2017

Die 7 … Sportdirektoren, die Österreich geprägt haben

Der Sportdirektor, Manager, Vorstand oder Geschäftsführer Sport ist für die sportliche Entwicklung des gesamten Vereins zuständig. Er steht über dem Trainer und soll die Geschicke über die Zeit hinaus, die der Trainer auf der Bank sitzt, leiten. Welche Sp

 

 

Lange Zeit war der Sportdirektor oder wie auch immer er genannt wird, ein Posten, der etwas stiefmütterlich behandelt wurde. Klaus Allofs war anno 1999 beispielsweise der erste Sportdirektor bei Werder Bremen. In England fällt diese Position – wie bei einigen kleineren Vereinen auch – oft mit dem Trainer zusammen. Bei Rapid bekleidete die Position des Sportmanagers erstmals Ernst Dokupil in der Saison 1997/98, Peter Schöttel, war zwischen 2003 und 2006 Sportdirektor. Welche sportlichen Leiter haben in den vergangenen Jahren nun einen besonders großen Impact hinterlassen? 90minuten.at klärt auf.

 

 


 Platz 7 - Viel Ehr', wenig Geld

Thomas Parits 3 Gepa Pictures

 

Die Liste der Spieler, die Thomas Parits zum FK Austria Wien gelotst hat, ist dank einer mehr als acht Jahre langen Tätigkeit beeindruckend. Grundsätzlich ist die Ära Parits von der Loslösung von Frank Stronach gezeichnet. Die Austria gesundete unter seiner Ägide. Zunächst regnete es auch Millionen. Etwa für Joey Didulica (Alkmaar, 1,5 Millionen) oder Filip Sebo (Rangers, 2,5). Doch diese Serie sollte schnell reißen. Nach dem Stronach-Umzug nach Wiener Neustadt 2008 konnte Parits viele aufregende Spieler in den Kampfmannschaftskader holen: Robert Almer, Aleks Dragovic, Mario Bazina beispielsweise (2008), Julian Baumgartlinger, Tomas Jun, Zlatko Junuzovic, Heinz Lindner, Manuel Ortlechner, Marin Leovac (2009), Alexander Gorgon, Georg Margreitter (2010), Nacer Barazite, James Holland, Kaja Rogulj (2011), Philipp Hosiner (2012), Omer Damari (2014), Larry Kayode (2015).

 

Bei den Ablösesummen hakt es oft. Vielversprechende Spieler wie Fränky Schiemer, Aleks Dragovic, Robert Almer, Zlatko Junuzovic, Julian Baumgartlinger, Florian Klein, Michael Liendl gingen – gemessen an der Finanzkraft der aufnehmenden Vereine – um verhältnismäßig wenig oder aufgrund der Vertragssituation um gar kein Geld. Dennoch: Thomas Parits hat die Geschicke der Wiener Austria und somit von Fußball-Österreich maßgeblich mitgestaltet. 


Platz 6 - Der Charakterfinder

Guenther Kreissl Gepa Pictures

 

Die große Spielerkarriere blieb dem Torwart verwehrt. Eine Hand voll Partien absolvierte er für den SC Niederösterreich 1997, 1998 stand er ein paar Partien für die Wiener Austria zwischen den Pfosten. Die Karriere danach begann er während der aktiven. Er machte die Ausbildung zum Tormanntrainer sowie eine Ausbildung an der Sportmanagement-Akademie der Bundesliga. Er heuerte in Leoben an, kam dann 2003 zur Stronach-Akademie und später 2008 zu Wiener Neustadt – als Goaliecoach. Im Winter 2012 wurde er Sportdirektor. In den knapp dreieinhalb Jahren konnte der SCWN drei Mal die Klasse halten. Kreissl lotste mit Kristjan Dobras, Stefan Strangl und Routinier Thomas Pichlmann gleich im Sommer 2013 interessante Spieler nach Neustadt. Auch Namen wie Philipp Hellquist oder Stefan Maierhofer waren seine Idee. Und es wanderten eben einige Kicker nach Neustadt, die, so lange es ging, die Klasse hielten. Geld verdiente er kaum etwas mit Abgängen – das war aber auch nicht die zentrale Aufgabe, auch wenn es Wiener Neustadt geholfen hätte.

 

Beim Sturm macht er weiter, wo er aufhörte und in nur einem halben Jahr konnte er mit Matic und Edomwonyi gleich zwei Mal Millionentransfers verbuchen. Kreissl ist ein harter Verhandlungspartner, der vor allem auf den Charakter achtet und die Wirtschaftlichkeit im Auge hat. Zudem hat er einen Blick für Spieler, die sich weiterentwickeln können. Diese Kombination macht ihn zu einer interessantesten Persönlichkeiten am Sektor der sportlichen Leiter. Und er wird Sturm vermutlich einiges an Geld bringen - zumindest solange die besser werdende Zusammenarbeit mit Franco Foda funktioniert. Und auch ohne Foda wird Kreissl bei Sturm seinen Weg machen. 

