine Blechtribüne ohne Dach und so sieht die Parkplatzsituation aus!“

 

Ein anderer Fan berichtete: „Unser Auto musste sogar von 2 Leuten angeschoben werden damit wir weggekommen sind.“

 

Fans bleiben aus

Offiziell fanden sich gestern am kalten Samstag-Abend in Mattersburg 3.200 Zuschauer ein (auch wenn es aufgrund der Bilder schwer zu glauben ist), davon rund 500 Sturm-Fans. Generell ist der Zuschauerschnitt bei den Burgenländern so gering wie schon lange nicht. In der Herbst-Saison kamen rund 2.600 Fans pro Spiel und damit sogar weniger als vor zwei Jahren, als Mattersburg noch in der Sky-Go-Ersten-Liga spielte. Vergangene Saison begrüßten die Burgenländer immerhin noch 4.916 Fans pro Spiel (siehe Grafik).

 



 

Bilder wie diese erinnern nur zu gut an den SV Grödig, der dem österreichischen Fußball aus Image-technischer Sicht in den vergangenen vier, fünf Jahren einen Bärendienst erwiesen hat. Lange Zeit war die Straße zum Stadion nicht betoniert. Es ist dennoch denkbar, dass die Liga mit den neuen Stadien in Wien, mit Sturm Graz und einem starken Salzburg den Schnitt von 10.000 Fans erreicht. Solange Bundesliga-Vereine jedoch solche Bilder liefern wie gestern in Mattersburg, braucht man sich nicht wundern, dass die Liga ein schlechtes Image hat und den Kampf gegen konkurrierende Freizeitangebote zunehmend verliert. Denn eines ist klar: Neue Zielgruppen wird man mit Gatsch-Parkplätzen, einer maroden Infrastruktur und um 18 Euro für 90 Minuten eher nicht ansprechen.

 

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