Die ÖFB-Startelf im Formcheck: Sie kommen langsam wieder in Fahrt

90Minuten.at wirft einen Blick auf die Performance der Startelf-Kandidaten in der laufenden Saison. Die zu erwartende Startelf von Marcel Kollers kommt langsam wieder in Fahrt. Von Georg Sander

 

Ein Keeper ohne Spielpraxis - Ramazan Özcan


Nach fünf Saisonen als Stammkeeper bei Ingolstadt, eine davon in der Bundesliga, ist Ramazan Özcans Platz die Bank von Bayer 04 Leverkusen. Lediglich einmal stand er zwischen den Pfosten des von Ex-Salzburg-Coach Roger Schmidt trainierten Bundesligisten – just beim peinlichen Cupout gegen die Drittligisten der Sportfreunde Lotte. Dass Teamchef Marcel Koller keine Probleme mit nicht-Stammspielern hat, ist bekannt. Seit der 58. Minute im Heimspiel gegen Wales ist „Rambo“ nun die Nummer eins. Dabei hat er sich nichts zu Schulden kommen lassen.

 


Es gibt nur einen – Florian Klein


Am Anfang der Zweitligasaison noch unumstrittener Stammspieler, lief es in letzter Zeit nicht mehr so rund. Seit Marcel Koller im Oktober auf die Abstellung für die Länderspiele beharrte, ist der Wurm drinnen. Gegen Fürth ersetzte Kevin Großkreutz den Österreicher, sein letztes Spiel von Beginn an war das 0:5 gegen Dinamo Dresden. In den letzten drei Runden kam Klein nur noch von der Bank. Als Ersatzmann fungiert Salzburgs Tino Lazaro, als Nachrücker gäbe es Altachs Andreas Lienhart. Es ist aber wohl überflüssig zu erwähnen, dass Klein ohnehin gegen Irland auflaufen wird. Den ersten Nationalteameinsatz gab es 2010 gegen Kroatien. Es brauchte Zeit, Koller zu überzeugen, aber seit 8. September 2014 spielte Klein bis auf das Testmatch vor der Euro gegen die Türkei (nur 78 Minuten) stets durch.

 

Er kommt noch an, oder? - Aleksandar Dragovic


Millionen war er Bayer Leverkusen wert. Ausgezahlt hat es sich (noch) nicht, wie auch der Kicker unlängst festgestellt hat. Von 14 möglichen Saisonspielen, 1290 Einsatzminuten (inklusive Cupnachspielzeit gegen Lotte), absolvierte der Innenverteidiger erst 351 Minuten. So richtig angekommen ist er nicht, das belegen auch Zahlen. In der Bundesliga hat er lediglich 52,9 seiner Zweikämpfe gewonnen. Die besten Abwehrzweikämpfer der Liga kommen auf Werte über 60 Prozent, die besten wie Sokratis (BVB) und Bicakcic (Hoffenheim) und Caglar (Freiburg) auf über 70 Prozent. Die 85,3 Prozent gewonnene Zweikämpfe lesen sich gut – leider ist man auch damit nicht in den Top20, Dragovic ist 24. Im Team war die Kompaktheit in der Abwehr nicht immer gegeben, das Spiel nach vorne aber klappt. Im Nationalteam hapert es aber an mehr als an Dragovic' individueller Leistung. Dass die Abwehr derzeit löchrig ist, liegt auch am gruppentaktischen Defensivverhalten.

 

13. statt 2. - Martin Hinteregger

Es war ein langes Hin und Her, wohin Martin Hinteregger im Sommer wechseln würde. Leipzig war eine Möglichkeit, geworden ist es Augsburg. Oder in anderen Worten: Rang 13, vier Punkte vorm Relegationsplatz statt Punktegleichheit mit den Bayern an der Tabellenspitze. Ob er sich drüber ärgert? Jedenfalls ist Hineregger Stammspieler in der Weltmeisterliga, keine Eigenschaft, die auf eine riesige Anzahl heimischer Innenverteidiger zutrifft. Hinteregger hat sich gut eingelebt, es unterlaufen in der stärkeren Liga noch Fehler, manche lässlich (wie gegen die Bayern im Pokal), andere ärgerlich (wie gegen den direkten Konkurrenten Freiburg).

