Was ist los mit Chelsea und Leicester City?
Fünf Runden „alt" ist die Premier-League-Saison 2015/16. Speziell die Leistungen von Leicester City und Chelsea FC sorgen bisher für Staunen bzw. Entsetzen. Und können die Top-Clubs in dieser Saison auch endlich international wieder aufzeigen? Von Andreas
Bereits vor dem vergangenen Wochenende war die Stimmung beim englischen Meister Chelsea FC nicht unbedingt gut. Man musste in der Tabelle ganz schön weit nach unten blicken, um das Logo des Champions-League-Siegers von 2012 zu finden. Und dann kam der Everton und überrollte regelrecht das Starensemble der Londoner. Der Schotte Steven Naismith wird diesen vergangenen Samstag wohl so schnell nicht vergessen. Der Offensivspieler der Toffees erzielte alle drei Tore für sein Team und besiegelte damit den schlechtesten Saisonstart der Blues seit 20 Jahren.
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„Müssen wieder lachen"
Im Moment ist die Mannschaft von Jose Mourinho mit fünf Punkten aus fünf Spielen auf Rang 17 (!) zu finden. Doch wohl weniger die Tabellensituation als mehr das Auftreten von Chelsea treibt dem portugiesischen Startrainer Sorgenfalten auf die Stirn. Gegen Everton biss man sich trotz der hochbegabten Offensivspieler Minute für Minute die Zähne aus und fand einfach kein Mittel gegen eine perfekt organisierte Defensive. Weltstars wie Eden Hazard, Diego Costa, Pedro oder auch Willian blieben blass. Den einzigen Treffer für die Blues erzielte Mittelfeldspieler Nemanja Matic nach einem tollen Distanzschuss – ein Tor aus dem Nichts.. Mourinho selbst sagte nach diesem Spiel: "Die Spieler müssen wieder lachen und die Stürmer wieder treffen". Klingt eher nach Didi Constantini als nach Mourinho.
Schießbude der Liga
Chelsea FC hat bis dato zwölf Gegentore kassiert – im Moment Liga-Höchstwert nach fünf Runden. Die geordnete Defensive mit dem anschließenden Umschaltspiel war bisher immer das Prunkstück dieser Mannschaft und man war auch lange Zeit erfolgreich mit dieser Taktik. Zum Vergleich: Nach fünf Runden in der Saison 2014/2015 hatte das Team erst sieben Tore erhalten und dafür auch 16 erzielt. Also ein Torverhältnis von 16:7 aus der Vorsaison im Vergleich zu 7:12 aus der aktuellen. Das interessante dabei ist, dass der Kern der Feldspieler aus der aktuellen Saison der gleiche ist wie in der vergangenen Saison. Zwar haben Spieler wie Filipe Luis, Juan Cuadrado oder Petr Cech den Club verlassen, allerdings hat man sich auch dementsprechend verstärkt. Eines ist sicher: Bei Chelsea zählt nur der Erfolg und vor allem mit dieser Mannschaft muss dieser erzwungen werden. Für Jose Mourinho gibt es viel zu analysieren und nun kann er abermals zeigen, warum er sich für „special" hält.
Die Foxes begeistern
Sehr interessant ist die aktuelle Formkurve von Leicester City. Der von Claudio Ranieri trainierte Club steht derzeit auf Rang zwei der Liga und hat, gemeinsam mit Tabellenführer Manchester City, die aktuell beste Offensive der gesamten Liga. Elf Tore in fünf Spielen hat der Aufsteiger nun schon erzielt, dabei aber auch sieben erhalten. Bisher musste Leicester „nur" gegen Bournemouth, Tottenham, West Ham, Aston Villa und Sunderland antreten – die großen Kaliber fehlen noch. Vor dem Saisonstart ist jedenfalls der Hut zu ziehen und man darf gespannt sein, wie die Foxes gegen Manchester, Chelsea und Co spielen werden. Übrigens: Christian Fuchs durfte nach fünf Runden nur 21 Minuten lang zeigen, was er kann. In den Runden drei und vier war er ohne Einsatz im Kader, in der fünften Runde stand er gar nicht im Aufgebot.
Good morning! How's everyone today?
Was macht man in Manchester?
Derzeit ist Manchester City das Team der Stunde in der englischen Premier League. Die Mannschaft von Manuel Pellegrini hat bisher alle fünf Spiele in der Liga gewonnen und das mit einem Torverhältnis von 11:0. Wie in jeder Transferperiode hat man sich bei den Citizens auch diesmal mit Kevin de Bruyne, Raheem Sterling und Nicolas Otamendi absolut namhaft verstärkt und man darf sehr gespannt sein, wie sich die bis dato glücklosen Spieler von Manchester City in der Champions League machen. Die Gruppengegner für den englischen Meister von 2014 sind mit Borussia Mönchengladbach, Juventus Turin und FC Sevilla absolute Gradmesser.
Auch beim Stadtrivalen Manchester United beginnt der Motor zu laufen. Spätestens nachdem man Liverpool FC am Wochenende mit 3:1 nach Hause geschickt hat, hat man bei den Red Devils wieder Sicherheit gewonnen. Louis Van Gaal hat nun die schwierige Aufgabe, die Millionentransfers zu rechtfertigen und mannschaftsdienlich einzusetzen. Am Wochenende wurde der Niederländer jedenfalls um eine Erkenntnis reicher: Es geht auch ohne Wayne Rooney.
Ist Arsenal endlich reif für den Titel?
Wieder ist es nichts geworden mit einem sensationellen Sommertransfer. Arsenal hat im Sommer beispielsweise versucht, Karim Benzema ins Emirates Stadium zu lotsen. Versuch gescheitert. Mit Ausnahme von Petr Cech konnte man keinen einzigen namhaften Spieler verpflichten, doch speziell dieser Transfer könnte sich als Goldgriff erweisen. Dass der Tscheche ein großartiger Torhüter ist, hat er längst bewiesen. Nun bleibt Arsene Wenger nichts anderes übrig, als mit dem weitgehend identen Kader der Vorsaison über die Runden zu kommen. Bis jetzt läuft es aber ganz gut und es ist denkbar, dass der eingespielte Kader auch ein Vorteil sein kann. Nach zuletzt zwei Siegen in Folge gegen Stoke City und Newcastle United steht man punktegleich mit Manchester United auf Rang vier. Im Vorfeld dieser Saison attestierten viele Experten den Gunners das Prädikat „Geheimfavorit". Man darf gespannt sein, wo Arsenal tatsächlich am Ende der Saison stehen wird.
Arsenal's creator-in-chief, Mesut Özil
Endlich auch wieder internationale Erfolge?
Die Premier League hat in diesem Sommer Millionen über Millionen für Transfers ausgegeben – der Rest der Welt kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dass die Top-Mannschaften allesamt einen erstklassigen Kader besitzen, ist ein Faktum. In den vergangenen sieben Jahren konnten jedoch nur zwei englische Mannschaften auch die Champions League gewinnen - Manchester United (2008) und der FC Chelsea (2012). In der vergangenen Königsklassen-Saison hat es nicht einmal ein englischer Verein über das Achtelfinale hinaus geschafft. Die letzten drei Endspiele fanden ebenfalls ohne englische Beteiligung statt. Nicht nur die Besitzer der britischen Topvereine, sondern auch die Fans werden schön langsam ungeduldig. Liga schön und gut, aber nun muss man auf der großen Bühne wieder für Furore sorgen.