Klaus Schmidt, ein Visionär und ein Sparefroh

Sparen und trotzdem sportlich erfolgreich sein, dazu ein Visionär als Sportdirektor und eine koordinierte Nachwuchsarbeit. Wacker-Trainer Klaus Schmidt sieht eine rosige, Innsbrucker Zukunft. Von Georg Sander

 

Vielleicht muss ein Klub der zweiten Liga mit einem Bein in der Regionalliga stehen, bevor er im nächsten Jahr aufsteigen kann. Dem SV Mattersburg erging es so; Wacker Innsbruck und der SKN St. Pölten hatten ähnliche Probleme. Ein gutes Omen für die Innsbrucker, wo bislang zehn österreichische Meistertitel gefeiert wurden? Eine Anleihe an dieser großen Zeit nimmt man jedenfalls, erklärt Trainer Klaus Schmid.

 

Der FC Wacker Innsbruck trägt einen geschichtsträchtigen Namen. Anscheinend hat man aus ebenjener Geschichte einige Dinge gelernt. Etwa, dass man in einer Ehe mit der WSG Wattens große Erfolge feiern kann. So verkündeten Wacker, Wattens und der Tiroler Landesverband letzte Woche das Projekt „profiles – going for goals“. „Gemeinsames Ziel ist es, die besten Talente in Tirol früh zu erkennen, zu fördern und zu halten. Mit dem FC Wacker und WSG Wattens haben wir zwei konkrete Optionen", wird WSG-Sportdirektor Stefan Köck zitiert.

 

„Kein Projekt von heute auf morgen“
Klaus Schmidt sagt dazu im 90minuten.at-Interview: „Das ist kein Projekt, das von heute auf morgen klappt.“ Gemeinsam wollen die relevanten Player im Bundesland Tirol konkurrenzfähig werden, man hat die Zeichen der Zeit – Nachwuchsarbeit! - bestens erkannt. Maßgeblich daran beteiligt ist Ali Hörtnagl. Dieser baute Wacker nach dem Konkurs 2002 als Manager neu auf, gründete „Pro Rapid“ (also das Hütteldorfer profiles), wurde als Sportdirektor Meister, arbeite in Deutschland bei Fürth und als Sportvorstand bei Rot-Weiß Erfurt. Seit Ende September ist er General Manager beim FC Wacker. „Dass der Ali ein absoluter Profi in der Branche und dem Job ist, gibt dem Verein einen Kick“, sagt Trainer Klaus Schmidt.

 

Doch auch er vergisst den Vorgänger nicht. Florian Klausner wurde vom Co-Trainer zum Sportdirektor, also vom Untergebenen seines Chefs zum Chef vom Chef; das ging nicht ohne hochgezogene Augenbrauen vonstatten. Ein schlechtes Wort verliert Schmidt nun aber nicht: „Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Zusammenarbeit mit Florian Klausner trotzdem für mich eine sehr gute war. Er kam in einer schwierigen Phase in diese Situation. Viele Dinge, die jetzt gut laufen, basieren auf seiner Arbeit und seinen Gedanken.“

 

Doch Klausner und Hörtnagl, das sind doch zwei verschiedene Paar Schuhe. „Der Ali“, sagt Schmidt, „ist einfach ein Visionär.“ Profiles und ein klarer Plan – 2017 Bundesliga, 2020 ein „g'standener“ Verein ebendort – sind es, die den Fachmann Hörtnagl auszeichnen. Es ist gewissermaßen auch ein Reifeprozess eines Vereins, der sich nur allzu oft woanders verortete, als er tatsächlich stand. Die Konkurse, Namenwechsel und Neuanfänge dürft ihr als Leser selbst auf Wikipedia zählen. Das soll nun anders sein. Schmidt erklärt das anhand von Profiles: „Der Weg zurück nur annähernd in die Regionen, wo der Verein sich gerne sehen würde, dass das geht gar nicht anders.“ Und er meint damit Langfristigkeit und Visionen. Da brauchte es auch einiges. Laut Schmidt wäre so ein Projekt mit Wattens und dem TFV vor zwei Jahren nicht möglich gewesen.

 


Vielleicht liegt es auch an einem neuen Stil auf Präsidentenebene. Josef Gunsch, im Brotberuf Geschäftsführer eines Infrarotkabinenherstellers, gilt als Sparefroh. Wobei er noch mehr sein dürfte, glaubt man Schmidt: „In Zeiten wie diesen im österreichischen Fußball müssen bis auf ein, zwei Vereine den Euro drei, vier Mal anschauen. In Innsbruck wird er vielleicht fünf Mal angeschaut; eigentlich muss man ihn sieben Mal anschauen.“ Da hat sich einiges gebessert. War Innsbruck vor einem Jahr nicht nur in Abstiegsgefahr, nein, man hatte auch eine inhomogene Truppe; eine Reihe teurer, älterer Spieler. Im Sommer wurden einige davon aus dem Kader entfernt, wie etwa Peter Hlinka oder Ralph Spirk und mit Goalgetter Thomas Pichlmann (14 Tore) ein richtig guter Routinier verpflichtet. Der Kader könnte jünger sein (aktuell 24,7), ein Grünwald, eben Pichlmann, Andi Hölzl oder Jürgen Säumel heben diesen aber. Einige Eigengewächse wie Alex Gründler (22) oder Kevin Nitznalder (23) sind aber auch den Tick älter als andernorts, denkt man an Durchbrüche von Kickern wie Horvath, Murg, Lazaro oder Schaub.

 

Schmidt hat Erfahrung
„Wir sind ein Verein mit gewissen Ansprüchen, der aber auch weiß, dass er vor einem Jahr ganz wo anders gestanden ist als momentan“, sagt ein sichtlich demütiger Klaus Schmidt. Vielleicht ist er ohnehin genau der richtige, der Wacker aus dem drohenden Regionalligasumpf ziehen konnte und in die Bundesliga zurück bringt. Erfahrung dazu hat er. Nach acht Jahren GAK wechselte der damalige Co-Trainer und gelernte Physiotherapeut 2007 zu Austria Kärnten. Nach dem Konkurs des Grazer Traditionsvereins blieb Schmidt leicht skurrilen Klubs beinahe stets treu: Austria Kärnten und Magna Wiener Neustadt verpflichteten ihn als Co, in Niederösterreich wurde er 2009 zum Physiotherapeuten degradiert. Mit dem Kapfenberger SV schaffte er 2013 den Klassenerhalt, es folgte Austria Salzburg. Diese ganze Erfahrung an gewissen Umfeldern kann er nun ruhend einbringen.

 

Einer, der für all das besprochene stehen könnte, ist Rami Tekir. Auf den 19-Jährigen hält der Trainer große Stücke. Der offensive Mittelfeldspieler durchlief die AKA Tirol und verbuchte schon einige Kurzeinsätze in der zweiten Leistungsstufe. Zeigt er auf, kann er Wacker auf dem Platz helfen und später auch in der Kasse – damit Präsident Gunsch den Euro vielleicht nur noch sechs Mal umdrehen muss.