Rot-weiß-rote Transfers mit Perspektive
Die Transferzeit verlief aus österreichischer Sicht eher ruhig. Kaum ein Transfer ließ die Kinnlade runterfallen, außer vielleicht jener von Karim Onisiwo - aber auch nur bei den Verantwortlichen von Mattersburg. 90minuten.at kürt die Transfers mit der
Platz 4 - Reagy Ofusu – Chemnitzer FC zu SV Grödig
Drei Legionäre, dazu zwei Kicker mit Doppelstaatsbürgerschaft – mit 23,8 Jahren Altersschnitt der viertjüngste Kader der Liga. ExGrödiger befinden sich in Wien X und XIV, Graz sowie bei den roten Bullen. Ja, Christian Haas hat ein glückliches Händchen bei Transfers. Mit Reagy Ofuso kommt nun nach dem VenutoTransfer zur Wiener Austria einer, der die Jugend bis zur Zweiermannschaft beim HSV verbracht hat. Danach folgten dreieinhalb Jahre bei Ingolstadt und dem Chemnitzer FC. Dort gab es Probleme, wie Ofuso den Kollegen der Salzburger Nachrichten erzählte: „Im Sommer gab es ein Angebot aus China, das dem Club 500.000 Euro Ablöse gebracht hätte. Ich wollte bleiben, auch wegen meiner Familie. Man drohte mir deswegen mit unangenehmen Konsequenzen.“
Klar, Ofuso ist 24 Jahre alt und kommt aus der dritten Liga. Abgesehen davon, dass Ofuso gut ins Konzept passt und man halt ins Ausland schauen muss, wenn man in Österreich niemanden findet, ist die dritte Liga Deutschland auch “nicht nichts”. So manch feiner Kicker versteckte sich dort vor den großen Klubs. Etwa ein Oliver Kragl, der nach dem Nachwuchs bei Wolfsburg über Braunschweig, Halberstadt und Babelsberg zur SV Ried ging und jetzt in der Serie A die Fußballschuhe schnürt. Man kann Grödig vorwerfen, Grödig zu sein – bei Transfers aber darf es schon eine Portion Vertrauensvorschuss sein. Und wer weiß, vielleicht geht die Reise des ghanaischdeutschen Linksaußen von Grödig aus in die große Fußballwelt.
Platz 3 - Martin Hinteregger – Red Bull Salzburg zu Borussia Mönchengladbach
Noch 5 Tage bis zum Start in die Rückrunde.
Vorbehaltlich Hintereggers Leistungen bei der Borussia ist er hauptsächlich einmal weg aus Salzburg. Der Dolomitenmann, der den Gegner zum Erzittern brachte, war bei den Bullen lange fast unantastbar, zahlte das Vertrauen oft auch zurück. Wie man das Verhalten in den letzten Monaten auch beurteilen mag – ehrlich oder anmaßend, die hoch talentierte Abwehrwand brachte aber auf jeden Fall Unruhe in den Kader. Von 25 Spielen unter Peter Zeidler bestritt er nur 13, unter Hütter 48 von 54, unter Schmidt 79 von 99. Nicht vergessen darf man, dass er bei beiden Spielen gegen Malmö am Feld stand sowie beim Heimspiel gegen Dinamo Minsk.
Nach vielen Jahren und dem stetigen Verpassen der Champions League war der Kicker nicht mehr zu halten. Während andere erfahrene Leistungsträger entweder für den großen Sprung nicht zu bewegen waren (Schwegler, Ulmer), diesen verpassten (Leitgeb) oder mit der Trainerentscheidung scheinbar befriedigt wurden (Soriano), wählte Hinteregger die Konfrontation. Mit 23 Jahren auch sehr verständlich. Es ist nun auch unerheblich, wie viel Geld im Sommer für Hinteregger über den Tisch geht. Ein unzufriedener Leadertyp, der das auch noch scheinbar raus hängen lässt, ist Gift für eine Mannschaft. Jetzt ist er weg, hat quasi endlich den Schritt gewagt. Da stellt sich nur die Frage, warum es auf diese Art und Weise passieren musste.
