Kritik an Austria Salzburg: 'Ich muss wissen, wie viel Geld zur Verfügung steht'
Mitleid, Ärger, Hoffnung - die Reaktionen der Konkurrenten von Austria Salzburg auf das Fiasko fallen höchst unterschiedlich aus. Eine Reportage von Georg Sander
Wie die Causa Austria Salzburg ausgehen wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Fest steht bis jetzt, dass der Senat 5 am Donnerstag den Verein zu einem Punktabzug und einer Geldstrafe aufgrund der Stadionmisere verdonnert hat. Ein Sanierungsverfahren und der damit der einhergehende Pflichtabstieg wurde vom Verein gestern angekündigt, jedoch bis Donnerstag-Nachmittag noch nicht eingereicht. Es sieht jedenfalls so aus, als ob die Erste Liga-Saison 2015/16 nicht nur rein sportlich entschieden wird. Das ist für die Fans traurig, aber eigentlich sind sie die alljährlichen Lizenz- und Finanzprobleme mehr als gewohnt.
Wattens beobachtet mit Interesse
Kommt ein Verein ins Trudeln, dann betrifft das natürlich aber auch alle anderen beteiligten Klubs. Da wäre zunächst der WSG Wattens zu nennen. Die Tiroler landeten in der vergangenen Saison auf Rang zwei, wie auch im Jahr zuvor. Hätte man der Austria die Lizenz bereits im Frühjahr verweigert, würde nun der Tiroler Verein in der Ersten Liga spielen. „Wir beobachten das sehr interessiert, aber wir äußern uns dazu nicht", gibt Stefan Köck, Sportmanager in Wattens, gegenüber 90minuten.at zu Protokoll. Mehr will man zu der Causa nicht sagen, man habe sich intern schlichtweg darauf verständigt.
"Vielleicht bekommt ja noch ein Verein keine Lizenz"
Eine minimale Verbesserung würde für den Floridsdorfer AC eintreten, wäre die Austria plötzlich Letzter. Der FAC müsste dann „nur noch" eine Mannschaft überholen, um das Saisonziel – Rang 8 – zu erreichen. „Ich weiß darüber nicht viel", sagt der dortige Sportchef Peter Eigl auf Nachfrage von 90minuten.at, „es gab wohl Probleme in der Planung des Stadionumbaus. Da waren die Fehler drinnen. Das waren aber Sachen, die sie machen mussten, sonst hätten sie die Lizenz für Maxglan auch nicht bekommen."
Austria Salzburg und Floridsdorf sind sich überhaupt relativ ähnlich: Auch in Wien mussten umfangreiche Infrastrukturadaptierungen vor der Saison durchgeführt werden. Beim FAC ging das zulasten des Kaders. Einen Somen Tchoyi leistete man sich beim FAC nicht, dafür einen Peter Pacult und zahlt nun aber sportlich auch den Preis für die wirtschaftliche Weitsicht. „Ich muss halt wissen, wie viel Geld zur Verfügung steht. Wir mussten Geld in die Tribünen und die Flutlichtanlagen stecken, das fehlt auf der anderen Seite. Wenn ich dann auch noch in die Mannschaft investiert hätte, wäre es bei uns dasselbe gewesen." Für die kommende Saison plant man trotz 17 Punkte Rückstand auf Wiener Neustadt zweigleisig. „Vielleicht bekommt ja noch ein Verein keine Lizenz", so Eigl.
„Wir haben uns auf Salzburg gefreut"
Einen Sieg und eine Niederlage setzte es für den langjährigen Zweitligisten Austria Lustenau. Für Präsident Hubert Nagel ist das eine schwierige Situation. „Wir haben uns auf Salzburg gefreut, sie sind ein Publikumsmagnet. Die Umbauten waren teuer, dann geht das Vertrauen der Sponsoren schnell verloren", meint Nagel weiter, „Im Interesse des Sports wünscht man sich, dass die Meisterschaft mit allen Mannschaften beendet wird." Er sei „nicht verärgert, das ist der falsche Ausdruck. Ich bin ihnen nicht böse. Es ist einfach eine unangenehme Situation." Der Liga sei laut Nagl allerdings kein Vorwurf zu machen.
„Ich bin überrascht, dass die Bundesliga so tut, als hätten sie das nicht gewusst"
Bei einem Klub, der bald vor einer ähnlichen Situation stehen könnte, sieht man das anders. Wie die Salzburger Austria könnte die Vienna ohne Relegation in die Sky-Go-Erste-Liga aufsteigen. Kurt Garger, Sportchef beim Traditionsverein aus Döbling, gibt sich im Gegensatz zu den anderen Rednern im Gespräch mit 90minuten.at wenig verwundert: „Ich bin wirklich überrascht, dass die Bundesliga so tut, als hätten sie das nicht gewusst. Sie verlangen sehr viel, um die Finanzierung zu dokumentieren. Anscheinend ist das dort nicht passiert. Dass die Austria Probleme mit der Gebietskrankenkassa und dem Finanzamt hat, dass sie kein bundesligataugliches Stadion haben, das ist keine Neuigkeit."