 

Bekommt er eine weitere Chance? – Kevin Wimmer

Die Linksverteidigerposition ist freilich Kaffeesudleserei. Statt dem nicht-Spieler Wimmer könnte hier auch der Name von viel-Spieler Markus Suttner stehen. Der hat immerhin 810 Ligaeinsatzminuten, zwei Assists und diese Position als angestammte zu verbuchen. Wimmer spielte nur zwei Cupspiele und ein Spiel in der Premier League, machte zuletzt nicht die beste Figur im Nationalteam. Dennoch spielte er in den letzten beiden Spielen . Vor allem, weil sich Suttner unter Koller nie richtig durchsetzen konnte und wenn er schon nach dem Georgiensieg gegen Wales und Serbien nicht ran durfte, spricht wenig dafür, dass er es diesmal darf. Des Weiteren spricht für Wimmer, dass die Iren ein robuster Gegner sind, vermutlich robuster als die Gegner Suttners.

 


Er bleibt ein Zentrumsspieler. Basta! – David Alaba

„Ich weiß natürlich, dass ihr alle wollt, dass David links hinten spielt, aber das wird es nicht spielen, wird Marko Arnautovic bei den Kollegen von Laola1 zitiert. Alabas Freund hat Recht. Nicht wenige würden sich den Bayern-Legionär als Linksverteidiger wünschen, wo er zum Weltklassespieler aufstieg. Tatsächlich eine reizvolle Überlegung, gibt es doch links hinten Probleme, die sich aufs ganze Spiel auswirken; dass mit Stefan Ilsanker ein robuster Mann da wäre, der gerade gegen die Iren die Zentrale absichern kann, interessiert nicht. David Alabas Dasein als Spielmacher, als Quarterback, Dauerläufer, Passgeber und Vollender ist eine, die ihm Marcel Koller zugedacht hat und davon weicht der Teamchef nicht ab, schwankende Leistungen hin oder her.

 

Aller Anfang ist schwer – Julian Baumgartlinger

Wenn man es zu einem regelmäßigen Champions League-Starter geschafft hat, hat man es als österreichischer Fußballprofi gemeinhin geschafft. Es war sicherlich eine Umstellung für „Jules“, nach Jahren als Stammspieler zu einem neuen Club zu kommen, der noch dazu ganz andere Möglichkeiten und Ziele hat als Mainz. Die Einsatzminuten sind sicherlich noch nicht in einem Bereich, die Baumgartlinger befriedigen. Und auch bei seiner großen Stärke, dem Zweikampf, gibt es im Ligavergleich noch Luft nach oben. In seinen 340 Einsatzminuten kommt er auf eine Quote von 52,5 gewonnen Zweikämpfen. Damit liegt er noch „nur“ in einem Bereich von Luiz Gustavo oder Sebastian Rode – auch wenn angemerkt werden muss, dass im Schmidt-System Zweikämpfe anders bewertet werden sollten, da durch das Pressing mit mehreren Leuten auch ein objektiv verlorener Zweikampf einen Ballgewinn bedeuten kann. In den letzten Wochen konnte Baumgartlinger aber mehr und mehr überzeugen, die Formkurve stimmt.

 


Kollers Liebling – Marko Arnautovic

Der Trickser auf der offensiven Außenbahn hat in dieser Saison bei Stoke noch nicht viel vorzuweisen. Erst ein Tor und eine Vorlage stehen auf der Habenseite. Aber Stoke kam insgesamt erst spät in die Gänge, konnte in der achten Runde erst den ersten Saisonsieg verzeichnen. Ganz anders im Nationalteam. Schon bei der EM in Frankreich gehörte der 27-Jährige zu den wenigen, die Normalform hatten und in der laufenden Quali ist er mit zwei Toren gegen Wales und je einer Vorlage in Georgien und Serbien ein Erfolgsgarant.

