Gerhard Stöger: ‚Ich hatte auch meine Zweifel'

Mit dem Aufstieg der Salzburger Austria in die Sky Go Erste Liga hat sich Manager Gerhard Stöger einen Lebenstraum erfüllt. Dabei dachte der 49-Jähriger mehrmals ans Aufhören. In der ersten Saison im Profifußball ist der Klassenerhalt das ausgegebene Ziel

 

Gerhard Stöger und sein Team haben das erreicht, wovon er von Anfang an geträumt hatte und wofür ihn viele belächelt haben. Die Salzburger Austria hat mit dem Meistertitel in der Regionalliga West den Sprung in den Profifußball geschafft und startet mit dem Match auswärts gegen St. Pölten am 24. Juli (20:30 Uhr, live auf Sky und ORF Sport+) in eine neue Ära. Äußerlich hat sich Stöger in den vergangenen neun Jahren kaum verändert. Die Haare wurden etwas grauer, die Stirn ein wenig höher. Geblieben ist seine zurückhaltende Art und seine ruhige, leise Stimme, mit der er die Sachen anspricht.

 

Der einzig Verbliebene
Er ist der einzig Verbliebene, der bei der Neugründung der Salzburger Austria am 7. Oktober 2005 im Vorstand war. Zahlreiche Funktionäre, Spieler und Trainer sind in den vergangenen Jahren gekommen und wieder gegangen. Der 49-Jährige blieb stets eine Konstante, die für sämtliche sportliche Belange und darüber hinaus verantwortlich ist.

 

Es waren nicht nur schöne neun Jahre. Fanausschreitungen wie jene gegen Sturm im vergangenen Jahr in Vöcklabruck machten der Austria zu schaffen. Bei einem anderen Match wurde Stöger von einem Zuschauer körperlich attackiert. „Natürlich hatte ich auch meine Zweifel, ob ich das Richtige tue. Aber schlussendlich haben die positiven Aspekte und Momente überwogen, daher habe ich immer weiter gemacht." Die Fans seien ein wichtiger Faktor bei der Austria, üben aber keinen Einfluss bei den Entscheidungen der Vereinsverantwortlichen aus.

 

Überraschungstransfer Somen Tchoyi
Für Gerhard Stöger beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Er ist Fulltime-Manager bei der Austria. Seinen Job beim AMS hat er aufgegeben. Das Business ist ihm nicht fremd. Er war von Ende der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre für den Nachwuchs bei der alten Austria verantwortlich.


Die Sommerzeit ist besonders stressig, gilt es doch, eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen. Der 49-Jährige hetzt von einem Termin zum nächsten, um Gespräche zu führen und Vertragsdetails zu klären. Mit dem ehemaligen Bullen-Kicker Somen Tchoyi ist ihm ein überraschender Transfer gelungen. Der 32-jährige Kameruner gilt zwar als ausgezeichneter Offensivmann, er hat aber auch den Ruf eines schwierigen Charakters. Stöger ist jedoch davon überzeugt, dass er den Verein weiterbringen kann. „Ich habe mit Somen mehrmals gesprochen. Ihm gefällt Salzburg und er will sich hier niederlassen. Wenn er nur 70 Prozent seiner Leistung bringt, hilft er uns schon weiter."

 


Ungewisse Zukunft
Für Stöger ist es allerdings auch eine ungewisse Zukunft. „Ich weiß nicht, was in fünf Jahren sein wird", sagt der Manager. Seinen Plan, als Unternehmensberater tätig zu sein, hat er vorerst ad acta gelegt. „Vielleicht komme ich später mal darauf zurück." Es ist ein eingespieltes Team, das bei den Violetten das Sagen hat. Neben dem wortgewaltigen Obmann Walter Windischbauer schwärmt Stöger vor allem von Coach Jørn Andersen. „Er hat eine sehr zurückhaltende, ehrliche Art. Jørn hat früher in der Deutschen Bundesliga trainiert, lässt das aber nie raushängen. Er blickt nur nach vorn."

 

Das Ziel für die erste Saison in der zweiten Liga ist der achte Platz und damit der Klassenerhalt. „Es wird schwierig, aber wir können das schaffen", so Stöger. Die Austria werde ähnlich spielen wie in der abgelaufenen Saison in Regionalliga. „Coach Andersen ist ein Fan des Offensivfußballs, aber natürlich werden wir die Defensive nicht vernachlässigen."

 

Wo spielt die Austria?
Die ersten Heimpartien müssen die Violetten im Ausweichstadion in Schwanenstadt austragen. Die Umbauarbeiten in Maxglan haben sich verzögert und werden erst Anfang September abgeschlossen sein. Generell kann diese Anlage, obwohl gerade sehr viel Geld investiert wurde, keine Dauerlösung sein; es fasst gerade Mal 1.700 Zuschauer und erfüllt damit lediglich die Mindestanforderungen der Bundesliga. „Ich träume von einem eigenen Stadion für 5.000 bis 7.000 Zuschauern", sagt Stöger.

 



 

Die Hoffnung lebt daher, dass die Violetten in absehbarer Zeit ihre Partien in Grödig austragen. Eine Regeländerung der Bundesliga macht es möglich, dass mehr als zwei Vereine ihre Spiele im selben Stadion austragen dürfen. Es hat bereits Gespräche zwischen den Verantwortlichen der Austria und jener von Grödig gegeben, allerdings noch ohne Ergebnisse. „Grödig ist von der Infrastruktur ideal. Wir haben alles versucht, anstatt in Schwanenstadt dort zu spielen. Es ist uns aber bisher versagt geblieben", sagt Stöger. So wird es zumindest kurz- bis langfristig auch bleiben, wie 90minuten.at in Erfahrung bringen konnte. Die violette Infrastrustrukturproblematik bleibt somit weiterhin ein (Krisen-)Thema.

>>> Bundesliga lockert Stadion-Regelungen: Grödig bleibt für Austria Salzburg aber tabu