Platz 2 - Thomas Murg SV Ried zu Rapid Wien
Nach eineinhalb Jahren verlässt Thomas Murg die SV Josko Ried. Der 21-Jährige spielt ab sofort beim SK Rapid Wien. "...
Weit ist es gekommen mit dem heimischen Fußball. Da verpflichtet der SK Rapid doch tatsächlich einen Kicker, der zwei Jahre bei der Austria gespielt hatte. Der Fahrplan „GAKFAKSCR hatte ja schon bei Mario Tokic damals gut funktioniert, nun war noch Ried als Zwischenstation dazu geschalten. Der Transfer ist für die Rieder fast noch besser als für Rapid. Nachdem es zuletzt ein sattes Minus gab, konnte man mit einer durch Kragl und Murg siebenstelligen Summe wieder einiges im finanziellen Bereich gut machen. Der Aderlass im Innviertel ist sicherlich ärgerlich, aber finanziell eben ein Muss und sportlich wahrscheinlich vertretbar. Nachdem die Spielvereinigung hinten rein gerutscht ist, wird Paul Gludovatz weniger die persönliche Exzellenz der zwei Genannten brauchen, sondern mehr ein Team, das sich zerreißt. Und sollte es runtergehen, gibt es sicher andere Profiklubs, um die man sich Sorgen machen muss.
Rapid wiederum war durch Louis Schaubs Verletzung zum Handeln gezwungen, auch wenn Sportdirektor Andreas Müller das nicht gerne tut. Dass im Sommer aber eben jener Schaub gehen könnte, genau so wie ein Kainz oder Schobesberger, ist kein Geheimnis. Zwar sieht der Sportdirektor es gegenüber 90minuten.at nicht so düster, aber er wäre auch schlecht beraten gewesen, erst im Sommer tätig zu werden. Unter Trainer Barisic dauert es, bis vor dem Leiberl ein Stamm steht. Diese Zeit hat Offensivspieler Thomas Murg nun. Dieser Transfer macht so viel Sinn, dass es fast keinen gibt, der noch mehr Sinn macht.
Platz 1 - Michael Madl – SK Sturm Graz zu Fulham FC
The Club is delighted to confirm the signing of Michael Madl on loan from Sturm Graz until the end of the season > http://ow.ly/XHaO0Madl Arrives
Gegen Marco Djuricin, Konstantin Kerschbaumer oder Atdhe Nuhiu hat Michael Madl schon gespielt, nur eben nicht in der Championship und nicht bei dem Europa LeagueFinalisten von 2010. Vorerst aufgrund einer Transfersperre für Fulham nur ausgeliehen, krönt der 27Jährige seine bisherige Karriere. Es ist ein folgerichtiger Schritt für einen, dem eine EMTeilnahme winken könnte. Erstmals aufmerksam auf sich machte Michael Madl bei der U20WM 2007. Dort waren auch heutige Stars wie Alexandre Pato, Angel di Maria und Sergio Anguero. Während Spieler wie Martin Harnik, Zlatko Junuzovic, Sebastian Prödl, Markus Suttner und Rubin Okotie zum Stamminventar der KollerElf zählen, drohte Madl ein bisschen die Belanglosigkeit im heimischen Ligaalltag. Gut, einige Kaderspieler wie Ingo Enzenberger oder Thomas Pirker konnten nie aufzeigen.
Sturm selbst wird von dem Transfer wenig haben. Madl positionierte sich hinter den Legionären Prödl, Dragovic, Wimmer und nun auch Hinteregger als Innenverteidiger Nummer fünf, spielte im Grunde immer wenn er fit ist. Logisch, einen Reisenden soll man nicht aufhalten und Geld wird es auch noch geben. Aber die, wie im Falle von Mario Leitgeb, chaotischen Transfergeschäfte der Grazer zementieren die Stellung der Blackies als Teil des Mittelfelds ein. Ohne Abwehrchef wird es nun ganz schwer, besser als der Rest im Mittelfeld zu sein.