 

Die rechte Außenbahn - Martin Harnik/Marcel Sabitzer

Der eine stieg ab, wäre fast in China gelandet und ist nun dann doch wieder eher Stürmer als Außenbahnspieler. Doch Harnik ist in Niedersachsen angekommen, nach einigen Wehwechen zu Beginn der Saison konnte er zuletzt drei Mal treffen. Der jüngere Marcel Sabitzer hat sechs Scorerpunkte zu bieten und ist eine Liga höher angesiedelt. Wer von den beiden nun die rechte Außenbahn bekleiden wird, ist sicherlich offen. Zuletzt gegen Wales und Serbien hatte Harnik Wadenprobleme, Sabitzer machte einen guten Job, erzielte in Serbien ein Tor. Von unvergleichlicher Konstanz und durchgehend guten Leistungen im Nationalteam ist aber bei beiden eher nicht zu reden. Sabitzer ist die Zukunft, Harnik die Vergangenheit, wer von beiden die Gegenwart ist, wird sich weisen. Beide brauchen eher Raum, um sich zu entfalten, allerdings wirkt Sabitzer doch vor allem im Strafraum kaltschnäuziger als Harnik, der nicht erst einen Sitzer ausgelassen hat.

 

Wer ersetzt Junuzovic? – Marcel Sabitzer/Alessandro Schöpf

Ist Sabitzer die richtige Wahl für die Offensivzentrale? Es ist nicht Kollers erste Wahl, das zeigt die Statistik. Koller sieht ihn auf der Außenbahn. Auf eben jener ist Alessandro Schöpf beim Arbeitgeber Schalke zu finden. Bei Schöpfs zehn Kurzeinsätzen im Nationalteam bekleidete er just diese Position in der Offensivzentrale. Wie bei Arnautovic startete Schöpfs Klub schlecht in die Saison, nach fünf Auftaktniederlagen sind die Gelsenkirchner aber seit Ende Oktober ohne Niederlage. Was spricht sonst für Schöpf? Vielleicht seine zwei Tore gegen Werder am vergangenen Wochenende und seine grundsätzlich stets recht ansprechenden Leistungen im Nationalteamdress. Eine Überraschungsvariante ist eher unwahrscheinlich.

 


Er trifft und trifft und trifft – Marc Janko

Zehn Spiele, fünf Tore, ein Assist. Bei Basel läuft es wie gewohnt, wenn Marc Janko fit ist. Er hat das Formtief überwunden und hat zuletzt sowohl gegen Georgien, als auch gegen Serbien getroffen. Viel wichtiger fast ist bei einem verletzungsanfälligen 33-Jährigen, wer ihn ersetzen könnte. Die erste Alternative, Rubin Okotie, kam Koller Richtung China abhanden. Derzeit scheint Michael Gregoritsch in der Poleposition zu sein, Marcel Sabitzer ist derzeit wohl keine Alternative. Gregoritsch spielt halt gefühlt beim falschen Verein, der HSV verliert und verliert, so richtig Stammspieler ist er nicht. Druck haben die gegenwärtigen drei Stürmer Janko, Gregoritsch und Hinterseer aber ohnehin kaum. Deni Alars Hoch scheint so schnell vorbei zu sein, wie es gekommen ist. Stürmer im klassischen Sinne sind in Österreich Mangelware, nach Alar ist Philipp Prosenik der treffsicherste österreichische Stürmer der Liga. Den Satz kann man so stehen lassen Koller wird es egal sein, länger als bis zu einer möglichen Quali für Russland wird er nicht bleiben und bis dahin gibt es eben noch Marc Janko.