 


 Platz 5: Wer auch immer Spieler holt, er macht es nicht schlecht

Dietmar Riegler Gepa Pictures

 

Einen Sportdirektor oder Ähnliches gibt’s beim WAC nicht. Dem Vernehmen nach ist es Präsident Dietmar Riegler, der alles überwacht; die Spieler kommen in Abstimmung mit den jeweiligen Trainern. Und das klappt gut. Das fängt beim Durchmarsch in nur vier Saisonen von Regional- in Bundesliga an. 2009/10, in der Meistersaison, kamen Kicker wie Christian Falk oder Manuel Kerhe sowie Stephan Stückler. Sie standen auch zwei Spielklassen drüber ihren Mann. Selbiges gilt für die im Jahr drauf gekommenen Sollbauer, Dobnik und Baldauf. Und für Topcagic, Jacobo, die 2011/12 kamen. Hüttenbrenner, Liendl, de Paula folgten, Rnic, Standfest und Kofler im Jahr drauf. Und für so manchen wie Liendl, Topcagic und Ouedraogo kassierte man auch ein verhältnismäßig hohe Ablösesümmchen.

 

Riegler, der das ganze überwacht, nickt also viele richtige Transfers ab. Der Erfolg gibt ihm meist recht. Der WAC spielt seine fünfte Oberhaussaison, war trotz zwischenzeitlicher Probleme nie schlechter als Siebter am Ende, schaffte es sogar in den Europacup. Und das, obwohl man vielleicht einen Tick zu schnell zu groß wurde. Dem Vorbild Ried kommt man zwar nur langsam nahe, es fehlt noch am Unterbau, aber auch an Akademie und Talente-holen arbeitet man. Schafft jetzt auch nicht jeder Verein. 

 


Platz 4 - Deutsche Wertarbeit

helmut schulte gepa pictures

 

Rapid und Sportdirektor, das war nicht immer eine tolle Beziehung. Da ist der Anspruch, der beste Verein Österreichs sein zu sein; seit vielen Jahren rennt man diesem Anspruch hinterher, jahrelang wurde dieser Posten stiefmütterlich behandelt. Dann gab es Ali Hörtnagl, der die Geschicke zwischen 2007 und 2011 leitete. Für Korkmaz, Hoffer oder Maierhofer regnete es Millionen. Aber er arbeitete eben mit Peter Pacult, der letzte Meistertitel datiert aus dieser Ära. Helmut Schulte hatte wiederum nur ein Jahr und beendete ein zweijähriges Vakuum, als er 2013 auf Hörtnagl folgte. Er kassierte gleich für Drazan und Ildiz Ablösesummen und holte mit Branko Boskovic und Marcel Sabitzer wichtige Spieler, Thanos Petsos und Christopher Dibon sowie Max Hofmann kamen im Winter 2013 in den Kader ersten Mannschaft. Mit den Abgängen von Katzer, Heikkinen und Kulovits schaffte man einen Umbruch. Und trotzdem: Nach nur einem Jahr war die Ära Schulte schon wieder vorbei.

 

Was er auf jeden Fall geschafft hat: Schulte hat eine gewisse Ernsthaftigkeit bei Rapid hineingebracht bzw. die Wichtigkeit dieses Postens unterstrichen. Auch wenn es sportliche Leiter davor und danach gab, die Transfermillionen brachten, so war es Helmut Schulte, der bei Rapid ein Stück modernen Fußball installierte. Nach nur vier Monaten im Amt warf er Peter Schöttel raus, nahm Zoran Barisic als Coach und vertraute ihm. Und von Barisic' zweiten Plätzen ist Rapid derzeit weit entfernt. Geld ist nicht alles. Nach Hörtnagl war die Spitze weit entfernt, Müllers Millionen-Spiel bezahlt Rapid derzeit teuer. Einen wie Schulte, den hätten sie wohl gerne wieder in Hütteldorf. Ist es ein Wunder, dass Fredy Bickel ein bisschen an ihn erinnert?

 


Platz 3 - Als Trainer gescheitert, in Vorarlberg erfolgreich

Georg Zellhofer Dezember 2014 Gepa Pictures

 

In Waidhofen an der Ybbs 1960 geboren, kickte Zellhofer bei Vorwärts Steyr, VOEST Linz, Sturm und dem LASK in der Bundesliga. 1992 hängte er die Fußballschule an den Nagel. Zunächst war er dann als Trainer höchst erfolgreich. In nur sechs Jahren schaffte er es mit Pasching von der zweiten Landesliga in die Bundesliga. Pasching war auch nach seinem Abgang bis zur Lizenzverschieberei nach Kärnten nie schlechter als Fünfter. Bei Austria und Rapid lief es – trotz Cupsiegs mit den Veilchen 2007 – nicht rund. Unvergessen auch sein Nicht-Engagement in Ried, als er geholt wurde und ohne Spiel wegen Streitigkeiten in Bezug auf den Kader wieder ging. 2009 sollte er als Trainer Altach vor dem Abstieg retten, was misslang.

