Das können die Neuzugänge in der Bundesliga - und das können sie nicht
Der Winter ist dafür da, den Herbst zu reparieren. Die SV Ried, Admira Wacker, Austria Wien und der SK Rapid sahen bislang keinen Grund dazu. 90minuten.at wirft einen Blick auf die 15 Neuen in der Bundesliga. Von Georg Sander
Es gab schon turbulentere Wintertransferzeiten in der Bundesliga. Die Lage ist aber leicht erklärt. Die im Europacup angetretenen Vereine hatten bereits im Sommer große Kader. Altach und Sturm sind wohl besser dran, als erwartet, die Admira und Ried sind ungefähr dort, wo man sich gerne sieht, somit bleiben für größere Umbauten nur die Klubs am Tabellenende übrig, die nachbessern müssen. Dieses Nachbessern passiert allerdings relativ oft auf der Trainerbank. So hat der SKN St. Pölten Aufstiegstrainer Daxbacher bereits entlassen, der SVM holte Gerald Baumgartner.
90minuten.at wirft einen konkreten Blick auf die Neuzugänge der Vereine SV Mattersburg, SKN St. Pölten, den Wolfsberger AC, FC Red Bull Salzburg und Sturm Graz.
Drei Neue für ein Klassenerhaltshallelujah
Der aufsehenerregendste Transfer im Burgenland ist mit Sicherheit Stefan Maierhofer. Der „Lange“ , dessen Transferliste beinahe so lang ist wie er groß, soll den SV Mattersburg zum Klassenerhalt schießen. Wer einen Maierhofer verpflichtet, holt sich aber nicht nur den Torschützenkönig 2011/12, sondern auch einen Motivator, einen zweiten Trainer am Feld. Der gebürtige Gablitzer war zwar zuletzt seit seinem Engagement bei AS Trencin ein Jahr vereinslos, aber er präsentiert sich fit und – das wird wohl auch er so sehen – wegen seiner technisch-taktischen Fähigkeiten ist er ohnehin nicht bekannt. Ein Motivator mit Laufbereitschaft könnte exakt das sein, was die Burgenländer brauchen.
Ein Onisiwo auf Leihbasis?
Ein weiterer Neuzugang ist David Atanga von Red Bull Salzburg. Er kommt per Leihe und ist vom Spielertyp her mit Karim Onisiwo wohl noch am ehesten vergleichbar. Atanga wurde im Sommer nach Heidenheim verliehen, wo er an der besseren Konkurrenz nicht vorbei kam. Potential hat er, sonst würden sich die Bullen nicht abmühen, den 20-jährigen Ghanaer in die Gänge zu bekommen. Eine Zeit in Mattersburg hat übrigens schon einem gewissen Stefan Ilsanker gut getan, dessen Karriere exakt dort neuen Schwung bekam.
Canadischule für Abwehrarbeit
Der Dritte im Bunde ist Cesar Ortiz. Der 27-jährige spanische Innenverteidiger, der das Kicken bei niemand geringerem als Atletico Madrid lernte, kommt vom SCR Altach. Dort kam er im Frühjahr auf lediglich 310 Einsatzminuten, vor allem wegen einer Oberschenkelverletzung. In den ersten zwei Saisonen mit Altach in der Bundesliga konnte er seine Qualität aber unter Beweis stellen. Seine Aufgabe wird es sein, die Gegentorquote zu senken – etwas, was ihm mit der Erfahrung von zwei Jahren in der Taktikschule von Damir Canadi eigentlich gelingen müsste.
Flügelzange deluxe beim SKN
Die Landeshauptstädter haben so ungefähr alles falsch gemacht, was man als Aufsteiger falsch machen kann und finden sich untypischerweise im Abstiegskampf. Jochen Fallmann, von der Interims- zur Dauerlösung aufgestiegen, hat jetzt aber einen von den Namen her besseren Kader als Vorgänger Karl Daxbacher. Das beginnt einmal mit der Flügelzange Ümit Korkmaz/Cheikhou Dieng. Letzterer schoss die St. Pöltner von Liga zwei in Liga eins, was ihm einen Vertrag bei Basaksehir in der Türkei einbrachte. Der türkische Klub war erst 2014/15 wieder in die Süperlig aufgestiegen, wurde zwei Mal Vierter, liegt nun am zweiten Platz. Für Dieng dann doch ein zu großer Schritt. Seine Qualitäten sind in Niederösterreich bekannt, weswegen er auf Leihbasis auf der linken Offensivseite wirbeln soll. Das gilt auch für Korkmaz. Ü-Ü-Ü-Ümit war seit dem Millionentransfer von Rapid zu Eintracht Frankfurt nach der Euro 2008 nicht gerade vom Glück verfolgt. Viele Verletzungen stoppten den Flügelflitzer, wirklich gute Spielzeiten waren 2012/13 mit dem FC Ingolstadt und 2014/15 bei Rizespor in der Türkei. Korkmaz Speed sollte auch mit mittlerweile 31 reichen, um den St. Pöltnern Luft im Abstiegskampf zu verleihen.
