György Garics: ‚Es ist wie mit einem Kondom'
György Garics hat schon bessere Zeiten erlebt. Beim FC Bologna ist der 31-Jährige aus für ihn unerklärlichen Gründen am Abstellgleis gelandet. Die persönliche Wertschätzung im aktuellen Verein geht gegen null. Von Michael Fiala
Für György Garics war es beim FC Bologna eine Saison zum Vergessen: Lediglich 756 Minuten stand der ÖFB-Legionär in dieser Saison auf dem Platz für seinen Verein. Am 24. Jänner durfte er das letzte Mal für die Italiener ein Pflichtspiel antreten. Garics' Fazit: "Es kann nur besser werden."
„Bin kein Ronaldo"
Garics selbst hatte in den vergangenen Monaten daher viel Zeit, über die Situation nachzudenken: „Ich kann mir das bei allem Respekt nicht erklären. Ich bin der Erste, der sagt, dass ich nicht Ronaldo bin. Aber ich habe es bisher bei jedem Verein immer geschafft, zum Zug zu kommen. Wenn ich dann von einen auf den anderen Tag gestrichen werde, muss das andere Gründe haben. Ich habe Zeit genug gehabt, darüber nachzudenken, und ich bin schon auf Manches draufgekommen, aber darüber möchte ich nicht reden. Es hat jedenfalls mit dem gespielten Fußball nichts zu tun. Ich bin jetzt jedenfalls für alles offen." Garics will aus dieser Erfahrung aber auch Positives mitnehmen: „Das gehört zum Fußball dazu, auch meine Kollegen wie Janko, Fuchs oder Almer hat es mal erwischt. Man kann aus der negativen Sache sicher viel lernen, es hat mich menschlich gestärkt."
Wie die Zukunft des 31-jährigen aussieht ist derzeit noch nicht klar. In den kommenden Tagen und Wochen soll es jedenfalls aus Sicht von Garics eine Entscheidung geben. Sein Vertrag in Bologna läuft noch ein Jahr. Ein Verbleib ist aber eher unwahrscheinlich. Zu viel Porzellan ist zerbrochen: „So weitermachen wie bisher werde ich sicher nicht. Ich werde mir einen Verein suchen – ob das jetzt wieder Bologna sein wird oder ein anderer, weiß ich nicht. Ich möchte einen Verein finden, wo ich wertgeschätzt werde, so wie es in der Vergangenheit eigentlich auch immer üblich war."
„Es ist wie mit einem Kondom"
Wertschätzung ist das höchste Gut für Garics auf der Suche nach einem neuen Verein. Wertschätzung, die in Italien anscheinend nicht immer gefragt ist. Auf die Frage, ob Spieler am italienischen Transfermarkt wie auf einem Sklavenmarkt hin und her geschoben werden, antwortet Garics: „Es ist kein Sklavenmarkt. Es ist aber wie mit einem Kondom. Du wirst verwendet und dann weggeschmissen. Es ist leider so. Man wird zu einem Gegenstand. In Italien ist aber üblich, dass Spieler getauscht werden, ohne das Geld fließt."
Eine Rückkehr nach Österreich schließt Garics derzeit aus: „Eine Rückkehr nach Österreich kann ich derzeit ausschließen, auch wenn ich prinzipiell dem nicht abgeneigt bin." Er lässt aber anklingen, dass er am Ende seiner Karriere gerne noch einmal für grün-weiß spielen möchte: „Bei mir war Rapid nicht nur irgendein Verein, da habe ich meine ganz Ausbildung bekommen. Das wäre dann ein schöner Abschluss, das wäre aber jetzt noch zu früh. Man soll jedoch niemals nie sagen."
„Wichtig ist, dass mich der Verein haben will"
Auf der Suche nach einem neuen Verein soll vor allem die persönliche Wertschätzung daher wieder im Vordergrund stehen. Ob der neue Klub um die Meisterschaft oder im Europacup spiele, sei nicht entscheidend. Garics: „Wichtig ist, dass der Verein mich haben will, weil er mich kennt, weil er weiß, was ich kann. Ich schaue nicht nur auf das Geld, auch wenn es wichtig ist, weil es wahrscheinlich mein letzter Vertrag sein könnte. Ich würde aber auch gerne in Italien bleiben." Tendenziell weniger interessant für den ÖFB-Legionär sind „exotische Destinationen wie Arabien, Russland oder auch die Türkei." Allzu sehr kann und will Garics auf der Suche potenzielle neue Vereine auch nicht analysieren, ob die Wertschätzung der Spieler gegeben ist: "Im Fußball geht es so schnell. Ich kann nicht zu viel in den Verein hineinschauen."
Dass ihm der aktuelle Verein Steine in den Weg legen wird, hofft Garics natürlich nicht. Derzeit herrscht Funkstille. „Derzeit gibt es mit dem Verein gar keine Gespräche. In den nächsten Tagen und Wochen muss Einiges geschehen, ich möchte wissen, was mit mir passiert. Aber der Verein wird wohl wissen, dass ich weg will. Die werden ja auch keinen Spieler auf der Gehaltsliste haben wollen, der nie spielt. Es wäre eine absolute Gemeinheit, wenn sie mir Steine in den Weg legen. Das habe ich mir nicht als Fußballer, schon gar nicht als Mensch verdient. Egal, von wo ich weggegangen bin, ich habe immer offene Türen hinterlassen. Ich möchte jeden Tag in den Spiegel schauen können."