Der Fahrplan von Canadi und Rapid
Heute, Donnerstag, wird Damir Canadi in Wien zu finalen Verhandlungen erwartet. Der Deal gilt jedoch noch nicht als 100% sicher. Von Michael Fiala
Ein Rückblick:
Wie Rapid-Präsident Michael Krammer am Montag bei der Pressekonferenz bekannt gab, geht der Klub nicht ganz unvorbereitet in die Trainersuche. Wie 90minuten.at aus gut informierter Quelle erfahren hat, wurde als einer der möglichen Nachfolger auch Damir Canadi (neben Didi Kühbauer und einem dritten Kandidaten) kurz nach dem Wiener Derby erstmals kontaktiert; übrigens ohne, dass Ex-Sportdirektor Andreas Müller eingeweiht wurde, wie der Kurier meint. Das Vertrauen in Müller war also bereits nachhaltig beschädigt, obwohl der Vertrag erst wenige Monate zuvor langfristig bis 2019 verlängert wurde.
Der Abschied von Büskens galt nach dem Wiener Derby jedoch noch nicht als fix. Aber selbst das heroische 2:2 in Sassuolo konnte den Deutschen nicht mehr retten, denn die Leistungen gegen die Admira und den WAC waren den Verantwortlichen dann „zu viel des Schlechten“ und der Plan B wurde in Gang gesetzt.
Da Canadi bei seiner letzten Vertragsverlängerung eine Ausstiegsklausel in seinen Vertrag hineinreklamierte, ging es für Rapid „nur noch“ um drei Themen: Will Rapid die festgeschriebene Ablösesumme zahlen und können die Hütteldorfer Canadi auch finanziell überzeugen, nach Wien zu wechseln. Der dritte Punkt ist die zarte Austria-Vergangenheit von Canadi. Wer den Fan-Einfluss – auch bei Trainer- und anderen Personalentscheidungen – kennt, auch wenn das von ganz oben immer abgestritten wird, weiß, dass dies ein heikles Thema ist. In Summe dürfte aber die fachliche Qualität von Canadi mehr zählen als die wenigen Minuten, die Canadi im Austria-Trikot aufgelaufen ist. Da hat Präsident Krammer noch einmal Glück gehabt.
Die Altacher Vereinsführung rund um Präsident Karl-Heinz Kopf, Sportdirektor Georg Zellhofer und Klubchef Christoph Längle wurde am >>> Mittwoch-Nachmittag erstmals offiziell von Rapid informiert – ein Akt der Höflichkeit, auch wenn die Zustimmung nicht erforderlich ist. Doch bereits zuvor hat die Vorarlberger Führungsriege sich keinen Illusionen mehr hingegeben, dass Canadi vielleicht doch nur ein Name von vielen ist auf der Trainerliste von Rapid.
Was heute passieren soll oder kann
Damir Canadi hat am Mittwoch noch das Training in Altach geleitet und wird sich heute zu Verhandlungen nach Wien aufmachen. Die Verhandlungen befinden sich somit auf der Zielgeraden und dass Canadi nicht als erster über die Trainer-Ziellinie geht, gilt als ziemlich unwahrscheinlich, wenn auch nicht gänzlich unmöglich – die anderen Kandidaten dürfen sich also auch noch leise Hoffnungen machen. Canadi ist jedenfalls ein Trainer mit sehr konkreten Vorstellungen und wird sich zudem nicht zu billig verkaufen. Rapid hat sich finanziell zwar in den vergangenen Jahren saniert, aber dennoch schmerzt die Tatsache, dass derzeit mit Mike Büskens, Zoran Barisic und Andreas Müller nicht gerade drei finanzielle Leichtgewichte auf der Gehaltsliste stehen.
Wenn sich Rapid und Damir Canadi heute einigen sollten, könnte es am Freitag die Präsentation geben, möglicherweise aber auch später, wenn sich die Verhandlungen noch ein wenig in die Länge ziehen. Rapid-Präsident Michael Krammer ist jeder Tag früher lieber, den Canadi mit dem Team verbringen kann, um auch die kurzfristige Wende zu schaffen, was für Krammer nicht unwichtig ist, denn Ende November findet die Rapid-Hauptversammlung statt. Sollte das Rapid-Team bis dahin nicht in die Erfolgsspur zurückgefunden haben, könnte dieser Tag für das Rapid-Präsidium unangenehm werden.
Zwar haben die Hütteldorfer unter Krammer die „finanzielle Wende“ geschafft. Aus sportlicher Sicht ist die Bilanz von Krammer jedoch bisher eher dürftig. Dass der sportliche Erfolg - und damit ist die Meisterschaft gemeint – bisher ausgeblieben ist, ist auch das Ergebnis einer nicht 100%ig durchdachten bzw. umgesetzten Klubphilosophie. Rund um den Bau und der Eröffnung des neuen Stadions hat der Klub ein wenig auf seine sportlichen Hausaufgaben vergessen und sich zu sehr darauf verlassen, dass die Marke Rapid allein so stark ist, sodass die Gegner in Ehrfurcht erstarren. Insofern ist die mögliche Bestellung von Canadi ein erster möglicher Schritt aus dieser Krise, langfristig gesehen ist die Position des Sportdirektors aber mindestens genauso von Bedeutung. Denn der Blick nach Deutschland zeigt, wie sehr finanziell potente Vereine (HSV, Wolfsburg, Bremen, Stuttgart, …) unter Erfolgslosigkeit leiden, wenn die sportliche Führung orientierungslos herumtaumelt.
>>> Weiterlesen - Rapids Geld schießt keine Tore
[Update] Von der eigenen Mannschaft hat sich Damir Canadi bereits verabschiedet
#Canadi ist in Wien, um sportliche Details zu klären. z.B. Co-Trainer-Frage. Von der Mannschaft hat er sich verabschiedet. #altach #rapid