Jorge Mendes: Der Freund und Helfer?
Er hat eins Christiano Ronaldo entdeckt: Jorge Mendes ist eine der mächtigsten Personen am aktuellen Fußball-Horizont. Seine Klienten-Liste gleicht einer FIFA-Weltauswahl mit steigender Formkurve. Dem eigenen Erfolg ordnet er alles unter - auch seine Klie
Der Portugiese gilt als Strippenzieher der ganz großen Fußballtransfers und ist neben Mino Raiola der aktuell wohl erfolgreichste Spielerberater. Doch was machte diesen Mann dazu, was er heute ist? Kurz gesagt: Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Portugal als Zwischenstation
Wir schreiben den 7. Jänner 1966. In der portugiesischen Hauptstadt Lissabon kommt Jorge Paulo Agostinho Mendes zur Welt und sollte knapp 30 Jahre später eine der schillerndsten Figuren im modernen Fußball werden. Mendes hatte den Traum, den wohl jeder zweite Junge einmal hat: Fußballprofi werden. Dieses Vorhaben scheiterte aber schnell und Mendes versuchte sich als DJ, Besitzer von Bars und Nachtclubs, sowie einer Videothek. Schon zu dieser Zeit, Mitte der Neunziger-Jahre, hatte Mendes ein gutes Netzwerk rund um den Fußball aufgebaut. Und dieses Netzwerk brachte ihm im Jahr 1996 seinen ersten Transfer, der für Schlagzeilen sorgte. Der stets in feinem Anzug anzutreffende Portugiese erkannte schnell, dass das Fußballland Portugal zu klein war, um die großen Stars im Land zu halten.
Er begriff Portugal als Zwischenstation – und zwar von Beginn an. 1996 traf Mendes in einer Bar auf den damaligen portugiesischen Torhüter Nuno Herlander Simões Espírito Santo und konnte ihn überzeugen, zu Deportivo La Coruna in die spanische Primera Division zu wechseln. Ab diesem Zeitpunkt legte Mendes seine bisherigen Tätigkeiten beiseite und arbeitete hart daran, sich einen Namen als Spielerberater bzw. -vermittler zu machen. Heute, 19 Jahre später, kann man sagen: Er hat es geschafft.
17-jähriger Ronaldo zu Manchester
Nur neun Jahre nach seinem ersten Transfer vermittelte er einen damals hochtalentierten 17-Jährigen zu Manchester United: Cristiano Ronaldo. Als der vierfache Gewinner des Goldenen Schuhs 2009 zu Real Madrid wechselte, hatte Mendes natürlich auch die Zügel in der Hand. 2004 schloss sich ein Trainer dem Mann an, den Ronaldo als "korrekten und ehrenhaften" Mensch bezeichnet. Die Rede ist von Josè Mourinho. Als Mourinho 2008 zu Inter Mailand wechselte, fädelte Mendes den damals höchstdotierten Vertrag für einen Trainer aller Zeiten ein.
Mendes' Gesellschaft „GestiFute" hat einen „Kader", der in Fußball-Sprache gesprochen „sehr breit besetzt" ist. Im Tor wäre beispielsweise Ederson von Benfica Lissabon anzubieten. In der Verteidigung stehen u.a. Fabio Coentrao, Pepe, Thiago Silva, Ezequiel Garay, oder Eliaquim Mangala zur Verfügung. Das Mittelfeld ist durch James Rodriguez, William Carvalho, Joao Moutinho oder Andre Gomes ebenfalls sehr hochkarätig besetzt.
Prunkstück Offensive
Das absolute Prunkstück in der „Aufstellung" von Jorge Mendes ist aber sicherlich die Offensive. Cristiano Ronaldo, Angel di Maria, Radamel Falcao oder Diego Costa zählen ebenfalls zu seiner Mannschaft. Aber auch die Trainerliste von Mendes ist lange: Paulo Fonseca, Marc Wilmots, Jose Mourinho oder der „Türöffner". Mit Türöffner ist in diesem Fall der vorher angesprochene Torwart gemeint, den Mendes damals vermittelte. Nuno ist übrigens heute Trainer beim FC Valencia.