Auch hinten Baustellen
Und weil der SKN einige Defensivspieler abgab, kamen Adi Mehremic (Linksverteidiger) und Babacar Diallo (Innenverteidiger). Mehmeric kommt vom slowakischen Abstiegskandidaten Spartak Myjava, wo er in dieser Saison elf Spiele absolvierte und sogar drei Assists lieferte. Zudem war Myjava letzte Saison Dritter und Mehmeric durfte sogar Europacupquali spielen – gegen Admira Wacker. Babacar Diallo wiederum kommt aus Finnland, wo er seit April 2015 für Kuopion Palloseura kickte. Der französisch-senegalesische Doppelstaatsbürger hat eine bewegte Geschichte hinter sich, wechselte 2009 von Paris in die Türkei, 2011 nach Finnland, dann in die USA und wieder zurück, eben nach Kuopio. In der abgelaufenen Spielzeit war er Stammspieler und steht somit voll im Saft, um die Innenverteidigung zu stärken.
Neue Chance
Als letzter Neuzugang wurde bislang Maximilian Entrup präsentiert. Der Stürmer kommt per Leihe vom SK Rapid und soll sich nach den Querelen im Sommer bei den Hütteldorfern in neuem Umfeld sammeln. Nachdem Segovia und Keita unrühmlich gingen, könnte in St. Pölten eine gute Zeit auf Entrup zukommen. Neben ihm und Luckassen steht nämlich kein weiterer echter Stürmer im Kader des SKN.
Zwei neue Wolfsberger
So schlecht liegen die Wölfe in der Tabelle ja gar nicht, was nicht heißt, dass man nach hinten raus aufpassen sollte. Einen konkreten Handlungsbedarf im zentralen Mittelfeld gab es aber nicht, Mario Leitgeb hat mit Daniel Offenbacher, Peter Tschernegg, Gerald Nutz und Boris Hüttenbrenner nicht wenig Konkurrenz. Der Transfer fällt eher unter die Rubrik „Gut, den zu haben, weil er frei ist“. Leitgeb kommt vom FC St. Gallen, wo er vor etwas weniger als einem Jahr unterschrieben hatte. Bei den Ostschweizern konnte er sich aber nicht durchsetzen, obwohl er im ersten Halbjahr zu gefallen wusste. Seine beste Zeit hatte Leitgeb in Grödig, aber wie so viele Ex-Grödiger, die den Klub zu namhafteren Adressen verließen, in Leitgebs Fall Wien-Favortien, klappte es dort nicht und es waren weitere Wechsel notwendig. Namedropping dazu: Philipp Zulechner, Philipp Huspek, Stefan Nutz. Leitgeb hat Qualität, vor allem im Umschaltspiel, insofern könnte der WAC die richtige Adresse sein, um der Karriere neuen Schwung zu geben.
Jamaikanische Tore
Eine interessante Personalie ist Dever Orgill, 26 Jahre alt, Stürmer aus Jamaika. Der Rechtsfuß kickte zuletzt vier Jahre in Finnland bei Mariehamm, wo er 2016 in der Jahresmeisterschaft mit zwölf Toren und acht Assists aufzeigen konnte. Mariehamm gewann übrigens die Veikkausliiga 2016, war schon davor weiter oben angesiedelt; demzufolge ist Orgill vielleicht ein bisschen zu gut für die Wolfsberger. Der Transfer wurde schon lang vor dem Winter arrangiert und Orgill soll die Stürmer unterstützen. Mit 25 Treffern ist der WAC zwar der treffsicherste Klub der zweiten Tabellenhälfte, abgesehen von Prosenik mit sieben Toren fehlt aber der zweite Stürmer, der eine ähnliche Torquote hat. Der Jamaikaner Orgill kann nun das Puzzleteilchen sein, dass die Kärntner aus dem Abstiegskampf raushält und eine Orientierung nach oben hin zulässt – wenn er nur annähernd so viele Goals macht wie in Finnland.
