Vom Bad-Boy zum authentischen Führungsspieler
Unter Teamchef Marcel Koller hat sich Marko Arnautovic zum absoluten Führungsspieler gemausert. Offene Fragen gibt es derzeit keine, Antworten gibt er nur noch auf dem Feld. Von Michael Fiala
Marko Arnautovic ist jener Feldspieler im österreichischen Nationalteam, der unter Marcel Koller die meisten Einsatzminuten bekommen hat. Und auch bei Stoke City läuft es in dieser Saison deutlich besser als noch vergangenes Jahr: Nicht nur Assists, sondern auch Tore gelingen dem Insel-Legionär derzeit wieder regelmäßig.
Seine eigene Entwicklung beschreibt Arnautovic im Beisein von 90minuten.at so: „Ich denke, ich bin ein Spieler geworden, der einer Mannschaft in jeder Hinsicht – offensiv oder defensiv – helfen will. Das hat bisher gut geklappt, auch wenn es nicht immer leicht ist." Doch das ist natürlich nicht alles, wenn man an Arnautovic denkt. Der österreichische Fußballfan erwartet mehr. Das weiß auch der ehemalige Bremen-Kicker: „Von mir wird immer ein Tor oder ein Assist erwartet. Da ist schon ein kleiner Druck da. Wenn das Spiel beginnt, schalte ich aber komplett ab und konzentriere mich auf das Spiel."
„Derzeit gibt es nur Antworten auf dem Feld"
Den Druck macht sich Arnautovic laut eigenen Angaben auch selbst. „Ich gebe mir selbst den Druck. Ich pushe mich bis zum Limit. Ich weiß vor dem Match, dass ich 100% geben werde. Ob es dann auch mit einem Tor oder einen Assist klappt, kann ich natürlich nicht wissen." Die Zeit, als Arnautovic jedenfalls - vor allem in seinem Klub – seinen Trainer fragen musste, warum es nicht läuft, ist vorbei. Der 26-Jährige beschreibt die jetzige Phase selbstbewusst so: „Derzeit gibt es keine Fragen. Derzeit gibt es nur Antworten auf dem Feld."
Den Unterschied ausmachen
Das war nicht immer so, auch im Nationalteam hat der 192cm große Stürmer andere Zeiten erlebt. In Klagenfurt wurde er zwei Mal ausgepfiffen und mit seinen bekannten „Lo-Nook"-Passes hat er die Fans zum Teil zur Verzweiflung gebracht. Doch es liegt in den Genen von Arnautovic, dass er auf dem Spielfeld den Unterschied ausmachen will. „Die Spieler wissen, was sie an mir haben und was sie von mir erwarten können. Das muss ich Woche für Woche abrufen. Bei uns bei Stoke City hat jeder Spieler denselben Stellenwert. Aber es gibt Spieler in der Mannschaft, die den Unterschied ausmachen müssen. Ich fühle mich in dieser Hinsicht wohl, das gilt auch für das Nationalteam. Aber wir haben gerade im Nationalteam so viel Qualität, dass dies auch andere Spieler machen können. Deswegen spielen wir auch so gut."
„Das will sich keiner nehmen lassen..."
Für die beiden kommenden Spiele in rot-weiß-rot sieht sich Arnautovic voll motiviert. Einerseits geht es darum, die Position in Topf 2 für die Auslosung zur Euro 2016 zu behalten. Andererseits will der Offensivspieler natürlich beim abschließenden Match der Quali gegen Liechtenstein mit von der Partie sein: „Das Spiel gegen Liechtenstein will sich keiner nehmen lassen. Der Trainer wird die beste Elf aufstellen. Ob ich da dabei bin, weiß ich nicht", sagt Arnautovic und warnt davor, die beiden Spiele auf die leichte Schulter zu nehmen: „Das spielt es nicht. Wir sind voll konzentriert und Vollgas geben."
Die Entwicklung von Arnautovic auf dem grünen Rasen in den vergangenen Jahren ist offensichtlich. Aber auch Abseits davon ist der Stoke-Legionär gereift. Mit der englischen Yellow-Press hat er sich noch nicht angelegt und auch die Zeiten, als er bei Medienterminen mit halber Konzentration einen gelangweilten Eindruck vermittelt hat, sind ebenfalls vorbei. Arnautovic' Konzentration ist authentisch, die beiden Spiele gegen Montenegro und Liechtenstein hat er im Visier.
„Mein Plan ist: Freitag ein gutes Spiel"
Viel weiter in die Zukunft will Arnautovic derzeit noch nicht denken, auch wenn das Thema Euro derzeit die österreichischen Sport-Medien dominiert. „Mein Plan ist: Freitag ein sehr gutes Spiel abzuliefern, am Montag ein sehr gutes Spiel abzuliefern. Dann zu Stoke zurück und dort ein sehr gutes Spiel abzuliefern. Und wenn wir bei der Vorbereitung zur EM sind, sitze ich wieder hier, und dann könnt ihr mich noch einmal fragen", sagt ein fokussierter Arnautovic und beendet den Medientermin.