 

Im Jänner 2013 kehrte er als Sportdirektor und später Geschäftsführer Sport nach Altach zurück. Seitdem läuft es im Rheintal für den Niederösterreicher. In seiner ersten vollen Saison als Sportchef holte er 2013/14 den Aufstieg, es kamen Kicker wie Ismael Tajouri, Emanuel Schreiner, Martin Harrer oder Felix Roth. Der Rest ist ohnehin Zeitgeschichte. Mit Canadi lotste er anscheinend den richtigen ins Ländle. Stürzt Altach nicht komplett aus allen Wolken, hat Zellhofer es auch mit der Verpflichtung von Martin Scherb geschafft, den Hype des letzten halben Jahres aufrecht zu halten. Für die Europacupquali müssen jetzt in 15 Runden einmal vier Punkte Vorsprung auf Sturm verteidigt werden, um Dritter zu werden. Dass es danach aussieht, ein zweites Mal in drei Jahren die Phalanx der vier großen Klubs des Landes zu brechen, ist aller Ehren wert.

  


Platz 2 - Mister Ried, Mister Bundesliga

Stefan Reiter Fruehjahr 2015 Gepa Pictures

 

Es ist derzeit ohnehin fast alles über Stefan Reiter gesagt worden. Er liefert die Blaupause für den kleinen Verein aus einem verschlafenen Eck des Landes, der die Großen ärgert. Alle anderen Topklubs kamen aus den Landeshauptstädten (oder die Admira als Wien-Anhängsel) oder waren finanziell ganz anders aufgestellt, wie Pasching; Ried holte 1998 und 2011 den Cup, wurde 2007 Vizemeister und 2011, unter ganz anderen Vorzeichen, Vierter. Das ist eine enorm lange Zeitspanne und es ist vor allem Stefan Reiter, der ab 2004 aus einem beliebigen Klub aus einer Kleinstadt eine maßgebliche Adresse in Fußballösterreich machte. So wichtig, dass eigentlich alle außer Salzburg, Rapid, Austria und Sturm am liebsten wie Ried wären – auch wenn Reiter zuletzt kein so glückliches Händchen mehr hatte und nun gehen musste. Ob das Ried noch teuer bezahlen wird?

 

Die großen Erfolge des kleinen Klubs werden sicherlich noch lange Widerhall finden, selbst, wenn das Ziel bis zur Installierung der Zwölferliga nur der Nichtabstieg ist. Reiter hat es durch sein Geschick geschafft, eine Marke zu etablieren, ein Profil zu schaffen. Etwas, woran die meisten anderen Klubs scheitern. Die Liste der Erfolge ist lang, länger als jene der Misserfolge. Dass Reiter noch dazu maßgeblich an der Ligareform beteiligt war, unterstreicht nur das Standing, dass er sich und Ried erarbeitet hat. 

 


Platz 1 - Als Österreich den Fußball prägte

Ralf Rangnick Oktober 2014 Gepa Pictures Red Bull

 

Knapp vor Stefan Reiter. Sorry, Österreich, es ist ein Deutscher geworden. Und das hat gute Gründe: Seit 2012 ist in Fußballösterreich alles anders. Verhielt sich Didi Matschitz in Bezug auf den Fußball wie jeder andere Mäzen zuvor, setzte er dann auf dass Modell Dietmar Hopp und Hoffenheim. Seit Rangnick kam, hat sich vieles geändert. 2012/13 musste Peter Stöger einen Punkterekord hinlegen, um Meister zu werden. Seit Rangnick zwischen 2012 und 2015 da war, kommen unglaubliche Talente und gehen um noch unglaublicheres Geld. Sein „Zauberlehrling“ Christoph Freund beherrscht das anscheinend auch ganz gut. Mit Rangnick passierte zudem etwas, was in Österreich seit der Zeit des Wunderteams nicht mehr der Fall war: Rangnicks bedingungsloses Offensivpressing, das seinen Höhepunkt in den Spielen gegen Ajax Amsterdam fand, begeisterte die Fußballwelt und die Erfolge wirken nach.

 

Mag sein, dass gegenwärtig vor allem Leipzig in Salzburg zuschlägt. Aber die Spieler der Salzburger Bullen stehen deshalb nicht weniger in Auslage und Rampenlicht. Man kann zu Red Bull Salzburg, Leipzig und der Dose stehen, wie man will. An einigen Punkten kommt man nicht vorbei: 1. Der Fußball hat Begeisterungspotential, auch international. 2. Die Ablösesummen sind astronomisch, nicht nur nach Leipzig hin, siehe Mané, Kampl oder Hinteregger. 3. Und auch so hat er Fußball-Österreich geprägt: Als sportlicher Chef in Leipzig beeinflusst er den österreichischen Fußball mit gefühlten 45 Transfers von Salzburg in Richtung Leipzig, worunter das Produkt Red Bull Salzbzurg unter den potenziellen Fans nachhaltig leidet. Rangnick ist´s vermutlich egal, er hat Fußball-Österreich in den vergangenen Jahren geprägt wie kein anderer - positiv wie negativ.

 

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