Die Muskeln spielen lassen
Bei den Bullen dreht sich viel um die Abgänge wie Dayot Upamecano oder Reinhold Yabo. Das soll aber über zwei Personalien nicht hinwegtäuschen. Dimitri Oberlin wurde von Altach zurück beordert – auch wenn das immer wieder dementiert wurde. Jetzt ist er mit im Trainingslager, und das, obwohl die Salzburger sicherlich genug Stürmer haben. Mit einem 4-2-2-2 ist man mit Soriano, den noch rekonvaleszenten Dabbur und Gulbrandsen sowie Hee-Chan Hwang eigentlich gut aufgestellt. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Hier hat der Krösus wohl die Muskeln spielen lassen. Selbst bei bester Absicht, seine Entwicklung im Trainingslager zu begutachten und einer möglichen weiteren Leihe nach Altach hat er dort dann die Vorbereitung mit dem neuen Coach verpasst, auch wenn das ein (ungewollter?) Nebeneffekt wäre. Nur Schelme denken Böses!
Noch ein Stürmer!
Apropos Stürmer. Endgültig bei der ersten Mannschaft ist nun Mergim Berisha, ebenfalls Stürmer. Der gebürtige Kosovare mit Geburtsort Berchtesgaden ist der Typ hängende Spitze/falsche Neun und schoss in 19 Spielen für Liefering elf Tore, in der Youth League in zwei satte sieben. Zwar nur gegen Kairat Almaty, aber dennoch. Berisha ist viel unterwegs und kann sich nun in der ersten Elf anbieten. Die Chancen könnten sich für den Schlacks durchaus auftun, waren die Stürmer in der Hinrunde doch nicht gerade Garanten für Tore. Natürlich steckt auch hier mehr dahinter. Während das Werkl mit Red Bull Akademie und teuer verkaufen vor allem auf tieferen Feldpositionen immer besser ins Laufen kommt, hakt es vorne noch. Der neue Soriano ist nicht gefunden, mögliche Ersatzleute müssen teuer hinzu gekauft werden. Ein Eigenbauspieler, der noch dazu Tore macht – das würde den Wert der Akademie noch mehr steigern. Falls es nicht klappt stehen mit Samuel Tetteh und Hannes Wolf ohnehin die nächsten bereit.
Kreissls gutes Auge
Günter Kreissl hat ein gutes Auge für Transfers. Holt den Uros Matic gratis und sackt einen Millionenbetrag ein. Holt aus Bright Edomwonyi eine siebenstellige Summe raus. Das Problem: Die Sturmfans wollen nach dem tollen Herbst weitere Erfolge sehen. Die wichtige Matic-Position soll Martin Ovenstad bekleiden. Ovenstad durchlief alle norwegischen Nachwuchsnationalteams und spielte seit 2012 bei Strömgodset. Der Klub ist seit dieser Zeit im Spitzenfeld zu finden, der siebte Platz in der letzten Saison soll über einen Punkt nicht hinwegtäuschen: Man lag nur zwei Punkte hinter Rang vier. Ovenstad hatte 2015 eine super Saison, 2016 machte er tat er sich aber schwer, was wohl auch mit diversen Trainerwechseln zu tun hat. Er ist keiner, der vorne den Zug zum Tor hat, aber gemessen an seiner Position ein fairer Zweikämpfer. Ob er neben Jeggo den Abgang von Matic kompensieren kann, steht in den Sternen, er ist aber doch ein anderer Typ.
Edomwonyi-Ersatz
Vorne holte man mit Seifedin Chabbi einen Edomwonyi-Ersatz. Edomwonyi hatte sich im Herbst 2014 bei Hartberg in die Sturmnotizbücher geschossen, Chabbi wohl 2015/16. 13 Tore und acht Assists für Austria Lustenau brachten in der dritten Profisaison einen Vertrag bei St. Gallen. Dort wollte es nicht so recht klappen. Er nutzte die Chancen zu Beginn der Saison nicht, die Ostschweizer rutschten in der Tabelle zwischenzeitlich an den letzten Platz – kein Umfeld für einen jungen Stürmer, der den nächsten Schritt auf höchster Ebene machen will. Chabbi kann Edomwonyi sicherlich ersetzen, vor allem, weil es eher die Laufbereitschaft des zu Rizespor transferierten war, die ihn wertvoll machten, weniger die vier Tore.
A Donis, a neicha
Ein weiteres Grazer Rolemodell wurde ebenfalls bedient, nämlich Donis Avdijaj. Mit Baris Atik lieh man nun einen vergleichbaren Offensivspieler von der TSG 1899 Hoffenheim. Der 22-jährige Linksaußen kam zur Hoffenheimer U19 und gehört seit dem Sommer dem Kader der ersten Mannschaft an. In drei Bundesligaeinsätzen konnte er seine Chance nicht nützen. Atik kann ein weiterer neuer Reiz sein, um die Position der Blackies weit oben in der Tabelle zu festigen.
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