Wenn man bedenkt, wie viele der Spieler um zum Teil absurd hohe Transfersummen in der vergangenen Saison den Verein gewechselt haben, kann man sich ungefähr vorstellen, wie das Geschäft von Mendes läuft und was für ihn abfällt. Viele von den Spielern, die Mendes unter Vertrag hat, haben einen südamerikanischen Hintergrund und/oder einmal in Portugal begonnen. Mendes hat es geschafft, den portugiesischen Markt gesellschaftsfähig zu machen.
Ein guter Freund in der Chefetage
Luis Campos ist im Weltfußball kein unbekannter Name mehr. Campos hat eine hochrangige Position beim AS Monaco inne. Was hat dies mit Mendes zu tun? Campos ist ein guter Freund von Mendes. Es dauerte nicht lange und Mendes knallte einen Leihvertrag mit Bernado Silva auf den Tisch, der auch zu Stande kam. 2013 kam ein gewisser James Rodriguez aus Portugal zum AS Monaco und wechselte nur eine Saison später für knapp 80 Millionen Euro zu Real Madrid.
Auch der Name Peter Kenyon spielt im Leben von Jorge Mendes eine entscheidende Rolle. Kenyon und Mendes gründeten im Jahr 2010 eine Gesellschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Rechte von Spielern zu kaufen und diese dann gewinnbringend weiterzuverkaufen. Ein Fußballer als Investment also aber weniger als Mensch. Wie sich die Klienten sportlich schlagen, kann Mendes übrigens ziemlich egal sein. Es geht rein darum, eine möglichst hohe Ablösesumme zu erzielen.
Gleiches Businnes, unterschiedliche Einstellung
Es gibt auf diesem Planet wohl nur einen weiteren „Berater", der auf einem ähnlichen Niveau agiert. Dieser Mann hört auf den Namen Mino Raiola. Die Zeitung „Libération" beschrieb Mendes und Raiola folgendermaßen: „Wenn Mino Raiola das Feuer ist, ist Jorge Mendes das Eis". Laut Insidern ist der eher kühle und zurückhaltende Jorge Mendes ein Mann, der sich gern im Hintergrund aufhält. Der Italiener Raiola ist dagegen ein Typ, der gern in Badeschlapfen zu einem Champions-League-Match geht oder im Kapuzen-Pullover mit Clubdirektoren spricht. Raiola beschrieb den Unterscheid zu Mendes einst so: „Mendes und ich sind wie Nordpol und Südpol. Wir haben ein völlig unterschiedliches Verständnis von unserem Business. Trotzdem sind wir beide sehr erfolgreich. Mendes ist ein Investor, dessen Interesse der größtmögliche Profit ist. Mein Interesse gilt ausschließlich meinem Spieler. Ich bin Altruist, er ist Egoist. Ich kümmere mich um meine Spieler, Mendes kümmert sich um sich selbst."
Inwiefern sich Raiola „ausschließlich" um seine Spieler kümmert, sei dahingestellt. Die Liste seiner „Klienten" liest sich jedoch nicht weniger beeindruckend als jene von Mendes: Romelu Lukaku, Paul Pogba, Zlatan Ibrahimovic, Mario Balotelli, Blaise Matuidi oder auch Henrikh Mkhitaryan, um nur einige zu nennen.
Ein Platz in der Fußballgeschichte
Es ist unbestritten, dass Jorge Mendes in seinem Leben viel richtig gemacht hat. Berichten zufolge verdient der mittlerweile 49-Jährige pro Jahr mehr als so mancher Fußball-Superstar. Der Portugiese versteht sein Geschäft, auch wenn seine Methoden, über die man natürlich nicht im Detail Bescheid weiß, oft kritisiert werden. Die Spielerberater Mendes und Raiola sind nichts anderes als Unternehmer, die mit Fußballern und ihrem Umfeld Geld verdienen. Sehr viel Geld. Es ist kein Geheimnis, dass inzwischen die gesamte „Beratungs-Szenerie" in Frage gestellt wird, vor allem der Umgang mit noch minderjährigen Talenten. Im Falle von Jorge Mendes kann man aber jedenfalls behaupten, dass er die Welt schon einige Male mit phänomenalen Transfers erstaunen ließ und somit auch seinen Platz in der Fußball-Geschichte bekommen wird, wenn er ihn nicht schon hat.