‘Wir sind nicht die einzigen mit solchen Verträgen’

Warum der SV Mattersburg anders als die Aufsteiger der letzten Jahre ist, hat Franz Lederer gegenüber 90minuten.at aufgeklärt. Von Georg Sander

 

Das heißeste Thema der Übertrittszeit war zweifelsohne der Transfer von Karim Onisiwo vom SV Mattersburg zum FSV Mainz 05. 90minuten.at hat diesem Thema hier und hier einen Schwerpunkt gewidmet. Hat man, wie bei der Frühjahrsauftaktpressekonferenz der Bundesliga, dann den verantwortlichen Sportdirektor Franz Lederer vor dem Mikrofon, muss nachgefragt werden, wie der SVM das sieht. „Man ist natürlich nicht glücklich“, sagt der Burgenländer. „Aber es sind alle Wege eingeleitet, die zu gehen sind. Wir haben von unseren Rechten und Pflichten Gebrauch gemacht.“ Lederer verweist des Weiteren auf die Situation zu Vertragsabschluss. Am 27. Spieltag, dem 4. April 2014, knapp drei Monate vor Onisiwos Wechsel ins Burgenland, war Mattersburg Neunter der SkyGo Ersten Liga, stand auf dem Relegationsplatz. Die Saison schloss man mit lediglich fünf Punkten mehr als Absteiger Parndorf (9.) ab.

 

Der Spieler Onisiwo war seit seiner Jugend zu diesem Zeitpunkt schon bei neun verschiedenen Klubs gewesen. Zu Mattersburg kam er aus der Regionalliga. Darum sagt Lederer heute: „Zu dem Zeitpunkt, als der Vertrag gemacht wurde, war der Karim Onisiwo ein Regionalligaspieler. Er ist mit vollster Zufriedenheit zu einem Klub gewechselt, der gerade noch nicht in die Regionalliga abgestiegen war.“

 

"Das behaupte ich und weiß ich auch"

Dass solche Verträge von vielen anderen als nicht gut aufgefasst werden – was sich mit dem erstinstanzlichen Urteil deckt – stört die Burgenländer wenig. „Der SV Mattersburg ist nicht der einzige Verein, der solche Verträge macht. Das behaupte ich und weiß ich auch“, meint Franz Lederer dazu. Er verweist auf die Gerichte, die das zu klären hätten: „Wie die Zukunft mit solchen einseitigen Optionen aussieht, ist eine Rechtsfrage.“

 



'Man muss nicht immer gleich an den Wühltisch gehen'

Reagiert hat der SVM auf den Abgang nicht. Das hat Gründe: „Man muss nicht immer gleich an den Wühltisch gehen. Es kommt ein Patrick Bürger voll fit wieder retour, ein Alexander Ibser ist wieder in einem ganz anderen körperlichen Zustand. Wir haben noch den Dominik Doleschal, der in absehbarer Zeit kommt.“ Und im Zweifelsfall gibt es noch Patrick Farkas, der vermutlich auch einen passablen Goalie abgeben würde.

 

Dann wäre da noch die Statistik starker Aufsteiger. Bekanntlich konnten die eingangs erwähnten Teams aus der Südstadt, Grödig und Altach mit dritten Plätzen in der Debütsaison überzeugen. Doch beim SVM ist das anders. Mit 25 Punkten hat man neun Zähler Rückstand auf den Dritten, SK Rapid.

 

.. dann kam der Riss

In dieser Saison präsentieren sich auch die drei logischen Titelanwärter zumindest nach Punkten konstantert als in den Jahren zuvor. Umgekehrt beträgt der Abstand zum Letzten auch nur sechs Punkte. Nach dem ersten, dem dritten und dem neunten Spieltag stand der SVM auf Rang drei. 13 Runden lang punkteten die Burgenländer regelmäßig, präsentierten sich taktisch anspruchsvoll und gefährlich. Dann kam der Riss. Aus den letzten sieben Spielen holte man nur drei Punkte, schaffte keinen Sieg mehr.

 

„Wir haben uns vor Saisonstart nie angemaßt, wir müssten so sein wie die letzten Aufsteiger“, sagt dazu der Sportdirektor, „Wir wollen die Liga kennen lernen und immer unsere beste Leistung abliefern. Das ist uns am Anfang der Saison gut gelungen, später weniger.“ Ob das vielleicht dran liegt, dass man nicht bewusst tief stapelt wie Altach, so wenig Geld hat wie Grödig oder die graue Maus wie die Admira ist? Den SVM kennt man. Sowohl die Ruhe im Burgenland, als auch die finanzielle Stärke. Mattersburg unterschätzt man doch nicht, oder? Doch Lederer winkt ab: „Fußball ist nicht davon abhängig, wer wie viel Geld hat. Dann müsste Real Madrid Serienmeister sein und Wolfsburg immer Vizemeister. Das ist ja auch das Wunderbare.“

 

Alles auf Kurs

Alles also auf Kurs, nur ein Abstieg darf es nicht werden. Und letztlich macht Lederer noch einmal ganz deutlich: „Vor eineinhalb Jahren waren wir mit einem Fuß in der Regionalliga. Da können wir nicht den Anspruch setzen, um den Europacup mitzuspielen. Der Weg ist gut.“