Jetzt oder nie? Letzte Chance für Frankreich 2016

Wenn es um den Kader geht, gilt Teamchef Marcel Koller alles andere als experimentierfreudig. Seine „Jungs" bleiben seine Jungs – egal, ob in Hochform oder auf der Tribüne. All jene, die jetzt noch nicht dabei waren, haben daher auch kaum eine Chance auf

 

Marcel Koller hat seinen Kader längst beisammen. Und auch die Startelf für ein mögliches Eröffnungsspiel in Frankreich hat der Schweizer - Verletzungsfreiheit vorausgesetzt – wohl auch schon im Kopf. Einzig neuer mit im Bunde beim aktuellen Kader ist Marco Djuricin, zuletzt auch schon auf Abruf und irgendwie logischer Okotie-Ersatz. Der passt wie die Faust aufs Auge.

 

Für andere Könner aus der heimischen Liga ist der Zug wohl abgefahren, sofern sich nicht noch ein Wechsel ins Ausland ergibt. Wer dieses Mal nicht einmal auf der Abrufliste steht und in der Saison 2015/16 sein Dasein in der österreichischen Bundesliga fristet, ist wohl maximal per TV mit dabei. Aber wen gibt es denn überhaupt, der nicht ohnehin schon im Kader steht oder zumindest auf der Abrufliste? Die Rapidler Mario Sonnleitner und Louis Schaub? Austria-Spielmacher Raphael Holzhauser? Medial und in Foren geistern dann auch noch Namen wie Ashley Barnes herum. Hier gibt sich Koller diplomatisch, zeigt sich interessiert, man weiß aber genau, dass diese Kicker im Normalfall für die Euro 2016 kein Thema mehr sein werden.

 

Alte Waffen für die Zukunft
Auf der Abrufliste stehen einige von Marcel Kollers „Ehemaligen". Sie stünden sofort bereit, um einen frei werdenden Kaderplatz einzunehmen. So etwa Andreas Ivanschitz, der alternde Mittelfeldkicker von Levante. Oder US-Export Emanuel Pogatetz, dessen Saison bei Columbus Crew dieser Tage wieder anfängt. Beide sind keine Nachwuchstalente mehr. Ein schwieriger Fall ist auch Jakob Jantscher, der Marko Arnautovic noch den Quasi-Ausgleich gegen Deutschland aufgelegt hatte. Mittlerweile heißt die Realität des Mitzwanzigers Abstiegskampf in der Schweiz. Aber Koller kennt ihn und würde ihn vorne doch noch in Betracht ziehen. Obwohl Jantscher noch nicht allzu alt ist, steht seine Karriere am Scheideweg. Ein Fragezeichen hinter der Teamkarriere steht auch hinter Michael Liend. Der Fortuna-Legionär ist mit 29 Jahren auch nicht mehr der Jüngste. Sollte die Fortuna allerdings das Glück haben, den Aufstieg doch zu packen, dann würde sich Koller einen Bundesliga-Spielmacher wohl kaum entgehen lassen. Allerdings liegen da noch neun Punkte dazwischen und im zentralen Mittelfeld gibt es eben auch mehr als genügend Konkurrenz.

 


Müsste sich schon viel tun
Statt Thomas Gebauer und Michael Madl könnten sicherlich noch eine Handvoll weitere Torhüter oder Innenverteidiger auf der Abrufliste stehen. Beide sind für ihre Position in passablem Alter und wären als dritter Goalie oder vierter Innenverteidiger ein solides Backup. Doch es dürfte doch auch einiges an Fingerzeig Richtung Ried und Graz sein. Ein „Ich sehe, dass ihr brav arbeitet" - mehr wird es in Summe aber nicht werden. Ähnliches gilt wohl für Rapids Deni Alar. Einen Sonderfall könnte Union Berlin-Kapitän Christopher Trimmel darstellen. Der Rechtsaußen ist erfahren und offensiv gefährlich. Vor ihm stehen aber auch einige andere Kicker. Sollten die Alternativen auf der Rechtsverteidigerposition allesamt ausfallen, könnte der Burgenländer vielleicht schon noch ein Thema werden. Mehr aber auch nicht.

 

Young guns
Berechtigte Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Spielen in den nächsten eineinhalb Jahren dürfen sich wohl Cican Stankovic, Stefan Lainer, Valentino Lazaro und Andreas Weimann machen. Sie sind noch sehr jung, mit übermäßig tollen Leistungen können sie sich eine Einberufung erspielen. Voraussetzung hierbei ist freilich, dass einer der Kaderkicker stagniert. Stefan Lainer ist rechter Verteidiger, seine Konkurrenz heißt Florian Klein und György Garics. Beide schon etwas älter und vor allem der Italien-Legionär Garics könnte ein Wackelkandidat sein. Stankovic wiederum hat für die Euro 2016 nur Chancen auf den Kader. Aber immerhin ist er einer der wenigen Goalies, die zu außergewöhnlichen Leistungen neigen. Tino Lazaro wiederum ist flott, hat viel Talent und kann neben dem Mittelfeld auch auf der defensiven Außenbahn aushelfen. Sein Karriere-Turbo ist derzeit aber eher auf Sparflamme. Ähnliches gilt auf höherem Niveau für Andi Weimann. Der fühlte sich im Koller-System noch nie wirklich wohl, auf einen treffsicheren Stürmer würde der Schweizer aber wohl nicht verzichten können.

 

Wer fehlt im aktuellen Kader?
In Wahrheit niemand – sieht man vom verletzten Rubin Okotie ab. Marcel Kollers Kader ist auf jeder Position zwei- bis dreifach besetzt. Man muss es vielleicht von der anderen Seite her sehen: Welcher Stürmer könnte Janko (oder Okotie) herausspielen? Wer hat so viel Erfahrung, so viele wichtige Tore geschossen? Wer könnte im Mittelfeld die Klasse von Alaba, Junozovic, Baumgartlinger und Co. oder die altersunabhängige Routine in der Abwehr und im Tor ersetzen? Klarerweise drängen einige Junge nach, im In- wie im Ausland. Es ist nun einmal das Los eines europäischen Mittelständlers, eine sehr gute erste Elf zu haben, eine passable zweite sowie eine dritte, die dann eher aus der Verlegenheit heraus geboren wäre.

>>> Der ÖFB-Kader im Detail: Erstmals mit Marco Djuricin

 

Ihr seid gefragt: Wer sollte denn unbedingt im Kader mit dabei sein wer es jetzt noch nicht ist?